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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Anliegen über.
    »Das stimmt, aber das ist lange her«, bestätigte ihre Gesprächspartnerin mit einem Nicken.
    Marianne Bengtsson war schon zu dieser Zeit Inhaberin der Boutique gewesen, wie sie selbst berichtete. Heute war sie eine Frau um die sechzig mit weichen und freundlichen Zügen. Janne Lundin hätte sie als mütterlich bezeichnet. Eine richtige Mutterfigur. Ihr Erscheinungsbild war, wie auch nicht anders zu erwarten, sehr gepflegt, und sie machte geradezu Werbung für ihre eigene Firma. Sie hatte ein Make-up aufgelegt, das sie nicht gerade jünger, aber interessanter aussehen ließ. Ihr kurzes und volles helles Haar hatte sie aus der Stirn gestrichen, und sie schien ihre Haut mit Pflegeprodukten zu behandeln, deren Preis Louise nur erahnen konnte. Ihre Augenbrauen waren wie auf dem Foto elegant nachgezeichnet, und der Lidschatten war in kontrastreichen Nuancen auf die unterschiedlichen Partien des Lids aufgetragen. Direkt am Wimpernansatz verlief ein mit sicherer Hand geführter Eyeliner Ton in Ton. Ein dezentes Rouge hob die Wangenknochen in dem verhältnismäßig runden Gesicht apart hervor. Der Lippenstift vollendete das perfekte Bild. Geschmackvoll und unaufdringlich. Louise fühlte sich inspiriert. Zusammengenommen dürfte es sich bei der Prozedur jedoch an jedem Morgen um mindestens eine halbe Stunde Arbeit handeln, beurteilte sie und ließ das Projekt gleich wieder fallen.
    »Es ist ungefähr acht Jahre her, dass Doris hier gearbeitet hat. Mindestens«, fügte die Inhaberin hinzu.
    »Erzählen Sie mir ein wenig von ihr.«
    »Doris war eine sehr kundige Fachfrau«, sagte Marianne Bengtsson einleitend.
    Nach einer so uneingeschränkt positiven Beurteilung ahnte Louise bereits, dass es nicht lange dauern würde, bis sie die etwas zweifelhafteren Züge ansprechen würde.
    »Doris arbeitete lange in der Branche«, erklärte Marianne Bengtsson. »Sie kannte sich hervorragend aus und hat ihre Sache von Grund auf gelernt. Sie absolvierte nämlich eine Kosmetikerausbildung, wie man es damals nannte, in einem bekannten Institut in Stockholm. Elizabethschule hieß sie, glaube ich. Dort wurden nur Mädchen aus gutem Hause zugelassen. Einige von ihnen wurden Mannequins, manche sogar bekannte Schauspielerinnen. Ich weiß, dass Doris auch eine Zeit lang als Modell arbeitete. Bei der Präsentation der Frühjahrskollektion im NK, dem renommierten Kaufhaus in Stockholm. Sie war ungewöhnlich hübsch für die damalige Zeit. Groß, aufrechte Haltung, und sie hatte ein perfektes Lächeln. Das besaßen weitaus nicht alle. In der Zeit in Stockholm traf sie übrigens auch ihren Ehemann … aber …«
    »Aber?«
    Jetzt kommt es, dachte Louise.
    »Ehrlich gesagt, war sie eine gute Fachkraft, aber … aber man hatte es nicht ganz leicht mit ihr.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Oberflächlich gesehen, könnte man sagen, dass sie recht wechselhaft in ihren Launen war. Sie ertrug keine Belastung. Manchmal war sie recht lustig und kreativ, doch dann tauchte völlig unvermutet etwas auf, was ihr nicht passte, und sie wurde mürrisch. Phasenweise führte sie sich unmöglich auf. Wurde richtig unverschämt und sagte Dinge, bei denen es einem die Sprache verschlug. Das Schlimmste jedoch war, dass sie überhaupt nicht zu begreifen schien, was sie damit anrichtete. Sie war ganz einfach so«, stellte Marianne Bengtsson fest und legte ihre Hände flach auf die Tischplatte. Sie justierte den Ring an ihrem Finger, sodass der blaue Stein wieder nach oben zeigte. »Alle, die sie näher kannten, wussten natürlich von ihrer etwas flatterhaften Art, doch mit den Jahren legte sich dieser Charakterzug zum Glück ein wenig, wie bei den meisten temperamentvollen Menschen. Sie wurde mit der Zeit richtig vernünftig.«
    »Vernachlässigte sie jemals ihre Arbeit?«
    »Nein. Nicht so, dass sie zu Hause blieb oder sich krankschreiben ließ«, antwortete Marianne Bengtsson und schüttelte mit Bestimmtheit den Kopf. »Denn sie brauchte ja das Geld.«
    »Diese Unbeständigkeit beschränkte sich also nur auf ihr Auftreten?«
    »Ja.«
    Marianne Bengtsson schien mit ihrem Blick die Regale nach konkreten, glaubhaften und vor allem treffenden Beschreibungen abzusuchen.
    »Sobald sie einen Raum betrat, dominierte sie die Stimmung, würde ich sagen.«
    »Aber die Boutique gehörte doch Ihnen?«
    Marianne Bengtsson schüttelte eifrig den Kopf.
    »Das hatte nichts zu bedeuten. Doris konnte sich nicht zügeln.«
    »Und

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