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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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den Lärm: »Hast du auch eine für Penny? Hä?«
    Bei der Polizei kannte man meine dreibeinige Penny.
    Wir bahnten uns einen Weg durch Feuerwehrleute, Gesetzeshüter und Rettungssanitäter. Schließlich entdeckte ich Kranak, der sich mit Reen neben dem Maschendrahtzaun unterhielt, der das Gebäude umgab. Ich zog Gert in den Schatten eines großen Trucks. Vor uns beobachteten Angehörige eines Sondereinsatzkommandos mit Maschinenpistolen und » fbi « auf den Rücken ihrer Jacken, wie das Gebäude ausbrannte. Die Lieferwagen der Presse rollten näher, und mehrere privilegierte Reporter durften herein. Sie kommentierten mit ihren Handmikros das Geschehen, während die Kameras surrten.
    Die Menge machte »Ooh«. Ich folgte den in den Nacken gelegten Köpfen. Jemand stand an einem der Fenster im sechsten Stock. Die Person schien zu schwanken und hielt sich am Fensterrahmen fest. Ein Feuerwehrauto näherte sich dem Gebäude und fing an, seine Leiter auszufahren.
    Mein Gott. Die Person schnellte aus dem Fenster und landete auf dem Boden. Dort blieb sie bewegungslos liegen. Feuerwehrleute stürzten zu ihr, hoben sie dann hoch und rannten in einem Funkenregen von dem Gebäude weg.
    Ein weiterer Knall war zu hören und wieder schoss ein Feuerball wie eine Mondrakete aus dem Gebäude. Noch mehr Explosionen, Schreie und Rufe, Stöhnen und Knacken, und dann: ein donnerndes Krachen.
    Das Gebäude brach in sich zusammen.
    Als ich erschöpft, rußverschmiert und mit klingelnden Ohren nach Hause kam, schleppte ich mich als Erstes unter die Dusche. Grau-schwarzes Wasser verschwand wirbelnd im Abfluss, zusammen mit dem körnigen Dreck des Feuers. Es kreiste und kreiste, und ich schwöre, dass ich, kaum schloss ich die Augen, den armen, vom Feuer eingeschlossenen Mann wiedersah, wie er ins Leere sprang. Aber es war gar kein Sprung gewesen. Sondern eher etwas Unechtes, wie eine Puppe mit schlaffen Armen und Beinen. So stellte ich mir einen Sprung nicht vor. Ich hatte die Person nicht einmal schreien gehört.
    Aus der Entfernung war es schwer zu sagen gewesen, doch von der Statur her hatte sie mich an McArdle erinnert.
    Am Donnerstag knallte ich Kranak in der Frühe die Zeitung auf den Tisch.
    »Ja?«, sagte er mit vollem Mund. Die Haut um seine blutunterlaufenen Augen war geschwollen, die Augen selbst gerötet. Auf dem Kinn und der Oberlippe waren braune Stoppeln zu sehen. Nicht aber auf seiner Narbe.
    Er tat mir leid. Aber so leid auch wieder nicht. »Du hattest mir doch versprochen, dass du dich bemühst, mir Bescheid zu sagen, wenn ihr diesen Schmugglerring hochgehen lasst.«
    Er schlürfte an seinem Kaffee. »Ich hab mich ja bemüht. Ich konnte halt nicht anrufen.«
    Ich ließ mich auf den Stuhl ihm gegenüber plumpsen. »Habt ihr eure Organhändler geschnappt?«
    »Zurzeit haben wir ein ganz elendes Durcheinander. Aber wie es aussieht, haben wir was gefunden.« Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht das, was wir brauchen.«
    »Der Typ, der gestorben ist, war das McArdle?«
    »Meinst du den Kerl, den du aus dem Gebäude hast springen sehen?«
    Also hatte Kranak uns letzte Nacht entdeckt. »Ja.«
    Kranak rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen. »Du weißt es also noch nicht.«
    Allmählich verlor ich die Geduld. »Nein, Rob. Ich weiß es noch nicht, was auch immer das bedeutet. Ich bin geradewegs hergefahren und zu dir gekommen. Sülz nicht so rum.«
    »Tu ich nicht, Tal. Ich schwör’s.« Seine Hand glitt über den Schreibtisch und ergriff meine. »Der Mann, der gefallen ist. Wir …« Er drückte meine Hand. »Das war Doc Strabo.«
    »John?« Mein Gehirn war so träge, dass es die Bedeutung nicht erfasste. »Was hat denn John da gemacht?«
    »Er war der Mann, Tal. Der Verbindungsmann, nehmen wir an.«
    »Du meinst die Sache mit den Organen? Aber Rob, ich habe doch gestern erst mit Strabo gesprochen. Der war doch kein … kein Verbindungsmann. Du kennst ihn doch beinahe genauso lange wie ich. Wie kannst du denn nur so was denken?«
    Kranak sah mich komisch an. »Warum sonst hätte er dort sein sollen, Tally?«
    »In dem Lagergebäude?« Ich musste an Johns Kinder denken – Summer und Gabrielle. Ich war bei ihren Taufen dabei gewesen. Ich hatte bei einem halben Dutzend Partys in Strabos Haus mitgefeiert. Ich hatte mit ihm bei Kaffee und Bagels Fälle durchgekaut und über Politik und Filme gequatscht und …
    »Er hatte ein Motiv, Tal«, sagte Kranak. »Die Trennung und die Alimente für die Kinder haben ihn viel Geld

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