Toedliche Blumen
Klappstuhls niedergelassen und hockte mit krummem Rücken da. Überhaupt machte sie einen ziemlich zusammengesunkenen Eindruck. Das Sofa an der Wand könnte ein Schnäppchen von Myrorna, dem Secondhandkaufhaus, gewesen sein. Es war breit und kuschelig und ebenfalls groß gemustert, wenn auch in Rot und Schwarz.
»Sie sagten, dass Sie bei jemandem hier im Hause waren, bevor Sie weggingen.«
»Ja.«
»Wer war das?«
Alicia kniff ihren kleinen Kirschmund zusammen.
»Nur ein Freund.«
»Wenn es also nur ein Freund war, können Sie mir sicherlich auch sagen, wie er heißt.«
»Kjell.«
»Kjell«, wiederholte Erika und notierte. »Wissen Sie auch seinen Nachnamen oder möchten Sie lieber, dass ich ihn auf andere Weise herausbekomme?«
Ihre Stimme war sanft.
»Johansson.«
»Okay«, sagte Erika und notierte den Nachnamen. »Und er wohnt hier?«
»Im Nebeneingang«, antwortete Alicia mit trockenem Mund.
»Gut«, sagte Erika und hörte selbst, wie blöd es klang. »Und dann gingen Sie zusammen weg, sagten Sie.«
»Ja.«
»Wohin, wenn man fragen darf?«
»Zu einem Fest.«
»Aha.«
»Eine private Feier«, verdeutlichte Alicia Braun und versuchte, die Trockenheit hinunterzuschlucken.
»Hier in der Nähe?«
»Vergnügungspark. Ein gemieteter Saal.«
»Es waren also viele Leute eingeladen?«
»Was denken Sie? Selbstverständlich waren viele da. Man mietet ja wohl keinen Saal, um solo zu sein.«
»Nein, natürlich nicht«, lächelte Erika entwaffnend.
»Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte Alicia Braun und schnellte von ihrem Stuhl hoch in die Küche, wo sie den Wasserhahn weit aufdrehte. Nach einer Weile kam sie mit einem wassergefüllten Bierseidel zurück. Sie setzte sich wieder und trank in großen Schlucken.
»Wann waren Sie zum letzten Mal in der Waschküche?«
Alicia Braun hielt mit dem Getränk an den Lippen einen Augenblick inne und starrte Erika über den Rand ihres Glases entsetzt an. Dann trank sie gierig die restlichen Schlucke. Es dauerte eine Weile. Als sie ausgetrunken hatte, kniff sie die Augen in einer Mischung aus Schmerz und wollüstigem Genuss zusammen.
»Was zum Teufel hat denn das mit der Sache zu tun?«
»Ziemlich viel«, antwortete Erika mild.
»Gestern«, sagte sie gespannt wie ein Flitzebogen.
»Gestern?«
»Ja, genau! Gestern war ich in der Waschküche.«
Ihre Stimme klang gereizt.
»Wahrscheinlich können Sie meine nächste Frage bereits erraten.«
Alicia Braun nickte steif.
»Irgendwann am Vormittag.«
Woraufhin ein demonstrativer Seufzer und ein halbherzig unterdrücktes Gähnen zu vernehmen waren.
»Um elf herum, glaube ich«, fügte sie hinzu.
»Um elf Uhr«, wiederholte Erika und machte sich Notizen. »Zu diesem Zeitpunkt waren Sie in der Waschküche und befüllten eine Maschine, wenn ich nicht irre?«
»Ganz richtig.«
»Und Sie haben sich vorher in die Waschliste eingetragen?«
»Genau. Aber warum sitzen Sie hier und fragen mich über die Waschküche aus?«, wollte Alicia Braun jetzt mit schriller Stimme wissen.
»Weil man Doris Västlund dort gefunden hat.«
Alicia stieß einen kurzen Pfiff aus. Ihre Hände umklammerten das Bierseidel auf ihrem Schoß, und ihr Gesicht nahm einen gespannten Ausdruck an. Doch dann schien ihr etwas einzufallen, und sie wirkte plötzlich eifriger.
»Haben Sie schon die Frau verhört, die über der Waschküche wohnt?«, lautete ihr Vorschlag, und sie blinzelte Erika zu.
»Wir sprechen mit allen.«
»Dieses Weibsstück ist davon überzeugt, dass die Waschküche ihr gehört.«
»Ach ja«, entgegnete Erika und versuchte den Eindruck zu erwecken, dass ihr das neu war.
»Es würde mich nicht wundern, wenn sie es gewesen ist.«
»Ja? Ist die Nachbarin über der Waschküche denn gewalttätig?«
Alicia Braun hielt inne.
»Vielleicht nicht gerade gewalttätig …«
»Hat sie sich Ihnen gegenüber jemals so benommen?«
»Nein, nur einmal war sie stinksauer, als der Trockner spätabends noch lief. Aber alle Hausbewohner reden schlecht von ihr.«
»Sie waren also am gestrigen Vormittag in der Waschküche, können wir uns darauf einigen?«, fasste Erika zusammen.
»Ja.«
»Und zu diesem Zeitpunkt haben Sie nichts Auffälliges bemerkt?«
Alicia Braun schüttelte stumm den Kopf, sodass sich ihre Haarpracht hin und her wiegte.
An diesem Punkt beendete Erika das Gespräch. Viel mehr glaubte sie nicht aufnehmen zu können, jedenfalls nicht im Augenblick. Geistig erschöpft und schweren Schrittes ging sie die Treppen hinunter
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