Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
Vom Netzwerk:
Astrids Hosentasche begann das Handy zu vibrieren.
    »Entschuldigt mich bitte«, sagte sie, erhob sich mit einer leichten Röte im Gesicht vom Kaffeetisch und ging hinaus auf den Korridor.
    Sie presste das Handy dicht ans Ohr.
    Es war er.
    Sie dachte, dass sie jeden Moment im Erdboden versinken müsste. Um ein Uhr wollte er sie abholen.
    »Können Sie das einrichten?«
    Und ob!, dachte sie.
     
    Ludvigson hatte sich hinter den Schreibtisch geklemmt, die Kopfhörer aufgesetzt, Papier und Stift in bequeme Reichweite gelegt und sich in den Computer eingeloggt. Er hatte den Telefondienst übernommen und würde dort, wo er jetzt saß, noch eine ganze Weile lang ausharren müssen. Doch er tat dies ohne Murren. Die Formulare lagen in der untersten Schublade, er arbeitete allerdings lieber direkt am Bildschirm.
    Ludvigson war ein heller, fast rötlicher Typ mit empfindlicher Haut, die im Sommer leicht zu Sonnenbrand neigte. Deswegen setzte er meistens eine Kappe auf, allerdings nicht in geschlossenen Räumen und schon gar nicht zur Uniform. Heute trug er anstelle der Uniform jedoch dunkle Hosen und dazu ein helles Poloshirt.
    Gerade hatte er ein paar Geleehimbeeren genascht, die sein Vater immer »Jungfrauenbrüste« genannt hatte, eine genussvolle Anstößigkeit, die ihn seine Kinderohren hatte spitzen lassen. Und er genoss sie noch immer. Den Beutel verwahrte er in der obersten Schreibtischschublade. Er leckte gerade seine klebrigen Finger ab, als das Telefon klingelte.
    Er drückte auf den Knopf und nahm das Gespräch an. In der Leitung rauschte es.
    »Hallo?«, fragte er.
    Es hörte sich an wie Atemzüge, die kamen und gingen, ungefähr so, als hätte jemand aus Versehen den Hörer fallen lassen. Er wartete ein wenig, doch als nichts passierte und er im Begriff war aufzulegen – falls es etwas Wichtiges war, würde sich der Betreffende sicher noch einmal melden –, vernahm er eine raue, schwache Stimme.
    »Hallo?«
    Es klang nach einer Frau. Eine gealterte Stimme. Ludvigson sagte seinen Namen.
    »Ist dort die Polizei?«, fragte die Stimme, woraufhin Ludvigson sich erneut vorstellte, diesmal jedoch langsamer und deutlicher. Er dachte sogar daran, seinen Namen zu buchstabieren.
    »Bin ich also richtig?«
    »Ja, das sind Sie«, bestätigte Ludvigson und versuchte klar und deutlich zu sprechen, ohne zu schreien.
    »Dann ist es ja gut.«
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?«, wollte Ludvigson in genauso bedächtigem Tonfall wie zuvor wissen.
    »Viola«, antwortete die Stimme. »Ich wollte nur sagen, dass ich ein Mädchen gesehen habe.«
    Ludvigson hielt inne und erwiderte nichts, während er gleichzeitig den Namen Viola auf ein leeres Blatt Papier kritzelte.
    »Ein Mädchen, also«, wiederholte er dann.
    »Ja. Hier draußen.«
    Die Galerie merkwürdiger Personen war groß. Ähnlich wie der Kreis derjenigen, die lange nicht mehr unter Menschen gewesen waren und sich einfach nur ein wenig unterhalten wollten.
    »Aha, was Sie nicht sagen«, entgegnete er und versuchte dabei, sowohl engagiert als auch aufrichtig interessiert zu klingen, was er ziemlich gut beherrschte.
    »Ja …«
    »Jetzt haben Sie mich aber richtig neugierig gemacht, Viola.«
    »Ja«, sagte sie und klang eher zweifelnd.
    »Und wissen Sie, Viola, am meisten wäre mir daran gelegen zu erfahren, wo Sie dieses Mädchen gesehen haben.«
    »Hier draußen. Auf der Straße.«
    »Können Sie mir denn vielleicht sagen, wo Sie wohnen?«
    »An der Ecke.«
    »Aha! Da ist mir klar, dass Sie von dort einen besonders guten Überblick haben. Und wie heißen Sie weiter, Viola?«, versuchte er ihr zu entlocken.
    »Blom«, sagte die Frau, woraufhin Ludvigson begann, sich im Computer voranzuklicken.
    »Und Sie wohnen hier in der Stadt?«, wollte er weiter wissen.
    »Ja.«
    »Okay«, sagte er und blickte auf den Bildschirm. »Und was ist mit diesem Mädchen, dass es Ihnen besonders auffiel?«
    »Ich habe ein Mädchen gesehen«, sagte sie erneut, als ob sie die Frage nicht verstanden hätte.
    »Können Sie mir erzählen, was mit diesem Mädchen war?«
    »Nichts. Sie stieg in ein Auto, und dann fuhren sie weg.«
    »Wer war außer dem Mädchen noch dabei?«
    »Erst eine Frau und dann ein Mann.«
    »Aha. Können Sie mir auch sagen, wann das passierte?«
    »Ja, es ist schon eine Weile her. Vielleicht am Freitag oder auch am Samstag. Danach bin ich ins Krankenhaus gefahren.«
    »Oh, sind Sie das?«, fragte Ludvigson und überlegte gerade, ob er sie fragen sollte, weswegen sie dort war,

Weitere Kostenlose Bücher