Toedliche Blumen
Kaufen animieren, aber … Es reichte schon, wenn ihr ein Furz quer lag …«
Louise lächelte, was Marianne Bengtsson wiederum bemerkte.
»Entschuldigen Sie meine Wortwahl«, sagte sie und errötete unter ihrem Make-up.
»Keine Ursache«, erwiderte Louise mit dem Lächeln noch auf den Lippen. Klasse Frau, dachte sie im Stillen.
»Wissen Sie, ob sie nach der Scheidung noch Kontakt zu ihrem Exmann pflegte?«
»Wenn ja, dann jedenfalls keinen engen. Er erhielt ziemlich bald eine höhere Position, eine Art Chefposten in einem großen Wirtschaftsunternehmen, zog nach Stockholm, gründete eine neue Familie und tat sicherlich, was in seiner Macht stand, um einen Strich unter die Vergangenheit zu ziehen. Aber er schickte ihr Geld, Unterhalt. Sowohl für den Sohn als auch für sie, glaube ich. Zu der Zeit konnte man noch verpflichtet werden, lebenslang Unterhalt zu zahlen, aber natürlich nur, wenn die Exfrau nicht wieder heiratete. Sie war ja Hausfrau, als er sie verließ. Und sie hat nie wieder geheiratet.«
»Und ihr Sohn?«
»Ted. Ja, der blieb bei Doris. Als Pfand, sozusagen. Es wäre ihm sicherlich viel besser bei seinem Papa gegangen. Doris hat ihn in gewisser Weise mit ihrer Art verdorben. In ihrer Nähe aufzuwachsen war sicherlich nicht zuträglich für ihn. Sie sprang mit ihm um, wie es ihr beliebte, und gleichzeitig prahlte sie mit ihm. Er war recht begabt. Doch mit der Zeit wurde er ziemlich einsilbig, wenn ich mich recht erinnere. Sah nett aus, ein wenig blass und schüchtern. Mit einer Tendenz, Schatten unter den Augen zu bekommen …«
»Ja?«
»Völlig unterdrückt von Doris. Ich habe ihn übrigens schon einige Jahre nicht mehr gesehen. Aber ich denke, er hat sich letztlich ganz gut geschlagen. Seine Frau war vor einiger Zeit hier und hat bei uns eingekauft, auch sie wirkte recht nett. Er hat den gleichen Beruf wie sein Vater gewählt. Wirtschaftsprüfer oder ökonomischer Berater oder irgendetwas in dieser Richtung. Wie hat er übrigens die Sache aufgenommen?«
Louise antwortete darauf natürlich nicht.
»Doris lebte also nach der Scheidung allein mit ihrem Sohn?«, fasste sie zusammen.
»Ja. Jedenfalls soweit ich informiert bin. Aber Doris war ja gut aussehend und konnte ganz entzückend sein, sodass sie sich die unterschiedlichsten Männer anlachte … Manche Beziehungen hielten länger, während andere schnell im Sande verliefen. Sie bekamen ja alle früher oder später mit, wie launisch sie war. Das längste Verhältnis unterhielt sie wohl mit einem Witwer, der zwei Kinder hatte. Sie war recht oft bei ihm und schaltete und waltete in seiner Wohnung. Ich glaube, dass sie sogar eine Zeit lang versucht haben zusammenzuwohnen. Ich kann mich noch erinnern, wie wir hofften, dass es diesmal halten und etwas Dauerhaftes daraus werden würde. Folke hieß er, an den Nachnamen kann ich mich nicht mehr erinnern. Sie waren bestimmt zehn oder fünfzehn Jahre lang zusammen. Wenn nicht noch länger. Es fällt einem immer schwerer, den Überblick über die Jahreszahlen zu behalten. Aber er hat offensichtlich den Kontakt abgebrochen … oder wie es nun war. Danach hatte sie jedenfalls lange allein gelebt. Doch sie schien sich ganz wohl zu fühlen. Schätzungsweise besser als zuvor. War ruhiger geworden. Allerdings hat sie in der letzten Zeit auch nicht mehr so oft hereingeschaut.«
Marianne Bengtssons Blick bekam etwas Wehmütiges. Louise stellte fest, dass es Zeit wurde aufzubrechen.
»Tja, so kann es gehen!«, seufzte die Frau auf der anderen Seite des Tisches genau in dem Moment, als Louise im Begriff war aufzustehen. Sie verabschiedete sich, dankte ihr und verschwand hinaus in einen strahlenden Frühlingstag.
Sie ging die Köpmannagatan ein Stück auf der Schattenseite hinunter, wechselte dann die Straßenseite und wurde regelrecht von der Sonne geblendet. Sie blieb stehen, nahm ihren Block und spürte die Wärme in ihrem Gesicht. Sie musste die Augen zusammenkneifen, als sie auf das helle Papier schaute, und überlegte einen Moment lang, wo sie ihre Sonnenbrille hatte und ob sie eventuell schnell zu Åhléns reinspringen sollte, um zu gucken, ob sie dort nicht eine günstige, einigermaßen akzeptable erstehen konnte. Es machte kaum Sinn, eine teure zu kaufen, sie würde sie doch nur verlegen.
»Folke« hatte sie notiert. Und »Berg-und-Tal-Bahn«.
Sie blätterte um. Da stand: »Exmann kontaktieren«.
Man hätte meinen können, sie sei senil geworden, dachte sie flüchtig und verstaute den Block in
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