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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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für sie zu interessieren, wenn ich das so sagen darf. Ich dachte, dass es schlimm wäre, ihr keine Chance zu geben.«
    »Inwiefern?«
    »Die Chance, einen Vater zu bekommen.«
    Wie ritterlich, dachte Lundin.
    »Aha. Sie haben also Ihre Meinung geändert …?«
    »Ja. Als ich sie vor mir sah, war sie für mich nicht länger nur ein Name mit einer übereifrigen Mutter, die ein armes Schwein wie mich jagt. Sie erwachte sozusagen zum Leben. Auch wenn im Moment natürlich keiner sagen kann, ob sie noch lebt«, schloss er und starrte ausweichend in die Luft.
    Gefühlsbetont wollte er sich eher nicht geben.
    »Aber könnte es denn sein, dass Sie ihr biologischer Vater sind, ich meine rein technisch gesehen?«, hakte Lundin nach.
    »Technisch?«
    »Sie wissen, was ich meine. Sind Sie mit ihr zusammen gewesen?«
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht?«
    »Wie, zum Teufel, soll ich mich an alle Details erinnern? Wir waren ein einziges Mal zusammen. Behauptet sie jedenfalls. Und danach bin ich für eine Weile nach Stockholm gezogen. Das war ihr aber egal. Sie ließ nie von sich hören, obwohl sie einen dicken Bauch hatte. Wollte wohl das Kind für sich alleine behalten. Aber dagegen sage ich auch gar nichts, in keinster Weise!«, beteuerte er und klang dabei so dermaßen generös, wie nur ein Vollblutegoist klingen konnte. »Ich reagierte wohl nicht so besonders überschwänglich, als sie etwas davon andeutete. Das gebe ich ja zu«, sagte er und setzte in demselben unberührten Ton hinzu: »Und außerdem gab es in ihrem Leben noch andere Männer. Ich weiß genau, was für eine sie war.«
    Seine Augen verengten sich.
    Und was für einer bist du selbst?, dachte Janne Lundin.
    »Zu der Tageszeit, als Ihre Nachbarin misshandelt wurde, war ja eine ganze Menge los im Treppenhaus«, griff Lundin einen andern Faden auf.
    »Ja, schon verrückt, was für ein Trubel«, stimmte Johansson zu und sah plötzlich um einiges lebhafter aus.
    »Sie glauben nicht zufällig, dass Viktoria wusste, wer ihr Vater ist, und Sie daraufhin aufsuchte?«
    Johansson starrte Lundin an. Lundin entging nicht, dass der Gedanke ihm nicht wenig zu schmeicheln schien. Eine kleine Tochter, die ihn aufsuchte! Ein armes Mädchen, für das sich inzwischen halb Schweden interessierte. Und das ihm nun ebenfalls zu gewisser Berühmtheit verhalf. Das Journalisten dazu brachte, bei ihm anzurufen, als gehörte er zu den Hauptdarstellern einer Soap im Fernsehen.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie etwas wusste«, antwortete er leise. »Aber man kann ja nie wissen«, korrigierte er schnell seine Meinung.
    »Sie hat also nie bei Ihnen geklingelt? Das wissen Sie mit Sicherheit?«, beharrte Lundin.
    »Nein«, antwortete er und klang glaubwürdig. »Herrgott, daran hätte ich mich doch wohl erinnert!«
    Ja, das durfte man wirklich hoffen, dachte Lundin. Doch im Alkoholrausch war die Welt oftmals eine andere. Und mit dem Erinnerungsvermögen verhielt es sich ebenso.
    »Sie war also an dem Tag, als Doris Västlund starb, nicht bei Ihnen und verkaufte Maiblumen?«, versuchte Lundin es ein letztes Mal.
    »Nein«, antwortete Johansson und schüttelte bestimmt den Kopf.
    »Und Doris, mit der Sie ja auch bekannt waren, hatte ebenfalls nichts mit dem Mädchen zu tun?«
    Johansson starrte ihn mit leerem Blick an. Es schien, als ginge er mit seinen grauen Zellen dort oben im Schädel hart ins Gericht.
    »Jetzt wird es mir ein bisschen zu kompliziert«, brachte er schließlich hervor. »Das kriege ich nicht zusammen.«
    »Wenn ich es nun folgendermaßen ausdrücke: Sie hörten niemanden bei Doris Västlund klingeln? Vielleicht hat das Mädchen versucht, ihr eine Maiblume zu verkaufen? Sie hat ja schließlich auch anderen im Treppenaufgang welche verkauft.«
    »Woher soll ich denn das wissen? Ich sitze nicht gerade mit dem Ohr an der Wohnungstür und lausche. Da hab ich wirklich Besseres zu tun.«
    Johansson schaute nach unten und kratzte sich an der Brust, als würde er plötzlich von Läusen angefallen, wahrscheinlich kribbelte es ihn nach all den Stunden im Wald. So viel frische Luft war sicher für eine Person wie Kjell E. Johansson ermüdend, dachte Lundin flüchtig, doch dann erinnerte er sich daran, dass der Mann in seinem Job höchstwahrscheinlich immer bei offenem Fenster arbeitete. Es war wohl eher das ungewohnte Engagement für seine eventuelle Tochter, das an ihm zehrte.
    Lundin hatte heimlich einen kurzen Blick auf das Bild in der Zeitung geworfen, wobei er den auf dem Kopf

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