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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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konnte.
    Als sich sein Bericht dem Ende näherte, verschränkte sie die Hände hinter dem Kopf, hielt die Luft an, bis sie puterrot im Gesicht wurde, und ließ daraufhin ihre Arme mit einem lauten Seufzer fallen.
    »Ziemlich herausfordernde Situation«, war Peter Bergs abschließender Kommentar.
    »Stimmt, man bildet sich ja immer ein, dass zumindest die eigenen Kinder um einen trauern, wenn man stirbt«, hob Louise hervor.
    »Ja, genau«, entgegnete Berg vage und fragte sich im Stillen, wer in diesem Fall ihn vermissen würde.
    Die Geräusche im Korridor ebbten ab. Die Leute waren vermutlich nach draußen gegangen.
    »Jetzt besitzen wir ja bedeutend mehr Informationen über das Leben von Doris Västlund, als man ahnen konnte«, meinte Louise froh.
    »Ich glaube nicht, dass ich überhaupt etwas geahnt habe«, entgegnete Peter Berg neutral.
    Ihre Augenlider flackerten.
    »Stimmt, ich eigentlich auch nicht. Es war einfach nur ein dummer Spruch.«
    Ihre Worte klangen merkwürdig. Sie fluchte im Stillen selbst darüber, dass sie sich so kindisch verteidigen musste. Aber sie war äußerst empfindlich, was die Kommentare anderer betraf. Wollte alles richtig machen. Am liebsten immer. Besonders jetzt, wo sie wusste, dass sie in gewisser Hinsicht Glück gehabt hatte. Denn sie hätte niemals diesen Posten erhalten, wenn Claesson nicht auf seine alten Tage noch Vater geworden wäre. Wer hätte das auch ahnen können? Nach ihrem Dafürhalten machte es keinen großen Sinn, die eigene Karriere im Voraus zu planen. Denn man konnte nie wissen, was dazwischenkam. Oder, besser gesagt, was in manchen Fällen niemals eintraf, einigen verbitterten älteren Kolleginnen nach zu urteilen. Sie hatten bis um die vierzig herum geglaubt, dass es ausreiche, intensiv zu arbeiten. Und dennoch hatten die Männer die verantwortungsvollen Posten erhalten.
    Sie selbst hatte zumindest Glück gehabt. Auch wenn es sich wieder einmal um eine typisch weibliche Sichtweise handelte, in Kategorien wie Glück zu denken, sobald man einen beruflichen Aufstieg verbuchen konnte. Das hatte auch ihre Freundin Monica mehrfach versucht, ihr begreiflich zu machen. »Du hast Ahnung von deinem Job«, hatte sie gesagt. »Kapier das doch endlich! Du bist gut! So einfach ist das.«
    Und dennoch war es mit großer Anspannung verbunden, die aktuellen Ermittlungen voranzubringen, dabei nicht übereifrig zu sein und nicht zu viele Spuren auf einmal zu verfolgen, ohne zwischendurch innezuhalten. Obwohl sie schon so lange dabei war und ihren Job von der Pike auf gelernt hatte, machte sie ihre neue Position in gewisser Weise nervös. Und gleichermaßen aufgekratzt. Spornte sie an, setzte sie unter Stress, beunruhigte sie und störte nicht zuletzt ihren Nachtschlaf. So wie es Herausforderungen eben an sich hatten. Was ihren Schlaf anbelangte, so hätte der allerdings auch ohne diese Herausforderung gelitten.
    Die Spannung, der Nervenkitzel, der Zusammenhalt und das Teamwork in der Gruppe waren wohl die Gründe dafür, dass sie überhaupt bei der Polizei arbeitete und sich dort immer noch wohl fühlte. Als sie Krankenschwester gewesen war, was schon einige Zeit zurücklag, hatte sie sich eher eingesperrt gefühlt. Wie ein Tier in einem Käfig. All diese Frauen, die von Fürsorge und Wohlwollen erfüllt waren und sich gegenseitig in ihren Positionen klein hielten. Keine durfte sich hervortun, besser als die anderen sein. Nein, sie hatte ihren Berufswechsel nie bereut.
    Sie wusste, dass sie kämpfen konnte, das war schon immer so gewesen, doch der Weg nach oben war in den letzten Jahren tendenziell zu lang und vielleicht auch etwas zu steil gewesen.
    Zum Glück hatte sie im Moment Peter Berg vor sich sitzen. Ein fester Bezugspunkt. Genau wie Janne Lundin.
    »Was denkst du?«, wollte sie in einem Versuch, zum Thema zurückzukehren, wissen.
    Selbst Louise spürte, dass eine gewisse Vorsicht im Raum stand. Sie wusste außerdem, dass es mit ihr zusammenhing. Sie drehte ihren Kopf dem Kollegen zu, suchte Blickkontakt, lächelte kurz, als wollte sie ihn bitten, ein wenig Nachsicht mit ihr zu üben.
    Meine Güte, wie blass sie war, fiel es Peter Berg auf.
    Tja, was dachte er? In der Tat ging ihm so einiges durch den Kopf. Er versuchte seine Gedanken zu sortieren.
    Was denkst du? Dieser Begriff wurde von sämtlichen Mitgliedern ihrer Gruppe häufig benutzt und bedeutete ungefähr, dass man frei assoziieren konnte, ohne dafür etwas auf die Finger zu bekommen. Also raten, Annahmen äußern

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