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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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einem Bett, das ihnen von Heu, Sägespänen und Torfstücken bereitet war. Die eine leistete immer noch Widerstand und strampelte mit den nackten Füßen. Schreien konnte sie allerdings nicht, denn sie war wohl geknebelt. Auch Faustschläge stellten sie nicht ruhig, aber man ließ schnell von ihr ab, weil Flucht nicht mehr möglich war. Die andere bewegte sich immer noch nicht, und man nahm ihr die Fesseln und die Verhüllung ab. Es war jene Alte, die Remmert Unna genannt hatte. Sie war entweder ohnmächtig oder schon tot.
    Die heisere Stimme des dicken Sachsenhäuptlings bellte Befehle. Zwei Knechte stiegen in das Boot und setzten sich auf die Ruderbank. Mit den kurzen Armen fuchtelnd, wies Remmert sie an, das Boot zunächst ein Stück stromaufwärts zu fahren und dann umzukehren. Anscheinend wollte er die Vorbeifahrt genießen. Die Ruder klatschten ins Wasser, und während der erste Sonnenstrahl über die Wasseroberfläche glitt, lenkten die Männer das Boot zur Mitte des Flusses. Mit brennenden Ästen in den Fäusten sprangen andere in ein zweites Boot, das in kurzem Abstand folgte.
    Am Ufer waren weit über 100 Zuschauer versammelt. Es handelte sich vor allem um sächsisches Kriegsvolk und die Leute von der Herberge. Unsere Bewacher sorgten wieder dafür, dass Gespräche unter uns Gefangenen nicht möglich waren. Wir konnten uns nur zuzwinkern und gegenseitig mit Gesten unserer gefesselten Hände Mut machen. Odo war auch in unserer erbärmlichen Lage der Alte, verschaffte sich Platz durch Ellbogenstöße und Fußtritte und blieb von Kopf bis Fuß ein Vertreter des Kaisers, wenn auch sein schöner Purpurmantel nur noch ein dreckiger, schäbiger Lumpen war.
    Dann sah ich auch den Grafen Waratto. Bleich, mit düsterer Miene und offensichtlich unter den Folgen eines Weinrausches leidend, stieg er steifbeinig die Böschung herab und ließ seine üble Morgenlaune an Zelibor aus, der wieder um ihn herumbuckelte. Bei ihm waren die beiden Franken aus seiner Gefolgschaft, die am Tag zuvor mit ihm „zu Gericht gesessen“ hatten. Von Swinde war nichts zu sehen, vergebens hielt ich nach ihr Ausschau. Waratto ließ sich schwerfällig auf einer Bank, unter den tiefhängenden Zweigen eines Weidenbaums nieder, keine zehn Schritte vom Wasser entfernt. Er ließ Remmert rufen und hielt ihm irgendetwas vor. Der fette Sachse verfolgte mit seinen flinken Äuglein die Boote, hörte kaum zu und rief plötzlich: „Wido! Wo ist Wido?“ Er erhielt keine Antwort, und nun riefen auch andere nach Wido.
    „Hat noch nicht ausgeschlafen“, witzelte einer der Umstehenden.
    „Seine Braut ist auch nicht zu sehen“, stellte ein anderer fest.
    „Vielleicht verstecken sie sich vor dem Mann im Boot“, vermutete ein Dritter. „Haben Angst, er könnte sie mit hinabziehen.“
    „So viel Macht hat der nicht“, erklärte ein Vierter mit Gewissheit. „Seht mal, er wehrt sich nicht mehr, hat sich mit seinem Schicksal abgefunden. Muss sich im Wendenparadies mit der alten Unna begnügen!“
    Alle brachen in ein Gelächter aus.
    Inzwischen waren die beiden Boote in der Mitte des Flusses angekommen, wohl 200 Schritte stromaufwärts. Remmert stieß einen Pfiff aus und schwenkte die Arme über dem Kopf. Das war das Zeichen für die Männer. Die beiden Knechte im ersten Boot sprangen mit ihren Ruderhölzern ins Wasser. Gleich wurden vom zweiten Boot aus die brennenden Äste in das erste geschleudert. Heu, Torf und Sägespäne gerieten in Brand, und erst kleine, dann stärkere, höhere Flammen züngelten hinter den Bootswänden auf. Die Strömung drehte das Boot und trug es zügig fort, in unserer Richtung. Der zweite Kahn nahm die beiden Ruderer auf und kehrte ans Ufer zurück.
    Die Elbe führte noch immer Frühjahrswasser, das eilig dahinströmte. Nur wenige Augenblicke konnte es dauern, bis das brennende Boot in voller Fahrt vorüberkam. Der Wind blies die Flammen an, sie loderten jetzt hoch auf. Schwarzer Rauch wehte hinterher. Remmert schrie etwas, das wie ein Schlachtruf klang. Ein sieghaftes Gebrüll war die Antwort seiner Gefolgschaft. Dazu wurden Lanzen geschwenkt und Pfeile auf das Boot abgeschossen.
    Plötzlich erhob sich dort etwas hinter den Flammen. Ein verzerrtes Gesicht erschien und war gleich wieder weg. Das Boot glitt vorüber, und ein zweites Gesicht tauchte auf. Ich sah einen weit aufgerissenen Mund, einen hellen, brennenden Haarschopf, lange, dünne, spinnenartige Arme …
    „Wido!“, schrie einer am Ufer.
    Noch einmal zeigte sich

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