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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Louise nach.
    »Vor einiger Zeit«, flüsterte sie.
    »Vor wie langer Zeit genau?«
    Viktorias Mutter antwortete nicht. Louise wiederholte ihre Frage.
    »Vor wie langer Zeit haben Sie Kontakt mit ihm aufgenommen?«
    »Vor ein paar Wochen vielleicht«, flüsterte sie erneut.
    »Und was hat er da gesagt?«
    Erneutes Zögern.
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Nein.«
    »Was wollten Sie von ihm?«
    Ein kurzes Achselzucken, woraufhin sich die Frau aufrichtete.
    »Dass er seiner Verantwortung nachkommt.«
    »Aber warum wollten Sie gerade zu diesem Zeitpunkt, dass er seiner Verantwortung nachkommt? Ich meine, Sie sind doch bisher auch ohne seine Hilfe zurechtgekommen.«
    »Darum«, antwortete sie wie ein Kleinkind.
    »Warum?«
    »Weil es ziemlich teuer ist, allein erziehend zu sein. Besonders jetzt, wo Viktoria älter wird. Sie braucht so vieles … und ich kann mir, weiß Gott, nicht alles leisten. Nicht jetzt, wo …«
    »Wo was?«, hakte Louise erneut nach.
    »Wo Gunnar ausgezogen ist.«
    Ihr Mund bebte, und sie griff nach einer Zigarette.
    »Er ist vor einiger Zeit ausgezogen«, erklärte sie, und die Tränen begannen erneut zu laufen.
    »Sie haben also keinen Kontakt mehr zueinander, Sie und Gunnar?«, fragte Louise.
    »Doch. Nur, wir wohnen nicht zusammen. Nicht mehr.«
    »Wann ist Gunnar ausgezogen?«
    »Vor fünf, sechs Wochen.«
    »Seitdem haben Sie ihn nicht mehr getroffen?«
    »Doch. Zuerst nicht, aber dann. Wir haben wieder angefangen, uns zu treffen.«
    »Und wer hat bezüglich seines Auszugs die Initiative ergriffen?«
    »Er. Er wollte seine Freiheit, wie er sagte, und außerdem hatte er eine Wohnung gefunden.«
    »Und Sie?«
    »Ich hab ihn vermisst. Es wurde ziemlich einsam ohne ihn.«
    »Und wer hat den Kontakt wiederhergestellt?«, wollte Louise wissen.
    Die Mutter zog intensiv an ihrer Zigarette.
    »Das war wohl er.«
    »Er kam also zu Ihnen und Viktoria zurück?«
    »Ja.«
    »Wie ist es dazu gekommen?«
    »Ich habe ihn gebeten, Viktoria abzuholen, als sie mit ihrem Fahrrad gestürzt war. Er besitzt ja ein Auto, und ich saß bei meiner Arbeit fest, allein mit all den Menschen, die ich zu betreuen hatte, also konnte ich dort nicht weg.«
    »Sie haben ihn also angerufen?«
    »Ja.«
    »Wann war das?«
    »Vor einer Woche, eine hilfsbereite Frau kümmerte sich inzwischen um Viktoria.«
    »Aber Sie hatten bereits vorher, also bevor Gunnar zurückkam, Viktorias Vater kontaktiert? War das so?«
    »Ja.«
    »Aber Sie haben ihn nicht persönlich getroffen?«
    Kopfschütteln.
    »Wenn ich Ihnen nun sage, dass wir in Erfahrung gebracht haben, wie er heißt, und vorhaben, ihn auf dieses Thema anzusprechen, was sagen Sie dann?«
     
    Louise parkte ihr Auto in der Friluftsgatan. Ein ziemlich umständliches Unterfangen, da die einzige freie Parklücke recht klein war, was ihr schließlich, nicht ohne einen gewissen Stolz zu empfinden, gelang.
    War es Zufall, dass sie sich schon wieder hier befand? Vermutlich nicht.
    Sie schaute zu Doris Västlunds Wohnung hoch. Die Grünpflanzen waren von den Fensterbänken entfernt worden, ansonsten sah es immer noch so aus, als würde jemand dort wohnen.
    Die Gardinen hingen genau so wie vorher, man hatte sie weder abgehängt noch zugezogen. Die Fenster waren geschlossen. Sie gingen nach Süden, sodass die Sonne den ganzen Tag darauf geschienen und die Wohnung erwärmt haben musste. Die meisten Nachbarn hatten ihre Fenster gekippt.
    Doch dieses Mal wollte sie keinen Besuch in der Wohnung von Doris Västlund machen, sondern ein Stockwerk höher. Sie benutzte den so genannten Besuchereingang und nicht den Eingang vom Hof her, auf welchen sie sich konzentriert hatten während der Ermittlungen im Waschküchenmord, die, nebenbei gesagt, ziemlich an Schwung verloren hatten. Doch noch war nichts verloren, da gerade mal eine gute Woche vergangen war. Doch das Risiko, dass ihnen noch ein weiterer Fall dazwischenkam oder eine andere Sache, die unmittelbar ihre Aufmerksamkeit erforderte, war ständig gegeben. Sie hatte das mehr als einmal erleben müssen. Das wäre besonders unangenehm, da das Verbrechen in der Waschküche weder eine relevante gesellschaftliche oder politische Dimension im Zusammenhang mit berühmten Persönlichkeiten einnahm noch das Interesse der Massenmedien aus dem einen oder anderen Grund übermäßig ausgeprägt war.
    Doch andererseits kam es vor, dass ein besonders pedantischer oder für den Moment nicht ausgelasteter Kollege die Akten alter ungelöster Fälle hervorholte, sei es

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