Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman
schmerzlichen Verlust – als Wächter im Harem des Emirs von Cordoba.“
Er lachte noch einmal grimmig auf und befahl, ein Feuer zu machen und die Zelte zu errichten. Auch Niklot fügte sich mürrisch, obwohl er wohl nichts lieber getan hätte, als sich im Eilschritt zur Burg aufzumachen. Um die paar Leute im Dorf kümmerten wir uns nicht, nur zwei vom Gefolge gingen hinüber zum Brunnen und holten Wasser. Rouhfaz, der auch unser Koch war, setzte den Kessel mit Gerstenbrei an. Ich ging beiseite und kniete nieder, um mein Abendgebet zu sprechen.
Auf einmal vernahm ich hinter mir Geräusche und Rufe. Als ich mich umdrehte, sah ich zwischen den Bäumen einen Reiter hervorkommen. Er saß gleich ab und rannte auf mich zu.
Es war Sparuna.
Ich murmelte rasch: „Dein ist das Reich, o Herr, überall, auch im Lande der Heiden. Beschütze deine Getreuen. Amen!“ Dabei sprang ich schon auf.
Der Sichelbart war außer Atem. Er war sehr aufgeregt, ruderte mit den Armen und bewegte die Lippen, brachte aber zunächst kein Wort hervor.
„Was bringst du uns?“, rief ich. „Hast du eine Botschaft? So sprich doch!“
„Habe Botschaft, ja … nicht gute Botschaft“, ließ sich Sparuna keuchend vernehmen.
„Von Knes Ratibor?“
„Nicht von Knes … aber … aber …“
„Was ist denn? Will er uns nicht empfangen? Sind wir nun wirklich Feinde für ihn? Hast du ihm nicht berichtet, was der Herr Kaiser …“
„Wollte ich … war aber nicht möglich. Hat keine Zeit Knes Ratibor … ist beschäftigt … viel beschäftigt … macht Hochzeit …“
„Das wissen wir schon!“, sagte Odo, der raschen Schrittes mit den anderen herankam. „Ist das alles?“
„Nicht alles …“
„Rede!“
Sparuna bewegte wieder die Lippen, ächzte und suchte nach Worten.
„Was ist denn an dieser Botschaft so schlecht?“, fragte ich. „Wir werden dem Knes zu seiner Hochzeit Geschenke bringen.“
„Geschenke von Freunden!“, bekräftigte Odo.
„Ob noch Freunde“, krächzte Sparuna, „wenn alles wissen …“
„Was … alles?“
„Knes heiratet …“
„Jaja! Und weiter?“
„Heiratet Mädchen …“
„Das war zu vermuten.“
„Fremdes Mädchen …“
„Wie? Eine Wilzin? Eine Dänin?“
„Nicht Wilzin, nicht Dänin …“
„Dann wohl eine von ganz weit her … von den Wislanen, Pruzzen, Pomoranen …“
„Nein, nein …“
„Ist doch auch gleich!“, sagte Odo ungeduldig. „Soll er heiraten, wen er will. Was geht es uns an? Erzähle uns lieber, was aus den Entführten geworden ist. Leben sie? Sind sie wohlauf? Wie steht es um Swinde, die Tochter des Grafen? Ich hoffe, ihr ist kein Leid geschehen.“
„Kein Leid … ist ihr aber etwas geschehen …“, stammelte Sparuna mit ersterbender Stimme.
„Was denn, zum Teufel? Was denn?“
„Auch Tochter von Graf Waratto macht Hochzeit.“
„Macht Hochzeit? Wie? Was? Ihr habt sie doch ihrem Bräutigam weggenommen!“
„Hat neuen Bräutigam.“
„Neuen Bräutigam? Wen?“
„Knes Ratibor.“
„Ha! Euer Knes … euer Häuptling … der heiratet …“
„Fremdes Mädchen … Jungfrau aus Franken … Tochter von Grafen …“
„Du lügst! Du bist ja betrunken, Kerl!“
„Spreche Wahrheit, Herr Odo.“
„Er heiratet Swinde … die Braut, die ihr vor ein paar Tagen entführt habt?“
Odo packte den Obodriten an beiden Schultern und schüttelte ihn wie einen Obstbaum.
„Er heiratet sie? Er nimmt sie zur Frau? Dieser alte Waldschrat heiratet eine zarte Jungfrau, die er entführen ließ? Die er rauben ließ? Das ist die Hochzeit, die ihr feiert? Unmöglich! Nein, nein! Das darf doch nicht sein, niemals! Ich warne dich, Filzhut! Auch wenn wir hier in euerm verdammten Urwald herumirren … Ich bin Odo von Reims, ein Merowinger – man macht sich nicht ungestraft über mich lustig!“
„Wusste ich doch … Herr Odo wird zornig“, stieß Sparuna hervor, wobei er heftig mit dem Kopf wackelte, weil Odo nicht von ihm abließ. „Ich wollte warnen … deshalb schnell zurückgekommen … Wenn Herr Odo so wütend in Wendenburg, dann Knes Ratibor beleidigt … und dann vielleicht großes Unglück … und alles, alles umsonst …“
Ich trat nun dazwischen und trennte die beiden.
„Warum misshandelst du ihn? Was kann er dafür? Er verhält sich doch klug! Warnt uns … bereitet uns vor. Damit wir wissen, was uns erwartet, und in der ersten Empörung nicht unbesonnen handeln!“
„Ich kann es nicht glauben, er ist betrunken!“, schrie Odo.
„Nur
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