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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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der Feststellung, dass er gar keine besaß. Wem er sie möglicherweise geliehen haben könnte, fiel ihm nicht ein. Vielleicht hatte er sie auch einfach irgendwo vergessen. Egal! Er machte sich auf den Weg in Richtung Zentrum, wohin es nicht besonders weit war. Ein hoch gewachsener Mann mit federndem Gang und einer selbstsicheren, aufrechten Haltung. Er ging an Kirres Würstchenbude vorbei und passierte eine Plakatwand, an der gleich mehrere Aushänge nebeneinander aufgereiht waren.
    Abrupt hielt er an. Besaß er etwa hellseherische Fähigkeiten? Hatte er das nicht bereits im Gefühl gehabt? Seine Intuition war eigentlich schon immer ziemlich gut gewesen. Doch manchmal wiederum konnte er sich leider überhaupt nicht auf sie verlassen. Zum Beispiel letzten Freitag, als er nicht begriffen hatte, dass er im Vergnügungspark nichts zu suchen hatte. Jedenfalls nicht auf diesem Kostümfest.
    Aber jetzt ging es schließlich um etwas anderes.
    Das Bild mit dem verschwundenen Mädchen stach ihm von sämtlichen Aushängen ins Auge. Viktoria hieß sie, wie er in großen Lettern lesen konnte. Schwarze Druckbuchstaben, wie auf einer Traueranzeige.
    Das war sie. Das Mädchen.
    Ihn erfasste unmittelbar eine nahezu übermächtige Luftnot, doch nach ein paar tiefen Atemzügen erlangte er schließlich wieder die Kontrolle über seinen Körper.
    Sie mussten sie finden! Dafür würde er sich persönlich einsetzen. Die neue Aufgabe erfüllte ihn mit Tatendrang und drängte sein eigenes Gefühl, zu kurz gekommen zu sein, beiseite. Er würde das Mädchen retten, dafür sorgen, dass sie gefunden wurde, und wenn er dafür Tag und Nacht schuften musste.
    Eine starke, aufwühlende Unruhe breitete sich in seinem Körper aus. Brachte seinen Kreislauf in Schwung. Trieb seine Schritte voran.
    Manchmal war es eben wichtig, nicht zu spät zu kommen.
     
    Jesper Gren war an der Reihe mit Telefondienst, nachdem Lennie Ludvigson Feierabend gemacht hatte. Gerade kam er mit einem Becher Kaffee vom Automaten zurück, als ein Anruf von einem gewissen Birger Berg einging. Einen kurzen Moment überlegte er, ob es sich um Peter Bergs Vater handeln könnte, sah dann aber ein, dass der Nachname ziemlich häufig vorkam.
    Birger Berg, der langsam und in breitem Småländisch sprach, kannte das verschwundene Mädchen, wie er berichtete. Sie hatte ihm und seiner Frau in ihrer Wohnung Maiblumen verkauft.
    »Und wann war das?«, wollte Jesper Gren wissen, der das Adrenalin in seine Adern schießen spürte. Es konnte wohl kaum heute Morgen gewesen sein, aber vielleicht gestern Nachmittag.
    Seine Hoffnungen wurden jedoch schnell zunichte gemacht. Er erhielt zur Antwort, dass das Mädchen vor über einer Woche bei ihnen gewesen war.
    Sein Hinweis war nach Jesper Grens Ansicht nicht besonders aufschlussreich, da Viktoria noch am gestrigen Tag gegen drei Uhr nachmittags gesehen worden war. Doch er trug pflichtschuldigst alle Informationen die Adresse des Mannes betreffend sowie Zeitpunkt und Datum in ein Formular ein, bedankte sich höflich für sein Engagement und beantwortete den nächsten Anruf. Er kam von einer Dame, die am selben Tag, an dem Birger Berg dem Mädchen die Blumen abgekauft hatte, ebenso eine Blume von Viktoria erstanden hatte, allerdings vor dem Supermarkt. Auch das notierte er, nahm daraufhin einen Schluck Kaffee, brach sich dazu ein Stückchen Schweizer Nussschokolade ab, zerkaute es genüsslich und steckte sich schließlich noch ein Stück in den Mund. Zur Sicherheit hatte er sich mit einer großen Tafel eingedeckt, zweihundert Gramm. Denn der Abend konnte lang werden. Um ganz sicherzugehen, besaß er noch eine weitere in Reserve. Die Schokoladentafeln waren jeweils im Zweierpack auf einem Extrastapel bei Kvantum zum Sonderpreis angeboten worden.
    Er wischte seine klebrigen Finger an den Hosenbeinen ab und nahm schließlich ein weiteres Gespräch entgegen. Ein Mann, der ein Stück weiter oben in der Kikebogatan wohnte, meldete sich. Er behauptete mit Bestimmtheit, dass das betreffende Mädchen am Nachmittag zuvor in seiner Straße in ein Auto gesprungen sei, was daraufhin wegfuhr.
    »Zu welchem Zeitpunkt geschah das?«
    »Ich denke, um kurz nach drei. Ich hatte gerade die Dreiuhrnachrichten gehört.«
    »Konnten Sie erkennen, wer sie mitgenommen hat?«
    »Nein. Die Fahrerin wurde von meinem Blickwinkel aus von dem Auto verdeckt, als sie sich ans Steuer setzte.«
    »Konnten Sie erkennen, um welches Modell es sich handelte?«
    »Nein, sie sehen ja alle

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