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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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selbst entsetzt. Die Angst heute Abend, als ich das Auto parkte. Mein Entsetzen und die Furcht gegenüber Trepel. Ich war in der Hall of Fame der Paranoiden angekommen.
    Roland Blessing war drauf und dran, mein Leben zu bestimmen. Das würde ich nicht zulassen.
    Ich las meine E-Mails und ließ mich dann aufs Sofa plumpsen, wo ich zuerst eine Dose Cola Light öffnete und anschließend das Päckchen. Heraus kam etwas in Luftpolsterfolie Eingeschlagenes, das sich beim Auspacken als ein in weinrotes Leder gebundenes Fotoalbum entpuppte. Keine Nachricht.
    Mist. Ich hatte ein schlechtes Gefühl. Ich biss in einen Burrito und schlug das Album auf.
    Ein verwildertes Kind von vielleicht sechs Jahren starrte mich an. Die Knie umschlungen, den Kopf zurückgeworfen, im Badeanzug. Eine vage Erinnerung. Die riesigen grünen Augen, das rabenschwarze Haar und die Andeutung eines spitzen Kinns erinnerten mich an …
    Aber natürlich. Angela Pisarro. Harrys ermordete Tochter. Diese Augen und das Kinn waren unverwechselbar.
    Warum hatte Pisarro mir das Fotoalbum seiner toten Tochter geschickt?
    Ich blätterte es durch. Angela wuchs von einem kleinen Kobold zu einem entzückenden Teenager mit schüchternem Lächeln heran. Manchmal steckte sie die Zunge in eine Wange, und dann blitzten ihre Augen durchtrieben. Da war er wieder, der Kobold.
    Mehr Bilder. Angela im englischen Reitdress, als Dorothy bei einer Schulaufführung, mit Kappe und Umhang beim Highschoolabschluss. Sie war zu einer jungen Frau von ungewöhnlicher Schönheit herangewachsen. Diese späteren Fotos hatte Pisarro mir nach ihrem Tod gezeigt. Die gleichen, die auch in den Zeitungen abgedruckt worden waren.
    Ihr Gesicht hatte eine elfengleiche Form angenommen, und sie hatte sich die Haare zu einer kurzen Wuschelfrisur schneiden lassen. Die Augen bildeten den Mittelpunkt in ihrem knabenhaften Gesicht.
    Ich blätterte um. Der Burrito glitt mir aus den Fingern.
    Angelas Leiche.
    Genauso wie die früheren Fotos waren auch die Bilder vom Tatort der Ermordung Angelas eingeklebt. Jemand musste geschmiert worden sein, um an diese Bilder zu kommen.
    Angela lag nackt auf dem Rücken, ein roter Schal war über ihr Gesicht gebreitet, die Hände waren über ihrem Kopf an das Kopfteil aus Messing gefesselt. Die Handfessel war gepolstert. Wer auch immer sie gefesselt hatte, wollte nicht, dass sie sich verletzte. Mehr Seiten mit dem gleichen Inhalt. Schrecklich und entwürdigend.
    Vor drei Jahren hatte ich wenig über den Fall gewusst. Ich war in jenem Juli zum Fliegenfischen in Montana gewesen und erst kurz vor Angelas Beerdigung zurückgekommen. Pisarro hatte persönlich um meinen Beistand gebeten, und ich hatte an der Totenwache, der Trauerfeier und der Beerdigung teilgenommen.
    Außerdem hatte ich mehrere private Therapiesitzungen mit Pisarro abgehalten, bei denen seine Frau sich weigerte, anwesend zu sein.
    Ich hatte weder die Fotos vom Tatort noch Angelas Leichnam im Kummerladen zu Gesicht bekommen.
    Ich blätterte zur nächsten Seite des Albums.
    Angela auf dem Tisch unter Strabos Messer.
    Gott im Himmel.
    Ich untersuchte die Autopsiefotos. Ein Detail war besonders hervorzuheben.
    Angelas grüne Augen fehlten.
    Am Ende des Albums fand ich eine Nachricht von Pisarro.
    Liebe Miss Tally,
    wie seltsam, dass die Augen meiner Angela fehlten, genau wie die Augen dieser Della, von der Sie erzählten.
    Die Polizei hat Angelas Augen nie gefunden. Niemand weiß von ihrem Verschwinden, auch meine Frau nicht, abgesehen von der Polizei und den Leuten in ihrem Haus des Todes. Und natürlich dem Mörder.
    Ich habe mir so meine Gedanken gemacht. Könnte da jemand mit gestohlenen Augen handeln? Was man so hört, gehen sie für große Summen über den Tisch.
    Bitte geben Sie mir das Album wieder, so schnell es Ihnen möglich ist.
    Ihr Freund,
    Harry Pisarro
    Augen verkaufen? Verkaufen? Lächerlich. Oder doch nicht?
    Ich warf den Rest meines Essens in den Müll.
    War Chesa überrascht, dass Della ihre Augen gespendet hatte? Es kam mir vor, als wäre das schon so lange her. Hatten wir überhaupt darüber gesprochen?
    Angelas Mörder, ihr Musikerfreund, war im Gefängnis grausam zu Tode gekommen. Niemand hatte es gewagt, Pisarros Namen zu nennen.
    Was, wenn ihr Freund gar nicht Angelas Mörder war?
    Himmel, sollte ich je vorhaben, Augen zu verkaufen, würde ich nicht gerade die Tochter eines Mafiosos als Spenderin in Betracht ziehen.
    Ich packte Angelas Fotoalbum sorgfältig wieder ein. Mir das Album zu

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