Toedliche Blumen
berücksichtigen.
»Wir werden jedenfalls alle infrage kommenden Personen berücksichtigen«, erklärte sie. »Aber wir kümmern uns später darum, Folke aufzusuchen. Was ergab übrigens euer Besuch in der Tischlerwerkstatt? Ihr seid doch dort gewesen, oder?«
»Ja«, sagte Lundin. »Ach, nichts Besonderes.«
»Nicht viel mehr, als dass die Wände voll mit denkbaren Mordwerkzeugen hingen«, sagte Benny. »Wir werden abwarten müssen, was dabei herauskommt. Die Inhaberin der Werkstatt schien allerdings keine näheren Kontakte zu den Hausbewohnern zu pflegen.«
»Was mir etwas merkwürdig erscheint«, fand Lundin.
»Ja, genau«, stimmte Benny Grahn zu. »Aber sie hatte nichts dagegen, dass wir uns im Hinblick auf ihre Gerätschaften ein wenig näher in ihren Räumen umgesehen haben.«
Die weiße Maske erwähnte er nicht. Er wollte erst die Ergebnisse der technischen Analyse abwarten.
»Ist der Sohn eigentlich schon aufgetaucht?«, wollte Lundin schließlich wissen.
»Nein«, erwiderte Louise. »Nach Aussage der Nachbarn ist er im Urlaub. Sie hatten diese Reise schon länger geplant.«
»Einige Menschen sind unglaublich unflexibel. Geradezu rigide«, befand Janne Lundin.
»Man fragt sich nur, wovor er flüchtet«, sagte Louise gedankenverloren und sah hinaus über die von der schwachen Nachmittagssonne beschienene Ebene von Östergötland.
Eine andächtige Stille breitete sich im Auto aus.
»Schweden ist herrlich«, sagte sie schließlich mit leichtem Zittern in der Stimme.
»Ja«, pflichtete ihr Benny bei.
»Wir haben eine unglaublich vielfältige Natur. Hoffentlich bekommen wir in diesem Jahr einen schönen Sommer«, sagte Lundin.
»Es gibt doch nichts, was über einen schwedischen Sommer geht, wenn das Wetter schön ist«, sagte Benny träumerisch.
»Das stimmt«, bestätigte Louise.
Der Gerichtsmediziner wartete bereits auf sie.
»Ja, die Todesursache ergibt sich, wie ich schon früher sagte, aus dem totalen Zusammenbruch der Hirnfunktionen aufgrund von Schwellungen, die von den Blutungen der offenen Frakturen im Schädelknochen hier am Hinterkopf herrühren.«
Er zeigte ihnen die Frakturen. Sie standen in gelben Schutzkitteln und mit Plastiküberzügen an den Schuhen vor der Leiche von Doris Västlund und betrachteten ihren leblosen Körper.
»Man sieht deutlich, dass es sich um Stempelfrakturen handelt, vermutlich durch einen Hammer oder einen ähnlichen Gegenstand verursacht. Massive Krafteinwirkung auf einer relativ geringen Oberfläche. Anzunehmenderweise repetitiv. Also nicht nur ein Schlag, sondern mehrere. Man sieht, dass sie versucht hat, sich mit den Händen und den Armen zu wehren.«
Er wies auf diverse Unterhautblutungen auf den Unterarmen. Ein geschwollener Finger erinnerte an eine pralle Wurst.
»Und sie hat Frakturen der Phalangen«, setzte er hinzu und zeigte auf den geschwollenen Finger sowie auf einen weiteren. »Dazu kommt ein Haarriss in einem der Unterarmknochen auf der rechten Seite.«
Da sie den Ausführungen des Gerichtsmediziners nicht allzu viel hinzufügen konnten, standen alle drei gedankenversunken neben der Bahre und betrachteten das völlig erstarrte Gesicht, das einmal sehr hübsch gewesen sein musste. Selbst im Tod besaß sie noch eine gewisse Schönheit, dachte Louise. Geglättete Züge. Für ihr Alter hat sie sich ziemlich gut gehalten, wie man so sagt.
»Des Weiteren haben wir einen alten Herzinfarkt gefunden. Eine fibröse Narbe an der Hinterwand des Herzens. Da sich der Infarkt an dieser Stelle ereignete, ist es nicht einmal sicher, ob sie ihn überhaupt bemerkt hat. Möglicherweise hat sie nur etwas gefröstelt, wie bei einer schwächeren Erkältung.«
Während des Heimwegs wurde es dunkel. Die Stimmung im Auto war gedämpft, und es herrschte eine ganze Weile Schweigen.
»Man lebt nur einmal«, unterbrach Benny plötzlich die Stille.
Janne Lundin nickte.
»Im Hier und Jetzt«, fügte er hinzu.
»Ja. So ist es«, bestätigte Louise Jasinski mit Nachdruck.
Peter Berg und Astrid Hård hielten mit dem Auto vor dem Haus, in dem Doris Västlund gewohnt hatte, und blieben noch eine Weile sitzen.
»Sie sind also seit Freitag nicht mehr in der Waschküche gewesen?«, fragte er, woraufhin sie verneinend den Kopf schüttelte. »Und welche Empfindungen haben Sie angesichts unseres Vorhabens?«
Er suchte ihren Blick von der Seite.
»Ich bin etwas nervös.«
Ihre Stimme schwankte. Sie hielt die Hände zu Fäusten geballt vor dem Mund und blies auf
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