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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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lassen, unter anderem über den familiären Hintergrund des Mädchens. Sie schloss die Tür zu ihrem Dienstzimmer. Las und blätterte, versah einige Passagen mit Anmerkungen und führte diverse Telefonate. Sie arbeitete mehrere Stunden hintereinander konzentriert.
    Irgendwann gegen drei Uhr nachmittags stellte sich das erste, noch recht diffuse Gefühl von eventuellen Zusammenhängen ein. Die Spannung stieg.
    Deshalb hatten ihre Wangen ziemlich Farbe bekommen, als sie das Präsidium verließ und zum Auto ging. Zuerst fuhr sie am Kiosk an der Ecke vorbei und kaufte für alle Eventualitäten noch ein paar Bananen, um sich dann in Richtung Wasserturm auf den Weg zu machen.
    Die Kupplung schleifte, als sie in den dritten Gang schaltete. Nicht auch noch das!, fluchte sie innerlich. Sie hatte eiskalt kalkuliert, dass ihr Auto es noch eine ganze Weile machen würde.
    Morgen würde sich zumindest schon mal eine Sache klären. Um elf Uhr hatte sie ihren Termin in der gynäkologischen Ambulanz. Sie überlegte, was sie den Kollegen erzählen sollte, ohne dass ihr Verschwinden auffiel. Vermutlich konnte sie sich jedoch die volle Konzentration auf die Suchaktion zunutze machen. Sie gehörte zum Glück nicht zur Einsatzmannschaft, was ein Davonschleichen sicherlich um einiges erschwert hätte.
    Das Wohngebiet mit den Mietskasernen am Solvägen wirkte derart ausgestorben, als sei gerade ein Trupp von Anticimex, dem Unternehmen für Schädlingsbekämpfung, dort gewesen und hätte alles ausgeräuchert. Und das, obwohl Sonntag und bestes Wetter war, sodass man sich ohne Probleme auf den Terrassen oder Balkonen hätte aufhalten können. Im Villengebiet hingegen, das sich ein paar Straßen weiter anschloss, waren die Vorbereitungen für den Frühling in vollem Gange. Man hatte Feuer gemacht, um alte Zweige und Laub zu verbrennen, und Louise beobachtete die Rauchsäulen, die gen Himmel stiegen. Es war nicht mehr lang bis zum letzten Apriltag, der Walpurgisnacht.
    Louise sehnte sich danach, selbst zu einem Spaten zu greifen, ihre eigene kleine Rasenfläche zu harken, Zweige zurückzuschneiden und die Rosen zu stutzen. Es gab ihrer Meinung nach nur wenige Beschäftigungen, die so entspannend waren wie Gartenarbeit. Doch sie erinnerte sich auch an Zeiten, in denen sie ihren Garten eher als Belastung empfunden hatte. Es war natürlich kein Zufall, dass er gerade jetzt in den Fokus ihrer Überlegungen rückte. Jetzt, wo sie im Begriff war, ihn aufgeben zu müssen, nahmen die Dinge eine andere Dimension an. Wie sehr würde sie ihr kleines Fleckchen Grün vermissen? Aber vielleicht würde sie sich ja einen Kleingarten zulegen können. Eine eigene Parzelle. Nicht allzu pflegeintensiv, aber dennoch groß genug, um ihrem Pflanzeifer freien Lauf zu lassen.
    Selbst im Treppenhaus war es totenstill. Ihre Absätze hallten. Das Geklapper flößte ihr Scham ein, als wäre sie gekommen, um alles aufzuschrecken, regelrecht auf den Gefühlen anderer herumzutrampeln und den Schmerz somit von neuem anzufachen. Sie versuchte, ihre Schuhe so lautlos wie möglich aufzusetzen, während sie langsam Stockwerk für Stockwerk erklomm. Sie hatte nicht vorher angerufen und sich angemeldet, wahrscheinlich weil sie selbst ihrem Besuch mit gemischten Gefühlen entgegensah.
    Bevor sie klingelte, holte sie tief Luft. Sie stand vor der Wohnungstür des verschwundenen Mädchens, und ihr Herz pochte nervös. Sie würde der Frau keinen Trost spenden können.
    Doch es öffnete keiner. Sie klingelte erneut und wartete. Schließlich sah sie ein, dass sie aufgeben musste. Als sie jedoch auf halbem Weg nach unten war, hörte sie, wie sich ein Schlüssel im Schloss bewegte, woraufhin die Tür einen Spaltbreit geöffnet wurde. Ein schmaler Spalt, durch den sie zwei verschreckte Augen im Halbdunkel musterten.
    Louise beeilte sich, ihren Polizeiausweis vorzuzeigen. Sie wedelte regelrecht vor ihrer Nase mit ihm, um die Frau davon zu überzeugen, dass sie Polizistin war. Nach einem neuerlichen Zögern öffnete sich die Tür ganz, woraufhin die nahezu gebrochen wirkende Mutter von Viktoria sie mit ihrem Blick festnagelte.
    »Haben Sie sie gefunden?«, lautete ihre erste Frage.
    Louise spürte, wie ihr eigener Mut sank. Sie hatte gesehen, wie die Hoffnung in den Augen der Mutter erlosch, und verfluchte sich dafür, dass sie so dumm gewesen war, nicht vorher anzurufen.
    »Nein«, gestattete sie sich zu antworten.
    Die Frau zitterte wie Espenlaub, als sie mit hilflos herabhängenden

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