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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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schicken, war seine Art, um Hilfe zu bitten. So wenig der Gedanke mir auch gefiel, würde ich ihn doch morgen anrufen.
    Ich stellte den Fernseher an und streckte dann die Hand nach Penny aus, um sie ein bisschen zu drücken. Aber da war ja keine Penny. Ich rief Jake an.
    »Ja!?« Er klang äußerst kurz angebunden, als hätte ich ihn gestört.
    »Danke, dass du dich um Pens gekümmert hast, aber kannst du sie jetzt zurückbringen?«
    »Penny ist nicht bei mir«, sagte er scharf.
    »Ach, komm schon, Jake. Hier ist sie nicht.«
    »Ich habe sie nach unserem Spaziergang im Park zurückgebracht. Verdammt, du hörst dich allmählich …«
    Ich schnellte vom Sofa hoch.
    »Penny!«
    Ich sah in alle Wandschränke, warf einen Blick in den Garten und sogar einen unters Bett.
    Ich machte die Tür zum Keller auf und knipste das Licht an. »Penny, Mädchen?«
    Stille. Aber dann ein Geräusch. Ein Schnarchen?
    Ich trat auf die Treppe, lugte übers Geländer und entdeckte sie zusammengerollt in einer Ecke auf dem dreckigen Kellerboden, tief schlafend.
    »Komm, Penny.«
    Noch immer keine Antwort. Ich lief die Stufen weiter hinunter.
    Ein Zittern, wie bei einem leichten Erdbeben. Ich umklammerte das Geländer und setzte vorsichtig den Fuß auf die nächste Stufe. Die Treppe schwankte wie ein Betrunkener.
    Die Stufe unter meinen Füßen wackelte wie wild und ich sprang.
    Polternd landete ich auf dem Boden, während über mir die Stufen krachend und in einer Staubwolke zusammenbrachen.
    Ich versuchte, nach Luft zu ringen, was mir zuerst nicht gelang; also lag ich da, in meinem Mund knirschte es und meine Augen juckten vom Staub.
    Eine feuchte Zunge begann, mir über die Wange zu lecken.
    »Na toll«, sagte ich würgend. »Jetzt wirst du wach.«
    »Tally!«, brülle Jake vom Kellereingang herab. »Was zum Teufel machst du da?«
    »Nichts«, spuckte ich. »Ich sitze einfach nur auf dem Kellerboden.«
    »Was ist mit der Treppe passiert?«
    »Das war Tötung aus Notwehr«, sagte ich und verstand endlich, was mit diesem Begriff gemeint war.
    »Was?«, brüllte er.
    »Hol mich einfach hier raus.«
    Eine Stunde später war ich wieder sauber, meine Kratzer waren desinfiziert und mein ganzer Körper tat weh.
    Penny ihrerseits wirkte noch ein bisschen wackelig auf den Beinen. Ich bereitete ihren Futternapf vor. »Du hättest bellen sollen. Hast da unten ein schönes Nickerchen gemacht, was?«
    Ihr Blick wanderte von mir zu ihrem Napf.
    Jake kam in die Küche und wischte sich die Hände an der Hose ab. »Die Bohlen waren verrottet.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Ich werde sofort jemanden holen, der sich darum kümmert.«
    Na dann. Ich stellte Pennys Napf auf den Boden. Nachdem sie an ihrem Futter geschnüffelt hatte, nahm ich sie draußen an die Leine, weil ich sie nicht wieder aus dem Blick verlieren wollte. Nicht heute Nacht.
    »Und?«, fragte Jake, als ich die Terrassentüren verriegelte.
    Ich fröstelte. »Ein Eindringling hat Penny in den Keller gesperrt. Irgendwann heute Nachmittag, weil sie ja vormittags bei dir gewesen ist. Ich glaube, er hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben.«
    »Sie hätte sich auch selber hinunterschleichen können.«
    »Ja, klar. War also die Kellertür, die ich immer zusperre, zufällig offen? Wo warst du heute?«
    Er warf mir einen düsteren Blick zu. »Im Atelier. Was willst du damit sagen?«
    »Nichts. Ich sage, dass jemand Penny im Keller eingesperrt hat.«
    Jake nahm mich bei den Schultern. »Ich weiß, dass du davon überzeugt bist, Blessing sei einmal hier gewesen, aber …«
    Ich schüttelte seine Hände ab und lief erneut kreuz und quer durch die Zimmer. Ich schaute, ob Geld oder Schmuck oder Kunst fehlten. Ich stieß den angehaltenen Atem aus, als ich sah, dass Dads Meerschaumpfeifen noch genauso dalagen, wie ich sie zurückgelassen hatte, und dass auch Dellas einzelner Ohrhänger noch in meiner Schmuckschatulle war. Ich sah nach, ob jemand vielleicht Unterlagen, Bankauszüge oder Zeitschriften durchwühlt hatte, und ich sah nach, ob Kleider, Schubladen oder Schuhe herausgerissen worden waren. Alles schien aufgeräumt zu sein. Zu aufgeräumt. Schon wieder.
    Vorhin war ich zu sehr in Gedanken gewesen. Der Kaffeepott, den ich im Waschbecken stehen gelassen hatte, war in die Spülmaschine geräumt worden. Das Telefonbuch, das ich unter der Rubrik Klempner aufgeschlagen hatte, war zugeklappt worden. Und am unheimlichsten war die volle Klopapierrolle auf dem Halter im Badezimmer.
    Ich weiß, dass ich ein

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