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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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freundschaftlich auf die Schulter geklopft, dass Ludvigson glaubte zu ersticken.
    Langsam begann sich die Aufregung bei ihm bemerkbar zu machen. Am kommenden Wochenende würden seine Frau und er sich auf die Endrunde vorbereiten, die Rezepte noch einmal durchgehen und schließlich Probe kochen. Das Dumme war nur, dass die Freuden des Kochens dazu geführt hatten, dass er insgesamt ein wenig fülliger geworden war, unabhängig davon, wie hart er nebenbei trainierte. Er nahm trotzdem zu.
    Unmittelbar nach der Nachrichtensendung war die Leitung für die Tipps aus der Öffentlichkeit vollkommen überlastet gewesen. Inzwischen war es fast elf Uhr abends, und das Telefon hatte sich ein wenig beruhigt. Ludvigson rechnete nicht damit, sich die ganze Nacht am Telefon um die Ohren schlagen zu müssen. Er hatte mehrere in der Stadt patrouillierende Polizeistreifen kontaktiert, um seine Kollegen zu bitten, diverse relevant erscheinende Tipps zu überprüfen, von denen sie jedoch bis jetzt keiner weitergebracht hatte. Das Corps war immer noch mit Verstärkung von außerhalb besetzt, doch vermutlich würde dieser Zustand nur noch bis zum nächsten Tag andauern.
    Drei Tage und Nächte waren bereits vergangen, seitdem das Mädchen als verschwunden gemeldet worden war. Jedes Mal gestaltete es sich gleich schwer aufzugeben. Die Intensität der Suchaktion herunterzufahren. Es kam ihm vor, als müssten sie eine Beerdigung vorbereiten, nur eben ohne Leiche.
    Makaber.
    Während der vergangenen Tage war mitunter neue Hoffnung aufgeflammt, die jedoch ebenso schnell wieder erlosch. Solange sie beschäftigt waren, schien es besser zu gehen. Viele Menschen meldeten sich bei der Polizei, ein Zeichen, dass die Bevölkerung sich Sorgen machte.
    Eigentlich nahm er nur deswegen alle eingehenden Telefonanrufe mit einem gewissen Enthusiasmus entgegen. Denn eine unsichere Spur war immer noch besser als gar keine. Wie auch immer, Hauptsache, es gingen überhaupt noch Hinweise bezüglich des Mädchens ein.
    Er führte sich mittels einer halben Dose Coca-Cola neue Energie zu und nahm mit Entschlossenheit den nächsten Anruf entgegen. Er kam aus der Gegend um Kristdala. Ein Mann, der aus seinem Fenster geschaut hatte, hatte Licht im Haus seines Nachbarn bemerkt. Obwohl es eigentlich dunkel hätte sein sollen. Klang wenig aufregend, dachte Ludvigson. Es schien, als riefen die Leute plötzlich wegen jeder Kleinigkeit an. Die Stimme des Anrufers war etwas brummig und krächzend, der Mann war vermutlich nicht mehr der Jüngste. Er war gerade dabei gewesen, zu Bett zu gehen, wie er berichtete, ging jedoch noch einmal ins Badezimmer im oberen Stockwerk, um zu pinkeln. Ludvigson vergegenwärtigte sich, wie viele nichts sagende Details er sich in den vergangenen Tagen hatte anhören müssen. Und dieses war noch nicht einmal das schlimmste.
    Er wartete geduldig auf die Fortsetzung, um zu erfahren, dass es ein Fenster im Badezimmer gab. Hauptsächlich konnte man dadurch den Himmel sehen. Sterne, wenn es klar war, den Großen Wagen und den ganzen Krempel, teilte ihm die raue Stimme am anderen Ende der Leitung mit. Ludvigson fand die Ausführungen nicht besonders interessant, ließ ihn aber ausreden. Draußen hätte es schwarz wie die Nacht sein müssen, da der Wald dicht war, setzte der Mann seinen Bericht fort. Doch stattdessen leuchtete es aus dem Haus schräg gegenüber auf der anderen Seite des Weges. Vielleicht kam der Lichtschein aus den Fenstern, aber möglicherweise handelte es sich auch um Autoscheinwerfer. Er wusste es nicht so genau.
    Aber es leuchtete. Was nicht dem gewohnten Bild entsprach.
    »Das Haus ist also sonst nicht beleuchtet?«, wollte Ludvigson der Ordnung halber wissen.
    »Nicht zu dieser Zeit.«
    »Um was für ein Gebäude handelt es sich?«
    »Es ist ein gewöhnliches Wohnhaus, rot angestrichen, das nur während des Sommers und manchmal während der Jagdsaison bewohnt ist. Sonst leben die Besitzer in Malmö. Sie bitten meine Frau oder mich regelmäßig, die Heizung aufzudrehen, bevor sie kommen.«
    »Und das haben sie diesmal nicht getan? Ich meine, Sie darum zu bitten?«
    »Nein.«
    »Sie haben also nicht angerufen?«
    »Nein, das sagte ich doch.«
    »Besitzen Sie deren Telefonnummer in Malmö?«
    »Ja«, antwortete er etwas zögerlich, und Ludvigson konnte hören, wie er eine Schublade herauszog.
    »Sie haben noch nicht dort angerufen und sich vergewissert, ob sie zu Hause sind?«
    »Nein. Um diese Zeit kann man doch nicht mehr anrufen.

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