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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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verglich es mit McArdle, Trepel, dem VW-Fahrer und dem fbi -Agenten mit der Baseballkappe, der mich im Park »gerettet« hatte.
    Es funktionierte bei allen.
    Im Gegenzug begutachtete Spinelli mich, als sei ich ein Stück Fleisch. Anscheinend gefiel ihm, was er sah, denn er begann, vor Testosteron zu strotzen, während er über seine besondere Position bei mmr plauderte.
    Ich war erleichtert, als Case mich sehr zum Verdruss von Spinelli weiter zu Britt schob, der sich mit der Herstellungsleiterin unterhielt. Britt war knapp über eins siebzig groß – genau die richtige Größe – und sah aus, als sei er Mitte dreißig.
    Angesichts der schockierenden Ähnlichkeit mit McArdle durchlief mich erneut ein Zittern.
    Wir gaben uns die Hand. Meine war schwitzig, da bin ich mir sicher. Sein Händedruck war fest. Er roch nach Bay Rum Aftershave, das auch mein Vater immer benutzt hatte. Eine Woge der Erinnerungen spülte über mich hinweg. Wie jedes Mal.
    »Also Sie helfen hier zeitweise aus, Miss Nash?« Britt hatte eine ruhige, umgängliche Art. Sicher ein Typ, der gut bei Menschen ankam.
    »Nennen Sie mich doch Emma, bitte. Ja. Ich hoffe, ich finde dann Unterschlupf in der Werbung.«
    Er zupfte sich am Ohr, lachte und wippte mit den Füßen. »Bloß nicht. Die zahlen doch so schlecht. Und wir werden ausgenommen. Ich hätte in Maine bleiben sollen.«
    »Ich komme auch aus Maine. Ist schon lange her.« Ich lächelte. »Aber Sie würden auch nichts anderes tun wollen, als zu fotografieren, stimmt’s?«
    Er deutete mit dem Finger auf mich. »Sie haben meine Nummer.«
    Er war ganz anders als Spinelli; kein Abbild eines Schleimscheißers auf der Pirsch. Weshalb ich es auch für wahrscheinlicher hielt, dass er unser Killer war, einmal ganz abgesehen davon, dass seine Augen wirklich blass waren. »Ihre Bilder sind beeindruckend. Ich habe sie in der Zeitschrift gesehen.«
    »Danke«, sagte er und zupfte erneut an seinem Ohr. »Ich glaube auch, dass sie ganz okay sind.« Er legte den Kopf schief. »Sie sind eine hübsche Frau, Emma. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Ihnen kurz die Brille abnehme?«
    »Überhaupt nicht.«
    Er zog sie vorsichtig herunter und grinste dann. »Schöne Knochen. Ich würde Sie gern fotografieren.«
    Ich lachte verlegen. »Aber nicht doch.«
    Er schob die Brille zurück an ihren Platz. »Denken Sie mal drüber nach.«
    »Ich fotografiere selber ein bisschen. Manchmal koloriere ich auch Bilder.«
    Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Bringen Sie mal was mit. Zeigen Sie’s mir.«
    »Danke. Das mache ich.« Ich versuchte, ihn zu provozieren. »Ich habe schon mal was in der Harvard Post veröffentlicht. Kennen Sie Harvard ein bisschen?«
    »Super zum Äpfelpflücken.« Kein Schatten, kein Blinzeln. »Huch. Die Pflicht ruft.«
    Er bahnte sich einen Weg durch das Zimmer, in dem immer noch Grüppchen plaudernder Redakteure standen, und legte einen Arm um eine der Redaktionsassistentinnen.
    Wie dumm von mir – ihn die Brille abnehmen und in mein Gesicht starren zu lassen. Und doch hatte ich zugestimmt – und zwar sofort. Weil ich nämlich geschmeichelt war.
    Hatte ich mich gerade dem Schnitter offenbart?
    Komisch. Warum war ich trotz all der eindeutigen Beweise, die mir sagten, dass Britt unser Killer war, nicht überzeugt?

40
    Lauria und ich saßen an einem kleinen Tisch in meinem Zimmer und schwelgten in dem, was der Zimmerservice heraufgebracht hatte.
    »Er ist es, Kath.« Ich tunkte eine Krabbe in die Cocktailsoße. »Aber warum bereitet mir das dann Kopfzerbrechen?«
    Sie tupfte sich die Lippen mit der Leinenserviette ab. »So was soll vorkommen. Da findet man den Kerl, kann aber nicht glauben, dass er es wirklich ist. Man ist aufgekratzt. Und dann kommen die Zweifel.«
    »Möglich.« Ich stach mit der Gabel in ein Stück Quiche Lorraine. »Aber es ist zu einfach.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts an diesem Fall war bisher einfach.«
    »Nein. Nein, Sie haben ja recht.« Ich erzählte ihr, dass ich ihm gestattet hatte, mir die Brille abzunehmen.
    »Solche Fehler können wir uns nicht leisten, Tally«, sagte sie. »Sie können sich die nicht leisten.«
    »Ich weiß ja. Aber Britt war so nett. Ist das nicht seltsam? Da mag ich tatsächlich diesen Typen und bin geschmeichelt, dass er mich fotografieren will, und gleichzeitig denke ich daran, dass er mehr als ein Dutzend Frauen getötet und verstümmelt hat. Und obwohl er wie McArdle aussah, war seine Art doch ganz anders, ich habe sie gar nicht mit

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