Toedliche Blumen
auf dem Tisch angezündet. Draußen war es bereits dunkel.
»Hier kommen zwei frische Neue«, sagte Louise und ließ die beiden Pfannkuchen auf die Teller der Mädchen gleiten, woraufhin sie neuen Teig in die Pfanne goss, sodass es ordentlich zischte.
»Mein Gott, wie lecker!«, rief Sofia mindestens schon zum dritten Mal aus, woraufhin sie einen Löffel Marmelade nahm und ihren Pfannkuchen mit Zucker bestreute.
Als sie hineinbiss, knirschte es.
Louise bekam unterdessen eine plötzliche Eingebung. Warum nicht jetzt?, dachte sie, an den Herd gelehnt. Sie wandte sich an Gabriella und Sofia.
»Ach ja, ich habe übrigens eine schöne Wohnung in einer Anzeige gesehen. Sie liegt im Zentrum«, begann sie und lächelte ihre Töchter an, als präsentierte sie ihnen eine unglaubliche Überraschung.
Und so war es auch. Der Effekt kam postwendend, als hätte man eine Kanne Wasser über dem Feuer ausgegossen. Gabriella legte ihr Besteck zur Seite und starrte sie hasserfüllt an, als sei sie dabei, eine Rolle in einem Theaterstück einzuüben.
»Was meinst du damit?«, fauchte sie sie an.
»Tja«, entgegnete Louise und entschied sich dafür, der Situation nicht auszuweichen, indem sie einen Versuch unternahm, die Wogen zu glätten. »Es wird vermutlich etwas schwierig, das Haus alleine zu halten … Es wird in der Tat schwierig«, berichtigte sie sich. »Unmöglich, um genau zu sein.«
Die Abzugshaube über dem Herd dröhnte. Die Pfannkuchen waren kurz davor anzubrennen. Louise war gerade dabei, sie zu wenden, als Gabriella demonstrativ aufstand und aus der Küche stürmte.
Louise blieb am Herd stehen. Sie lief ihr nicht hinterher. Sofia indes war sitzen geblieben und schaute sie unter ihrem dunklen Pony ernst an.
»Davor hab ich schon die ganze Zeit Angst gehabt«, gestand ihre jüngste Tochter so leise, dass Louise sie bei dem Lärm der Abzugshaube kaum verstand.
»Das verstehe ich gut«, entgegnete sie. »Mir graut auch davor. Aber manchmal hat man eben keine andere Wahl.«
Sie verspürte große Lust, ihre Tochter auf Janos zu verweisen, ihrem Hass gegen ihn auf die eine oder andere Weise Ausdruck zu verleihen, doch dafür war sie zu stolz. Es wäre unter ihrer Würde gewesen. Denn billige Tricks waren nicht ihre Sache. Die Mädchen sollten sich später nicht an eine Menge dummer Beschuldigungen gegen ihren Vater erinnern. Eher biss sie sich die Zunge ab.
»Aber die Wohnung ist wirklich ganz nett«, versuchte sie es erneut. »Ich habe sie mir zwar noch nicht angeschaut, das wollte ich auf keinen Fall ohne euch tun. Denn sie muss ja schließlich uns dreien gefallen. Von dort habt ihr es allerdings weiter in die Schule und zu euren Freunden, aber dafür besitzt sie vielleicht andere Vorteile.«
Sie war völlig erschöpft, aber jetzt war es wenigstens ausgesprochen. Was auch immer daraus wurde, wohin sie auch zogen, vielleicht sogar in eine ganz andere Wohnung als die, für die sie so viel Begeisterung empfand, so hatte sie auf jeden Fall den gedanklichen Prozess in Gang gesetzt. Sie waren auf dem Weg zu etwas Neuem.
Lennie Ludvigson strich sich mit den Fingern durch das rötliche Haar und öffnete eine Dose Coca-Cola light, sodass es zischte. Es war seine erste an diesem Tag. Er hatte drei Dosen dabei, die vor ihm auf dem Schreibtisch aufgereiht standen und in doppelter Hinsicht ihre Funktion erfüllten. Zum einen trug ihr Inhalt dazu bei, ihn einigermaßen wach zu halten, und zum anderen war er kalorienreduziert, was ihm bei seiner sitzenden Tätigkeit entgegenkam.
Seit seiner Hochzeit vor ein paar Monaten hatte er Schwierigkeiten, sein Gewicht zu halten. Denn seine Frau und er kochten für ihr Leben gern. Bald würde die letzte Runde des Kochwettbewerbs für Paare beginnen. Alle Teilnehmer waren Amateure. Als sie die erste Ausscheidung gewonnen hatten, waren sie auf die Titelseite der Allehanda gekommen. Da es sich um einen landesweiten Wettbewerb handelte, konnten sie einigermaßen stolz auf ihren Erfolg sein. Gotte war damals Feuer und Flamme gewesen und hatte sofort sein Diplom geholt, das er vor einer Reihe von Jahren erhalten hatte, als er mit seinem Pfefferkuchenhaus einen Wettbewerb der Gourmetzeitschrift Allt om Mat gewonnen hatte. Das Diplom hing in seinem Dienstraum, Alle kannten es. Doch nun schien er endlich einen ebenbürtigen Kameraden auf dem Gebiet der Schwelgerei – oder eher auf dem Parnass der feinen Geschmacksnerven – gefunden zu haben und hatte seinem Bruder im Geiste so
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