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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Besitzer schien ihn zu vermissen und beschuldigte die beiden anderen, ihn gestohlen zu haben. Und schon hatte er einen am Kittel gepackt.
    In diesem Augenblick sah ich durch das Loch in der Wand, wie die Eisentür wieder hochgestemmt wurde. Der Speerträger kümmerte sich nicht darum. Zuerst stieg Swinde heraus, dann eine zweite schattenhafte Gestalt, ein Mann. Doch was war das? Dieser war größer als Swinde, mindestens einen Kopf größer. Die beiden bewegten sich rasch fort, und ich vernahm noch ihre eiligen Schritte, als ich sie nicht mehr sah. Sie mussten in diesem Augenblick an unserem Haus vorüberlaufen. Doch unsere Wächter bemerkten sie nicht. Zwei hatten sich gepackt und versuchten, einander niederzuringen. Der Dritte redete auf sie ein und trennte sie schließlich. Inzwischen war die Eisenplatte schon wieder über die Öffnung gewälzt. Der Speerträger ließ sich jetzt unter dem toten Baum nieder und blieb dort sitzen.
    Eine Weile geschah nichts. Unsere Wächter schienen sich versöhnt zu haben und würfelten weiter. Dann aber, es musste schon nach Mitternacht sein, kam vom Blockhaus her Lärm auf. Eine Horde Betrunkener taumelte näher, von Remmert angeführt, den ich an seinem unförmigen Wanst und seiner heiseren Stimme leicht erkannte. Die Kerle schleppten in ihrer Mitte ein altes Weiblein, das klägliche Hilferufe ausstieß. Es musste dieselbe Alte sein, die ich hier täglich gesehen hatte, wie sie, mal mit einem Milchkrug, mal mit einem Besen hin und her huschte und den Mägden zur Hand ging. Remmert hob selbst die Platte, und die Betrunkenen schleppten die Alte die Treppe hinunter. Auch unsere Wächter waren aufmerksam geworden und beobachteten den offenen Einstieg unter dem toten Baum. Das Stimmengewirr und Gelächter der Betrunkenen drang herauf, immer beherrscht von den rauhen Tönen des obersten Sachsen. Kurze Zeit später erschienen die Kerle nach und nach wieder an der Oberfläche und trollten sich. Zuletzt kletterte Remmert heraus und wies den Wächter an, die Eisentür zu schließen. Mit torkelnden Schritten entfernte er sich, ging aber nicht geradewegs auf das Blockhaus zu, sondern schlingerte im Bogen an unserem Hause vorbei. Als er die drei Männer unter der Tür bemerkte, blieb er stehen.
    „Morgen früh gibt es etwas!“, verkündete er. „Eine wendische Beerdigung. Soll keiner uns nachsagen, dass wir nicht ihre Bräuche achten. Das Totenschiff wartet schon auf seine Fracht. Und damit sich der wendische Schuft nicht einsam fühlt, habe ich ihn noch schnell verheiratet. Mit der Alten, der Unna! Jetzt halten sie Hochzeit da unten in dem stinkigen Loch, ha, ha, ich hab ihr sogar eine Morgengabe versprochen: alles Land links und rechts der Elbe, an dem sie mit ihrem Schiff vorbeikommen werden! He, Limpold, Siudger, Thiedrich … ihr kommt alle hin, verstanden? Das soll sich keiner entgehen lassen! Eure Gefangenen bringt mit! Da können sie sehen, die verfluchten Franken, dass ihr Kaiser hier nichts mehr zu sagen hat. Auch Waratto hat nichts mehr zu sagen, dem passt das alles nicht, doch er muss die Schnauze halten. Bald wird es hier keine fränkischen Grafen mehr geben, Männer, dafür wird Saxnots Gefolgschaft sorgen, die jagen wir fort mitsamt ihrem Jesus Christus und ihrem Bischof … das schwöre ich bei unseren Göttern …“
    Remmert verschwand in der Dunkelheit.

12. Kapitel
    Quälend langsam verging die Zeit bis zum Morgen. Als aber erstes graues Licht durch die Ritzen in der Flechtwand sickerte, wurde es draußen schnell lebendig. Unter dem toten Baum versammelte sich anscheinend dieselbe Gesellschaft wie in der Nacht. Die Eisenplatte wurde angehoben, und einige stiegen hinab. Auch Remmert kam herbei, gab wieder irgendwelche Befehle, und alle standen herum und warteten. Und dann wurden zwei menschliche Gestalten, in Säcke gehüllt und mit Stricken verschnürt, heraufgebracht. Die kleinere, anscheinend leblos, rührte sich nicht und musste getragen werden. Die etwas größere bog und wand sich, wurde auf die nackten Füße gestellt und fortgeschleift. Alles bewegte sich nach dem Blockhaus hin, und Remmert gab unseren Wächtern noch einmal ein Zeichen. Sie trieben uns hinaus, diesmal ohne unsere Fesseln zu lösen, und wir schlossen uns an.
    Es ging am Blockhaus vorbei, hinunter zum Elbufer. Dort brannte ein Feuer, dessen schwacher Schein auf mehrere Boote fiel. In eines warf man die beiden verschnürten Gestalten, so dass sie nebeneinander zu liegen kamen und fast versanken in

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