Toedliche Blumen
als eine Adresse auf dem Bildschirm erschien.
»Viola, wohnen Sie in der Länsmansgatan?«
»la.«
Bingo, dachte Ludvigson.
»Nummer acht. An der Ecke«, verdeutlichte sie, und Ludvigson vernahm plötzlich ein dumpfes Poltern im Hintergrund. »Jetzt habe ich leider keine Zeit mehr«, beeilte sich Viola Blom zu sagen und legte brüsk auf.
Ludvigson tippte diese sparsamen Informationen in ein elektronisches Berichtsformular und machte sich auf den Weg, um Kaffee zu holen.
Louise Jasinski kaufte sich auf dem Rückweg einen Salat und eine Dose Ramlösa und setzte sich dann an ihren Schreibtisch. Als sie die Dose öffnete, spritzte es nur so, und das perlende Nass lief quer über ihren Tisch. Sie seufzte, stand auf, ging hinüber in den Personalraum, riss dort etwas Haushaltspapier von der Rolle ab und kam mit lustlosen Schritten zurück.
Glücklicherweise begegnete ihr niemand auf dem Korridor. Knappe zwei Stunden blieben ihr noch, bevor sie zusammen mit Lundin und Grahn in die gerichtsmedizinische Abteilung fahren würde.
Sie ließ die Tür zu ihrem Zimmer angelehnt. Das hätte sie besser nicht tun sollen, denn ihr Chef Olle Gottfridsson, allgemein Gotte genannt, schlenderte gerade vorbei und steckte unvermutet seinen Kopf zur Tür herein. Wahrscheinlich wollte er sich nur ein bisschen unterhalten. Doch das wollte sie nicht.
»Wie läuft’s?«
Diese ewig wiederkehrende Frage.
»Keine Ahnung … Doch, es läuft ganz gut«, entgegnete sie und versuchte, Vertrauen erweckend zu wirken.
»Du kriegst das schon hin«, redete er ihr gut zu und stand schließlich in voller Größe in ihrer Tür. Gottes Umfang war nicht gerade unbeträchtlich, auch wenn er seine Körperfülle in letzter Zeit deutlich reduziert hatte.
»Sei dir da nicht so sicher«, lächelte sie, obwohl ihr etwas ganz anderes auf der Zunge lag: Warum sollte sie es eigentlich nicht schaffen, wenn man bedenkt, was für außergewöhnlich engagierte Mitarbeiter sie hatte?
»Feige Antwort«, kommentierte er ihre Aussage und blinzelte ihr zu.
Sie seufzte.
»Ich weiß. Und typisch weiblich ist sie noch dazu.«
»Das hab ich nicht behauptet.«
»Es ist doch nie gut, sein Licht unter den Scheffel zu stellen«, leierte sie herunter, doch sie erwähnte nichts davon, dass es ebenfalls nicht gerade einen Pluspunkt mit sich brachte, eine Frau zu sein und damit von der gängigen Norm – mit anderen Worten: der männlichen – abzuweichen, wenn es wirklich darauf ankam. Denn das vertrugen die männlichen Kollegen ganz einfach nicht, und außerdem wollten sie sich nicht dafür schämen müssen, dass sie nun einmal männlichen Geschlechts waren. In gewisser Weise konnte Louise sie verstehen.
»Aber es ist auch nicht so viel besser, damit anzugeben«, erwiderte Gotte.
»Nein.«
»Sag, wenn du Hilfe brauchst«, lächelte er und meinte es ernst, denn Gotte war ein wohlwollender Chef.
»Ja, sicher!«, versprach sie.
»Du sollst wissen, dass ich jederzeit für dich da bin«, betonte er, als wüsste sie das nicht bereits.
Er ging mit federnden Schritten davon, zwölf Kilo leichter als noch vor kurzem. Allerdings würde er eine nochmalige Reduzierung seines Gewichts um mindestens genauso viel mühelos und ohne zu verschwinden überstehen.
Immerhin habe ich Claes noch nicht um Hilfe bitten müssen, dachte Louise zufrieden. Doch es hinderte sie nichts daran, falls es nötig werden würde. Über diese Art von Prestigedenken war sie mittlerweile erhaben.
Sie rief Peter Berg an und fragte ihn, ob er im Zusammenhang mit den Ermittlungen schon von einem Folke gehört hatte. Die Antwort lautete Nein, doch er versprach, Augen und Ohren offen zu halten. Sie fragte ihn auch, ob er die Telefonnummer von Doris Västlunds Exmann besaß, was er wiederum verneinte, da der Mann bereits tot war.
»Wann hast du das erfahren?«
»Heute Morgen. Ich habe die Information eben erst nachprüfen können. Aber seine Witwe lebt noch. Sie wohnt in Stockholm. Irgendwo auf Kungsholmen. Möchtest du, dass ich Kontakt mit ihr aufnehme?«
Louise dachte nach, sah jedoch schließlich ein, dass sie selbst nicht dazu kommen würde.
» Ja, gern, wenn du Zeit dafür findest. Hast du übrigens Astrid Hård schon erreicht?«
»Ja,ja.«
»Wirst du sie heute noch einmal zum Tatort führen?«
»Ja. So habe ich es jedenfalls geplant. Wir hatten es doch besprochen.«
»Gut.«
Am heutigen Morgen hatten sie eine kurze Besprechung abgehalten, die allerdings etwas chaotisch ablief, wie es oftmals
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