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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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dieser Seelenklempnerei falsch liegen kann, Tally.«
    »Ich sehe gar nichts, Rob. Für mich passt hier nichts zusammen. Nichts. Wenigstens kann ich dazu beitragen, dass Blessing gefunden wird.«
    »Du hältst dich da raus.«
    Ich schwieg.
    Herrgott, was für eine Verschwendung. Arme Dottie Brylske.
    * * *
    Ich schlief noch etwa eine Stunde, dann schleppte ich mich ins Büro.
    Keine Schlagzeile, die Roland Blessings Gefangennahme verkündete. Irgendjemand musste doch wissen, wo Blessing steckte.
    »Hallo, Leute«, sagte ich.
    »Wie man hört, hattest du eine schlimme Nacht«, sagte Gert.
    »Sehr schlimm.«
    »Ich übernehme die Familie dieser Brylske. Sie ist auf dem Weg hierher.«
    Ich schenkte mir Kaffee ein. »Ich bin froh, dass du dich um sie kümmerst. Ich sollte mich da raushalten. Ist Fogarty da?«
    »Er hat Brylske obduziert.«
    Eilig lief ich die Treppe hinauf, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
    Fogartys Tür stand offen, und er war über etwas gebeugt, das ganz nach Budgetblättern aussah.
    »Hallo, Tom.«
    Er fuhr herum und blinzelte, als sein Blick mich erfasste. »Wow, das ist mal was. Sie müssen was wirklich Wichtiges wollen, wenn Sie extra hier hoch kommen.«
    Ich spielte die Gleichgültige und zuckte die Achseln. Dann setzte ich mich auf den Stuhl neben seinem Schreibtisch. Ich zog zwei Karten für die Celtics aus der Tasche. »Luxus-Suite. Center Court. Oldtimer-Nacht. Es geht das Gerücht, dass sogar Larry Bird kommt. Und sicher wissen Sie, dass wir an dem Abend gegen die New York Knicks spielen. Haben Sie Interesse?«
    Er lachte, konnte aber nicht ganz die Gier in seinem Blick unterdrücken. »Wen haben Sie umgebracht, um an die zu kommen?«
    »Niemanden, den Sie kennen.«
    »Klar hab ich Interesse. Wer hätte das nicht?« – »Sie gehören Ihnen. Ich brauche im Gegenzug nur für einen Monat Zugang zur Datenbank.«
    Er schob die Unterlippe vor. »Warum interessieren Sie sich dafür, wie viele Verkehrsopfer letzte Woche hier eingegangen sind? Oder wie alt die Leute im Durchschnitt waren, die allein zu Hause starben? Hm?«
    »Das ist Nebensache, Tom. Der Punkt ist doch: Wollen Sie diese Eintrittskarten?«
    Er zog seine Lesebrille ab und ließ sie an einem Bügel rotieren.
    »Um den Zugang zu bekommen, müssen Sie einen kleinen Auftritt in Street Fighter absolvieren. Als Sie selbst. Tally Whyte. Beraterin für Mordopfer.«
    »Nie im Leben.«
    »Oh, einmal wird’s wohl gehen. Die wollen Sie, sehr zu meinem Missfallen, und die küssen mir den Arsch, wenn ich Sie überrede.«
    Schon vor Monaten hatte ich es abgelehnt, in diesem Abklatsch der Serie Spenser mitzumachen. Insbesondere als ich selbst.
    »Vergessen Sie’s.«
    Ich schnappte mir die Karten und ging zur Tür.
    »Nur so kriegen Sie den Zugang, Tally.«
    Ich ging hinaus.
    Mithilfe der Datenbank hätte ich herausfinden können, ob Blessing noch andere Verbindungen zum Kummerladen hatte. Vielleicht stand er ja mit einem anderen Verbrechen in Verbindung, das mit einem Mord geendet hatte, oder auch nur mit einem Tod, der nach einem Unfall aussah.
    Je mehr ich über Moiras Tod herausfand, desto mehr Hilfsmittel hatte ich in der Hand, um Blessing zu finden.
    Und vielleicht würde ja ein Pfeil auf Blessings Versteck deuten. Ein neonfarbener.
    All die Möglichkeiten fühlten sich wie Fliegen auf meiner Haut an. Am liebsten hätte ich mich gekratzt.
    Ich rief Fogarty an, der zehn Minuten später die Karten und meinen Gastauftritt bei Street Fighter gegen einen einmonatigen Zugangsschlüssel eintauschte.
    Ich fing an, in die Tasten zu hauen und in etwas zu wühlen, von dem ich hoffte, es möge sich als Goldmine in Sachen Blessing entpuppen.
    »Tally, kannst du mal einen Moment kommen?«, fragte Gert. »Dottie Brylskes Partnerin möchte dich sprechen.«
    »Klar.« Ich fuhr mir durchs Haar. »Bringen wir’s hinter uns.«
    Ich umarmte Lin Brylske-Harry. Sie war klein und drahtig und hatte ein hübsches Gesicht, das von schrecklichem Kummer entstellt war.
    Wir saßen in unserem Trauerzimmer. Lin hörte nicht auf, den Saum ihres Hemdes auf- und abzurollen.
    »Wie kann ich helfen?«, fragte ich.
    »Ich habe gehört, dass Sie da waren.« Sie runzelte die Stirn. »Hatte sie große Angst?«
    »Vermutlich schon. Aber nur für kurze Zeit.«
    »Warum dachte er denn, sie habe seine Tochter umgebracht?«, fragte sie weiter.
    »Dottie war jemand, an den er sich konkret halten konnte. Wenn der eigentliche Mörder nicht zur Verfügung steht, machen Menschen das.

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