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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Frage war, was und warum?
    Der nächste Tag war angefüllt mit hektischer Betriebsamkeit, und es gab eine Budgetkrise. Komisch, wie förderlich das für meine kleinen grauen Zellen war.
    Um es mit E.M. Forester zu sagen: »Only connect – füge alles zusammen«. Chesas Tod hatte eine Kette von Ereignissen ausgelöst. War dem wirklich so? Vielleicht hatte die Kette ja auch mit Dellas Tod begonnen. Oder aber mit Elizabeth Flynns. Oder noch davor, mit Moira Blessings.
    Standen die Tode dieser vier Frauen durch mehr in Zusammenhang als nur das Beerdigungsunternehmen McArdle? Gab es etwa eine Mordserie? Wenn ja, wann hatte diese Serie tatsächlich begonnen?
    Kranak würde behaupten, dass ich die Verbindungen überbewertete. Aber in mir drin brüllte es laut »Ja!«. Ich hatte Roxbury schon einmal einen Besuch abgestattet, mit wenig Erfolg. Es war an der Zeit für einen zweiten Besuch.
    Als Penny und ich zur Firma von McArdle fuhren, warf ich gelegentlich einen Blick über die Schulter. Ich hasste es, beobachtet zu werden.
    Ich fragte mich, was Blessing wohl in diesem Moment tat. Sich verstecken. Abhauen.
    Ich parkte einige Häuser entfernt von dem Bestattungsunternehmen. Dann nahm ich Penny an die Leine und verließ den Wagen.
    Eine Frau tauchte auf. Sie trug einen dünnen rosa Mantel, der um ihre Knöchel strich, und darüber einen Kapuzenpulli. Die Kapuze hatte sie über den Kopf gezogen. Ihre ausgestreckte, zitternde Hand steckte in einem zerschlissenen Handschuh. Sie grinste. »Sie kriegen ein Knöllchen, wenn Sie hier so parken. Ich pass auf Ihr Auto auf.«
    Ich zog eine Fünfdollarnote heraus und hielt ihr die Zeichnung von Della und Chesa hin. »Haben Sie diese Frauen schon mal gesehen?«
    Das Geld verschwand unter dem Mantel der Frau. »Nein.«
    Ich holte einen Zehner heraus, hielt ihn aber fest. Ich deutete auf McArdles Firma. »Wissen Sie etwas über McArdle oder seine Firma?«
    Sie schwankte und stützte sich dann an meinem Truck ab.
    »Ich kenne ein gutes Frauenwohnheim«, sagte ich.
    »Ich brauch kein Wohnheim.«
    »Wann hat McArdle aufgemacht?«
    »Mit Daten hab ich’s nicht so. Vor drei Jahren vielleicht.«
    Ein paar Jugendliche kamen über den Gehweg in unsere Richtung stolziert. Ihr Blick glitt zu ihnen und dann zurück zu mir.
    »Probier’n Sie’s bei Jazz.« Sie deutete auf ein Ziegelsteingebäude, riss mir den Zehner aus der Hand und verfiel in einen schwerfälligen Schweinsgalopp.
    Alles nur wegen der Jugendlichen. Sie waren wie Klone angezogen: Lederjacken, schwarze, durchhängende Hosen, schwarze Nikes, umgedrehte schwarze Baseball-Caps und ein klugscheißerisches Grinsen.
    Der, der anscheinend der Anführer war, trug außerdem ein rotes Tuch um den Kopf. Es war der Bursche, den Kranak und ich geschnappt hatten, nachdem ich Chesa gefunden hatte. Julius Binny.
    Penny und ich näherten uns den Jungen, die pfiffen und Kusslaute von sich gaben. Einer griff sich in den Schritt.
    »K noze«, befahl ich Penny auf Tschechisch. Der Befehl, bei Fuß zu gehen, ließ sie sofort aufmerken. Ich zog eine Visitenkarte aus der Tasche. »Erinnerst du dich noch an mich, Julius?«
    »Komischer Hund, so mit drei Beinen.« Binny lehnte sich gegen einen Laternenpfahl und sah mich herausfordernd an.
    »Wenn du meinst.« Ich hielt den Jungen die Zeichnung hin. »Hat einer von euch diese Frauen schon mal gesehen?«
    »Seh’n gut aus«, meinte Binny und sah mich mit blitzenden Augen an. »Echt gut«, wiederholten zwei der anderen. »Aber gesehen ham wir die nie.«
    »Du erkennst sie doch«, sagte ich zu Binny.
    »Ja. Die eine von den Tussis hab ich mit dem Typen streiten sehen.« Binny stieß ein meckerndes Lachen aus. »Die andere hab ich in den Leichenwagen geschoben. Bevor die tot war, war sie schärfer als Sie.«
    Binny wusste eine ganze Menge mehr, als er mir sagte. Ich war kurz davor auszurasten. Nicht gut. »Die, die du streiten gesehen hast? Die habe ich drinnen bei McArdle gefunden. Ermordet.«
    »Diese Schwuchtel hätte doch keinen umgebracht«, sagte der Kürzeste des Quartetts.
    Binny packte den Burschen am Kragen. »Mr McArdle war keine Schwuchtel. Der war cool.«
    »Ist ja schon gut«, sagte der andere. Binny warf ihm einen drohenden Blick zu, bevor er ihn losließ.
    »Wo ist McArdle?«, fragte ich Binny.
    Er schürzte die Lippen. »Woher soll ich das wissen?«
    »Du weißt es«, stieß ich hervor, weil ich allmählich die Geduld verlor.
    Sein feindseliger Blick telegrafierte ein Signal. Die anderen drei

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