Toedliche Blumen
aus und besaßen eine dunklere Nuance.
Noch bevor Louise die Tür zur Straße öffnen konnte, stand Rita Olsson bereits vor ihr. Sie sah sie überrascht an.
»Wir haben heute geschlossen«, klärte sie Louise auf, während ihre Augen sich zu schmalen Strichen zusammenzogen.
»Ich weiß«, entgegnete Louise und stellte sich vor.
Rita Olsson betrachtete sie skeptisch. Plötzlich wusste Louise nicht mehr genau, wie sie das Gespräch beginnen sollte. Es fiel ihr nichts anderes ein, als direkt zur Sache zu kommen.
»Was für eine Automarke fahren Sie?«
Die Frau wurde blass.
»Darf ich fragen, warum Sie das wissen wollen?«
»Reine Routine. Wir suchen nach einem Mädchen, wie Sie vielleicht wissen.«
Rita Olsson starrte sie ungläubig an.
»Wir haben gehört, dass sie eventuell von einer Frau aufgegriffen worden ist, die Möbelstücke in der …«
»Volkswagen«, unterbrach sie Rita Olsson mit monotoner Stimme.
»Farbe?«
»Weiß.«
»Steht es hier?«
»Ja. Auf der Straße.«
»Besitzen Sie noch ein anderes Auto?«
»Nein.«
»Können Sie sich daran erinnern, ein Mädchen namens Viktoria mitgenommen zu haben?«
»Ja, natürlich. In der Kikebogatan stieg sie ein«, sagte sie, als sei es das Natürlichste auf der Welt. »Ich habe sie nach Hause gefahren.«
Louise dachte, sie hörte nicht richtig.
»Sie wissen also nicht, dass das Mädchen verschwunden ist?«
Rita Olsson schaute sie entsetzt an.
»Nein. Davon hatte ich keine Ahnung«, antwortete sie und sah aufrichtig beunruhigt aus.
Einige Verbrecher hatten das Lügen zu einer der schönen Künste erhoben. In den meisten Fällen jedoch war ihr Verhalten in Verhörsituationen ziemlich nervig und regelrecht ermüdend.
Jetzt hingegen saß Louise Jasinski eine, soweit sie es beurteilen konnte, vollkommen unbefleckte und selbstsichere Möbeltischlerin mittleren Alters in ihrem Dienstzimmer im Präsidium gegenüber. Louise hatte in dem einen, Rita Olsson im anderen Sessel Platz genommen. Sie saßen ein wenig abgewandt voneinander mit einem kleinen Tisch zwischen sich. Man konnte also seinen Blick immer mal wieder von der Verhörleiterin abwenden und nachdenken.
»Sie haben Viktoria also am Freitag gegen drei Uhr nachmittags in der Kikebogatan aufgegriffen und sie in der Nähe ihres Zuhauses wieder abgesetzt. Stimmt das so?«, fragte Louise.
»Ja.«
»Und Ihre Erklärung dafür, dass Sie uns das nicht früher mitgeteilt haben, hängt damit zusammen, dass Sie nicht wussten, dass das Mädchen als vermisst galt?«
»Genau. Es tut mir wirklich leid, aber ich bin die meiste Zeit in der Gegend herumgefahren und habe Möbel abgeholt und ausgeliefert. Am Freitag hab ich bis spätabends gearbeitet und mich hingelegt, sobald ich nach Hause kam.«
»Sie haben also weder die Plakate bemerkt noch Nachrichten geschaut?«
Rita Olsson schüttelte mit dem Kopf. Wer’s glaubt, wird selig!, dachte Louise.
»Wie kam es dazu, dass Sie sie mitgenommen haben? Können Sie dazu etwas sagen?«
»Wir kannten uns ja von letzter Woche. Ich hatte ihr geholfen, als sie einen Fahrradunfall hatte. Ich hatte sie auf der Straße gefunden, sie konnte nicht aufstehen, und ich dachte zuerst, dass ich einen Krankenwagen rufen müsste, aber es war dann doch nicht so schlimm. Da keiner ihrer Angehörigen sie direkt abholen konnte, musste sie mit mir zur Werkstatt kommen und dort bleiben, bis ein Mann kam und sie nach Hause brachte.«
»Wer war dieser Mann?«
»Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nicht mehr an seinen Namen.«
»Aber es war jemand, den sie kannte?«
»Ja, natürlich. Da bin ich mir absolut sicher.«
»Aber nicht ihr Vater?«
»Ich hatte den Eindruck, dass er es nicht war.«
»Aus welchem Grund?«
»Viktoria hat nur von ihrer Mama gesprochen. Wir haben die ganze Zeit versucht, sie zu erreichen. Ihren Vater hat sie überhaupt nicht erwähnt.«
»Dieser Mann hat also sie und das Fahrrad abgeholt?«
»Ja.«
»War sein Name möglicherweise Gunnar?«
»Ja, richtig. So hieß er. Oder jedenfalls so ähnlich. Ein gewöhnlicher Name.«
»Zu welcher Zeit wurde Viktoria abgeholt?«
Rita Olsson schob ihr Kinn vor und schaute aus dem Fenster.
»Vielleicht so gegen fünf oder sechs.«
Louise ließ sich die Antwort auf der Zunge zergehen.
»Es war am selben Tag, als Doris Västlund in der Waschküche gefunden wurde«, klärte sie die Frau ihr gegenüber schließlich auf.
Rita Olsson zuckte zusammen.
»Ja, das stimmt wohl.«
»Warum haben Sie uns vorher nichts
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