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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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niemand mehr über irgendetwas erregte. Voran stapfte Odo mit finsterer Miene, den über und über beschmutzten, stinkenden Niklot an seiner Seite. Um meine Schuhe zu schonen, lief ich barfuß, mit zerschrammten, geschwollenen Füßen, und zerrte Grisel hinter mir her. Noch immer waren wir keinem einzigen Wenden begegnet.
    So stießen wir Freudenschreie aus, als wir plötzlich zwischen den Bäumen eine Rauchsäule aufsteigen sahen. Eine weite Lichtung tat sich auf, niedrige, mit Schilfrohr gedeckte Hütten duckten sich auf der anderen Seite unter Fichten und Buchen. Ein paar Kinder unterbrachen ihr Spiel, starrten zu uns herüber und verschwanden rasch in den Hütten.
    Wir waren noch gut 200 Schritte vom Dorf entfernt und beschlossen, erst einmal zu rasten. Wir wussten ja nicht, mit welcher Gesinnung die Dorfbewohner uns empfangen würden, und wollten dies erst einmal erkunden. Dazu schickten wir Niklot hin, der sich auch säubern und trockene Kleider erbitten wollte. Der Igelkopf behauptete fest, das Dorf und die Leute zu kennen. Und er erklärte auch mit großer Bestimmtheit, die Burg des Knes Ratibor sei nur noch wenige Meilen entfernt.
    Niklot blieb nicht lange fort. Eiligen Schrittes, das hohe Gras pflügend, kam er bald darauf zurück, gewaschen und mit einem sauberen, langen, seitlich geschlitzten Leinenkittel bekleidet. Ich erwähnte schon, dass er unsere Sprache nur sehr unvollkommen beherrschte. Da ich selbst aber manchen Brocken der seinigen aufgeschnappt hatte, konnten wir uns ganz gut verständigen. Ich gebe hier nur das Wichtigste vom Inhalt unseres hastig, in holprigem Mischmasch beider Sprachen geführten Zwiegesprächs wieder.
    Das Wichtigste war: Wir erhielten nun eine Erklärung dafür, dass die Grenzwächter an der Elbe abwesend waren und dass überhaupt die ganze Gegend fast menschenleer zu sein schien. Auch im Dorf hatte Niklot nur wenige Alte und Kranke (einen Onkel darunter) und die paar Kinder angetroffen. Alles, was Beine hatte, Männer und Frauen, war nämlich zur Burg gezogen, nachdem sich tags zuvor ringsum die Nachricht verbreitet hatte: Knes Ratibor heiratet! Da war kein Halten mehr gewesen, bei einem solchen Ereignis durfte man nicht fehlen. Eine Hochzeit des Fürsten – da gab es viel zu begaffen, es lockten ein Festmahl, Musik, Tanz und allerlei Kurzweil. Ich fragte Niklot, ob denn der Knes, der schon recht betagt sein musste, nicht längst eine Ehefrau oder mehrere hatte. Er antwortete mir, indem er alle Finger einer Hand spreizte: Fünf! Die Neue, zweifellos eine vornehme Obodritin, war demnach die Sechste.
    „Der alte Rammler macht zum sechsten Mal Hochzeit“, knurrte Odo nicht ohne einen Anflug von Neid. „Aber anderen lässt er die Bräute rauben.“
    „Sie sind eben Heiden“, sagte ich. „Irgendwann werden sie gute Christen sein, und dann werden sich ihre Großen mit einer einzigen Frau begnügen. Unser Herr Karl wird schon dafür sorgen.“
    „Glaubst du wirklich?“ Odo lachte verächtlich auf. „Unser guter christlicher Alter hat ja selbst einen ganzen Taubenschlag voller Weiber.“
    „Aber verheiratet war er immer nur mit einer“, verteidigte ich den Kaiser. „Wie glücklich war er mit der Frau Königin Luitgard, seiner Letzten. Gott gebe ihr Frieden!“
    „Und mir gebe er die Tochter des Alten, die Hiltrud!“, ergänzte Odo missmutig. „Und eine einträgliche Grafschaft dazu.“
    „Was machen wir denn nun?“, sagte ich, um ihn von dem leidigen Thema abzulenken, das ihn nirgendwo losließ. „Es ist nicht weit bis zu Ratibors Burg. Sparuna wird unsere Ankunft gemeldet haben. Wir könnten das frohe Ereignis nutzen. Der Knes wird in prächtiger Stimmung sein und uns freundlich empfangen.“
    „Aber ich … ich bin keineswegs in prächtiger Stimmung. Ich müsste nur immer daran denken, dass ich hier Zeit verschwende, anstatt zu Hause meine eigene Hochzeit zu feiern. Das, frommer Vater, verstehst du natürlich nicht. Außerdem ist es spät, es wird bald stockfinster sein. Ein Pferd haben wir schon verloren. Sollen die anderen sich auch noch die Beine brechen?“
    „Du hast recht, wir sind ja auch alle müde. So übernachten wir hier?“
    „Warum nicht? Ich habe schon an schlimmeren Orten genächtigt. Die Wenden werden uns ja nichts tun, sie sind beschäftigt. Aber Posten sollten wir trotzdem aufstellen. Vielleicht schickt der Schurke Waratto auch in dieser Nacht seine Sklavenfänger. Da könnten wir beide bei Zelibor landen und später – nach einem

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