Toedliche Blumen
durchgeführt worden war und man im Großen und Ganzen alle Ressourcen, die man auftreiben konnte, mobilisiert hatte. Leider ohne Resultat.
Dann wurde Conny Larsson, dem Koordinator der Suchaktion, wie man der Bildbetitelung entnehmen konnte, das Mikrofon unter die Nase gehalten. Er sah ziemlich übernächtigt aus. Auch er beschrieb die Lage als prekär, beeilte sich aber zu betonen, dass man beabsichtigte, die Suche unter Hochdruck fortzusetzen. Er garantierte in gelassenem värmländischen Dialekt, dass man Viktoria am Ende finden würde. Der Frage des Reporters nach seiner Einschätzung, ob man sie denn auch lebend finden würde, wich er galant aus.
»Wie entsetzlich für die Mutter«, kommentierte Claes und begann das andere Bein zu dehnen.
Schließlich kam Lundin wieder ins Bild. Über einem hellblauen Hemd trug er einen dunkelblauen Pullover, auf dem in goldenen Lettern das Wort »Polizei« gestickt war. Er wirkte sowohl ansprechend gekleidet als auch verlässlich und Vertrauen erweckend.
»Trägt er immer diese Dienstkleidung?«, wollte Veronika wissen.
»Nein. Die Sachen hängen meistens auf einem Bügel in seinem Dienstzimmer.«
Lundin richtete eine abschließende Bitte an die Öffentlichkeit.
»Melden Sie sich umgehend, wenn Ihnen in den vergangenen Tagen irgendetwas Außergewöhnliches aufgefallen ist. Zögern Sie nicht! Auch wenn Sie selbst nicht den Eindruck haben, dass Ihr Hinweis interessant sein könnte. Wir nehmen alle Tipps entgegen und entscheiden dann, welche für die Suchaktion von Bedeutung sein könnten.«
Janne Lundin hatte sich nach der Pressekonferenz und dem Fernsehinterview in seinem Raum umgezogen. Der Journalist, der den Beitrag aufgezeichnet hatte, musste sich beeilen, um rechtzeitig zu den Abendnachrichten mit dem Zusammenschneiden des Materials fertig zu werden. Eventuell würde der Beitrag nicht nur in den regionalen Ostnachrichten, sondern auch in den Sendungen Rapport und Aktuell gebracht werden.
Lundin blieb noch eine Weile im Präsidium und plauderte mit Gotte und Brandt. Sie unterhielten sich über andere Dinge als das verschwundene Mädchen. Unter anderem über ihre Pläne für den Sommer und diverse Automarken. Der Fall Viktoria war außerdem so betrüblich, dass ihnen dazu langsam, aber sicher die Worte ausgingen.
Am liebsten wollte er auf dem schnellsten Weg nach Hause zu Mona fahren, rief sie aber pflichtbewusst an und informierte sie darüber, dass mit ihm nicht vor einer oder zwei Stunden zu rechnen sein würde. Denn er hatte noch etwas zu erledigen. Sie könne ja unterdessen die Zeit nutzen und mit dem Hund rausgehen, sodass er es später nicht auch noch tun musste. Es wäre nett, wenn sie mit dem Essen auf ihn warten würde, fügte er noch hinzu.
»Es ist doch viel schöner, gemeinsam zu essen«, meinte er.
Sie stimmte ihm zu, wie immer. Man musste eben die kleinen Vorzüge des Alltags genießen. Ein gemütliches Abendessen mit der Ehefrau in den eigenen vier Wänden. Vielleicht mit einem Gläschen guten Weins.
Mona hatte im Übrigen im Moment ziemlich viel um die Ohren, nachdem sie eine Zeit lang Leerlauf gehabt hatte, da sie in ihrem Job als Kassiererin bei der Post arbeitslos geworden war. Seit einiger Zeit betrieb sie nämlich einen kombinierten Tabak- und Geschenkartikelladen, und nun plante sie, auch Bücher ins Sortiment aufzunehmen. Die wurden ihrer Meinung nach nicht so schnell gestohlen. Bisher hatte sie unerfreulicherweise schon drei Einbrüche miterleben müssen, wobei ihr etliche Stangen Zigaretten abhanden gekommen waren.
Janne Lundins Auto fand den Weg unterdessen fast von selbst. Er stieg die Treppe hinauf, nachdem er schon von draußen gesehen hatte, dass in der Wohnung Licht brannte. Er klingelte. Einen Augenblick später starrte ihn ein verwundertes Männergesicht an.
»Sie erkennen mich vielleicht nicht wieder«, begann Lundin, streckte seine Hand aus und stellte sich vor.
Ausgerechnet Lundin war an den früheren Verhören mit Johansson nicht beteiligt gewesen, er hatte sich mehr mit diversen Vorgängen in der Peripherie befasst. In dieser Situation konnte es ihm zum Vorteil gereichen, sich aber genauso gut als Nachteil erweisen.
»Ich würde gerne hereinkommen«, sagte er, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, und war über die Schwelle getreten, noch bevor Johansson protestieren konnte.
Lundin duckte sich unter der Flurlampe. Er war immer darauf gefasst, mit seinem Kopf irgendwo anzustoßen.
»Ich möchte Sie
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