Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
Vom Netzwerk:
ihrer Tasche, woraufhin sie mit langsamen Schritten zum Präsidium zurückschlenderte, denn schon bald würde sie für eine Weile im Auto hocken müssen. Sie hatten vor, gegen Nachmittag zur rechtsmedizinischen Abteilung zu fahren, eine Tour von knapp drei Stunden. Doch wie lange es letztendlich dauern würde, hing davon ab, wer fuhr.
     
    Astrid Hård hatte vollständig das Interesse verloren, nach Göteborg zu fahren. Wie sollte sie den Besuch genießen und mit ihren Freunden fröhlich sein, wo sie gerade einen Menschen zu ihren Füßen hatte sterben sehen? Es erschien ihr keine gute Idee, ihre Überstunden zu verschwenden, nur um in der Gegend herumzufahren und sich dabei schlecht zu fühlen. Da war es schon sinnvoller, wie gewohnt arbeiten zu gehen. So hatte sie wenigstens etwas zu tun. Also machte sie sich am Montagmorgen auf den Weg zur Arbeit. Die Schatten unter ihren Augen überdeckte sie mit Schminke.
    Während der vergangenen drei Nächte hatte sie das Gefühl gehabt, gespannt wie eine Feder ungefähr zwei Zentimeter über der Matratze zu schweben. Tagsüber war sie dann wie ein unglückseliger Geist in ihrer kleinen Zweizimmerwohnung, die immer mehr zu schrumpfen schien, herumgewandert und hatte voller Furcht abwechselnd zum Hof und auf die Straße hinausgespäht. Hin und her. Mit ängstlichem Blick Ausschau gehalten.
    Und wenn er nun ebenso hinter ihr her war?!
    Ihre Eltern hatten mehrfach angerufen und sie gefragt, ob sie nicht nach Hause kommen und sich dort ausruhen wolle. Doch was sollte sie in einem Kaff wie Emmaboda?
    Sie sehnte sich intensiv nach jemandem, der bei ihr sein würde. Ein Typ. Ein richtiger Mann. Groß und stark und außerdem einfühlsam. Jedenfalls definitiv keiner wie Sigge Gustavsson, der im selben Treppenaufgang wohnte, dieser typische Bürohocker. Seitdem seine Frau ihn verlassen hatte, konnte sie ihn kaum mehr ertragen. Jedes Mal, wenn sie sein vorsichtiges, eintöniges, aber unerbittliches Geklopfe mit den Fingerknöcheln gegen ihre Tür vernahm, bekam sie Gänsehaut. Es war ungefähr so, als würde er einen Viervierteltakt zählen. Natürlich wollte er nicht, dass ihn jemand im Treppenhaus hörte und womöglich bemerkte, dass er wie die Katze um den heißen Brei um sie herumschlich.
    Als er zum ersten Mal anklopfte, hatte sie vermutet, dass es im Zusammenhang mit der Mieterversammlung geschah und er als Vorsitzender vielleicht wichtige Informationen benötigte. Doch sie hatte recht schnell feststellen müssen, dass es sich keineswegs darum handelte, und sich jedes Mal wie eine Schlange gewunden. Das Ganze wiederholte sich schließlich in unterschiedlichen Varianten. Eine Peinlichkeit folgte der anderen. Letztlich war es nur seine Selbstgefälligkeit, die ihr seine ständigen Aufwartungen erleichterte. Denn wenn man es genauer betrachtete, bettelte er regelrecht um einen Korb. Seine Ausdauer hingegen bereitete ihr ein echtes Problem. Er schien einfach nicht aufzugeben. War stur wie ein Bock. Und konnte nicht verstehen, dass sie sich auf keinen Fall mit ihm treffen wollte.
    Kein Wunder, dass seine Frau abgehauen war!
    Jetzt, nachdem das mit Doris passiert war, hatte er natürlich erneut an ihre Tür getrommelt. Erst am Samstag und dann noch einmal am Sonntag. Er wolle wissen, wo sie geblieben sei, hatte er mit seinem selbstsicheren Grinsen gefragt. »Zu Hause. Wo denn auch sonst?!«, hatte sie geantwortet und ihn durch die halb offene Tür abweisend angestarrt, während sie den Türgriff fest umklammerte. Ihn ließ sie jedenfalls nicht so schnell in ihre Wohnung. Denn dann würde sie ihn vermutlich nicht wieder hinausbekommen.
    Er hatte natürlich in Wahrheit wissen wollen, welche Rolle sie in diesem Drama spielte. Mit anderen Worten: ob sie vielleicht die Mörderin war.
    Dieser Polizist, Peter Berg, hatte ihr angeboten, jederzeit auf ihn zukommen zu können, wenn sie ihn brauchte. Und sie gebeten, möglichst mit niemand anderem über ihre Erlebnisse zu sprechen. Also hatte sie Sigge gegenüber den Kopf in den Nacken gelegt und ihm direkt ins Gesicht geschleudert, dass sie nichts sagen dürfe. Da war er natürlich platt gewesen.
    Sie hatte, weiß Gott, einen anderen Mann als Sigge Gustavsson nötig. Und wenn dieser Mann, von dem sie träumte, bei ihr gewesen wäre, hätte er sie jetzt mit Sicherheit in seine starken Arme geschlossen, und alles wäre um vieles leichter zu ertragen gewesen. Davon war sie hundertprozentig überzeugt. Vielleicht würde er ungefähr so wie der

Weitere Kostenlose Bücher