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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Akku bei diesem kleinen Ausflug mitmachen würde.
    Und dass es sich hierbei nicht nur um die sprichwörtliche heiße Luft handelte.
    Am Storrow Drive fädelte ich mich auf den vierspurigen Highway ein, der Richtung Westen führte. Es schneite erneut, und winzige, wirbelnde Flocken erschwerten die Sicht erheblich.
    Im Telefon knackte es. »Ja?«, sagte ich.
    »Wir kommen gerade da vorbei, wo die Schädelknochen aufbewahrt werden, die man hier mal gefunden hat.«
    »Irgendwelche Blaulichter? Sirenen?«
    »Nein. Ach, Mist.«
    »Was denn?«
    »Mir hat jemand den Weg abgeschnitten.«
    Ein Pick-up hupte, als er rechts an mir vorbeifuhr. Himmel. Ich trat aufs Gas und wechselte dann auf die rechte Spur.
    »Bist du immer noch hinter ihnen?«, fragte ich Gert.
    »Ja. Wir fahren jetzt über den Fluss, sie halten sich Richtung … Scheiße!«
    »Was denn? Was?«
    »Eine rote Ampel«, sagte Gert. »Die beiden haben’s noch geschafft. Jetzt fahren sie nicht mehr so schnell, also vielleicht … Los geht’s.«
    Ich gab Gas.
    »Und?«, fragte ich.
    »Mist! Ich hab schon wieder eine Ampel, aber … Ach, vergiss es. Sie sind nach rechts abgebogen. Nach Cambridge. Ich versuche, dranzubleiben.«
    Ich überquerte den Fluss, hielt mich rechts und raste über die erste Ampel, die grün war.
    »Wo bist du?«, fragte ich.
    »Sieh mal um die Ecke. An der zweiten Kreuzung.«
    Ich hielt an der zweiten Kreuzung, wo die Ampel rot war, und sah nach rechts. Ein Cop lehnte an der Fahrertür und sprach durchs Fenster mit Gert. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, nur die riesige Kaugummiblase, die fast bis zur Nase des Polizisten reichte.
    Oh Mann.
    Ich hielt hinter dem Polizeiwagen. Als er weg war, stieg Gert in meinen Truck, und Penny ließ sich auf ihrem Schoß nieder. Ich nahm ihr den Strafzettel ab, pfiff und stopfte ihn in die Tasche.
    »So ein Mist«, sagte sie. »Dafür kriege ich Punkte.«
    »Tut mir leid. Das war sowieso eine dumme Idee von mir. Als ob wir Kranak und Reen verfolgen könnten.«
    »Vielleicht finden wir sie ja noch. Wie wär’s, wenn wir einfach ein bisschen durch Cambridge fahren und nach ihrem Wagen Ausschau halten.«
    Ich drückte ihre Schulter. »Versuchen können wir’s.«
    Ein Knall. Der Truck erzitterte.
    Ein Feuerball schoss in den Himmel. Er reichte weit bis über die Gebäude von Cambridge.
    »Ich glaube, wir haben sie gerade gefunden«, sagte ich.
    Ich hielt mich in Richtung der Flammen, die irgendwo in der Nähe des Sees Fresh Pond in die Nacht züngelten. Ich raste die Straße entlang, umrundete den See und folgte dem halbrunden Widerschein, dessen Ursache hinter dem Fresh Pond Einkaufszentrum zu liegen schien.
    Ich fuhr den Hügel hinauf, bog nach rechts in das Einkaufszentrum und wurde von einem Cop gestoppt.
    Ich hielt ihm meinen Ausweis unter die Nase, erzählte ihm sonst was und wurde durchgewunken.
    Polizeiwagen und Feuerwehrautos standen überall auf dem Parkplatz, doch die Mall selbst brannte nicht. Das Feuer war in einer kleinen Straße hinter der Mall ausgebrochen.
    Ich parkte, stopfte meine Locken unter eine Baseball-Kappe und bahnte mir dann mit Gert und Penny einen Weg zwischen den Autos und Trucks, die wild durcheinander standen.
    Zu unserer Rechten und in einigen Hundert Metern Entfernung stand ein sechsstöckiges Gebäude in Flammen. Das Feuer züngelte durch die geborstenen Fensterscheiben und durch ein riesiges Loch im Dach. Die linke Seite der Holzkonstruktion war zusammengeklappt wie ein Akkordeon, doch ich sah die Bewegungen auf der rechten Seite. Jemand rannte vor einem der hohlen Fenster vorbei.
    Rufe und Schreie und Sirenen und das Rauschen von Tausenden von Litern Wasser, das mit hohem Druck auf das Gebäude gerichtet war, waren ohrenbetäubend. Als wir näher kamen, hielten weitere Polizisten uns an. Jedes Mal erschwindelte ich uns mit meinem mgap -Ausweis und der Erwähnung Kranaks den Zutritt.
    Das Feuer erleuchtete den Nachthimmel in einem unnatürlichen Orange. Funken stoben auf. Rauch quoll wie ein dreckiger Heiligenschein aus dem Gebäude und schien mit den Flammen Verstecken zu spielen. Augen und Nase tränten. Der beißende Gestank war schrecklich, eine Mischung aus brennendem Holz, Chemikalien und … Fleisch?
    Ich zitterte trotz meiner Daunenjacke.
    Ich hörte, wie die Reporter sich mit den Cops stritten. Ich wühlte in meiner Handtasche und zog eine Wollmütze heraus, die ich Gert reichte. »Eine Verkleidung.«
    Sie zog sie über, beugte sich dann vor und überbrüllte

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