Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
Vom Netzwerk:
war unmöglich, Odo den abenteuerlichen Plan auszureden, im letzten Augenblick noch zu verhindern, dass die Ehe zwischen dem alten Knes und Warattos Tochter „vollzogen“ wurde. Da eine Entführung nicht in Frage kam, musste ein anderes Mittel gefunden werden. Odo erinnerte sich der Wirkung unseres Auftritts am Tage zuvor, der mit seinem Geflunker von den fünf Hundertschaften überraschend eine günstige Wendung genommen hatte. Diesen Auftritt wollte er jetzt wiederholen.
    „Ich verspreche euch“, sagte Odo, nachdem er die beiden Wenden unter einem Vorwand ins Dorf geschickt hatte, „der alte Häuptling wird einen solchen Schreck bekommen, dass ihm die Lust auf die Braut vergeht. Da brauchen ihm nicht erst böse Geister die Lenden zu lähmen. Diesmal werden wir nicht fünf, sondern zehn Hundertschaften nachkommen lassen! Da seine Leute lieber Hochzeit feiern als wachen, kann er nicht widersprechen, wenn wir behaupten, dass unsere Truppen schon diesseits der Elbe seien. Als Anlass, sie herbeizurufen, gilt natürlich der Brautraub. Ich werde ihm sagen, dass er noch einmal glimpflich davonkommen wird, wenn er das Mädchen unberührt lässt und gleich freigibt – und natürlich auch die anderen Entführten freilässt. Sollte er sich aber weigern oder sogar gegen uns Gewalt anwenden, sei für diesen Fall schon der Befehl erteilt, unverzüglich die Burg zu stürmen und alles niederzumachen. Kein Einziger seiner vollgefressenen, berauschten, kampfuntüchtigen Hochzeitsgäste werde die Nacht überleben. Ja, so werde ich ihm die Galle kitzeln! Und ich werde ihm dazu einen berühmten Vorfall aus der Geschichte erzählen, an den unsere Sänger noch immer in Klageliedern erinnern. Vor Hunderten Jahren siedelten in dieser Gegend die Marser, unsere germanischen Vorfahren. Sorglos feierten sie ein Fest, als die Römer kamen. Was meinst du, werde ich den Ratibor fragen, ist von den Marsern übrig geblieben?“
    Mit dieser martialischen Rede gewann Odo die Gefolgschaft, auch Helko, der sich überzeugen ließ, dass die schwer einnehmbare Wendenburg mit einer solchen Kriegslist zu erobern sei. Als ich die Frage aufwarf, was denn im Fall des Erfolgs geschehen solle und wie wir uns mit den Befreiten in Sicherheit bringen wollten, hörte schon niemand mehr zu.
    Hastig wurde zum Aufbruch gerüstet. Obwohl alle hungrig waren, blieb der Brei, den Rouhfaz gekocht hatte, ungegessen.

6. Kapitel
    Der Himmel war klar, der Mond ging auf, und hinter dem Dorf begann gleich ein breiter Trampelpfad, der nach Auskunft der Wenden fast schnurgerade zur Burg führte. Wer noch ein Reittier hatte, saß auf. Hier kamen wir jetzt besser voran als vorher bei Tage. Odo setzte sich an die Spitze und ließ Impetus sogar von Zeit zu Zeit im Galopp laufen. Sein Purpurmantel flatterte hinter ihm her wie das dunkle Gefieder eines Racheengels. Ich trieb meinen Grisel durch heftigen Schenkeldruck an, und er hielt wacker mit. Um die Heiden nicht unnötig gegen uns aufzubringen, hatte ich meine Kutte ab- und fränkische Tracht angelegt – Kittel, Ledergürtel, Hose mit Wadenbinden, Stiefel. Das Stirnband, mit dem ich meinen fast kahlen Scheitel geziert hatte, hielt leider nicht und flog davon. Hinter mir hörte ich es rattern und rumpeln, Rouhfaz peitschte das Zugpferd und suchte Anschluss zu halten. Doch fiel das Gespann allmählich zurück wie auch die beiden Pferde, die jedes zwei Reiter tragen mussten.
    Zu dieser Nachhut gehörten Sparuna und Niklot, doch wir brauchten sie nicht mehr als Führer. Schon aus der Ferne erblickten wir die Wendenburg – rund wie der Vollmond, der sie beschien. Sie strahlte auch ebenso viel Licht aus, schien von Hunderten Fackeln erleuchtet zu sein. Wahrhaftig schwer einnehmbar lag sie auf einer schmalen Landzunge, die in einen See hineinragte, dessen glitzernde Oberfläche sich bis an den Horizont ausbreitete. Der Trampelpfad führte geradewegs zu dem Damm, und ich hätte es für klüger gehalten, an dessen Eingang erst einmal auf unsere beiden Obodriten zu warten. Aber die wilde Jagd war nicht aufzuhalten. Odo zügelte Impetus erst, als wir den Damm und die unbefestigte Vorburg durchquert hatten und vor dem Haupttor des gewaltigen Rundbaus ankamen. Es stand weit offen. Was wir nun sahen und hörten, setzte uns in größtes Erstaunen.
    Schon von weitem war uns der infernalische Lärm aufgefallen. Das war nicht nur das mit Musik untermischte Grölen und Lachen Bezechter und Tanzender. Jetzt sahen wir von unserem Standpunkt aus,

Weitere Kostenlose Bücher