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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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riss ihn zurück aufs Boot und zerrte ihn unter Deck in die Kabine. Ich verstaute ihn in seiner Koje und flößte ihm Kaffee ein. Ein weiterer Refrain aus Cats folgte, von dem T.S. Elliot sicher Ausschlag bekommen hätte. Dann sagte er: »Reenie hat mich versetzt.«
    Reenie?
    Er schnaubte, lächelte mich dümmlich an und wurde bewusstlos.
    In den zehn Jahren unserer Bekanntschaft hatte ich Kranak nie betrunken erlebt. War er etwa verliebt? Was für eine Vorstellung. Kranak und Reen hatten mir so einiges zu erklären.
    In dieser Nacht waren die Trommeln leise. So dumpf, dass ich Mühe hatte, sie zu hören. Sie flüsterten Dummkopf, Dummkopf, Dummkopf.
    Der Schnitter sammelte keine beliebigen Körperteile. Nein. Er behielt die bemerkenswertesten Teile seiner Opfer als Souvenir.
    Ich hörte Chesas Lachen, als wolle sie sagen, endlich. Dellas goldene Augen verspotteten mich.
    Ich legte den Kopf aufs Kissen. Meine Gedanken wirbelten durcheinander.
    Patricias Läuferbeine. Elizabeths wohlgeformte Brüste. Angelas grüne Augen. Inez’ Ballerinafüße. Inez – sie war nie im Krankenhaus gewesen, hatte nie einen Autounfall gehabt. Sie wusste, dass McArdle sie verstümmelt und dann seinem »lieben Freund« Jazz zurückgebracht hatte.
    Wer wäre da nicht verstummt, angesichts eines solchen Albtraumes?
    Und dann war da natürlich noch Moira Blessing. Er hatte ihre Musikerhände an sich gebracht.
    Hatte Blessing das gewusst? Hatte er sich deshalb mit dem Schnitter eingelassen, aus Rache? Und hatte diese Rache sich gegen ihn selbst gerichtet, sodass er zur Schachfigur des Killers geworden war?
    Von Übelkeit übermannt, griff ich nach dem Bourbon. Ich umklammerte die Flasche. Die Aussicht auf eine traumlose Nacht gefiel mir.
    Der Schlaf kroch heran wie ein Dieb, und ich begrüßte ihn.
    Ich kam um sieben Uhr dreißig zur Arbeit, doch Kranak war schon zu einem Fall unterwegs. Auch Mary und Donna waren früh da, genau wie Gert. Ich erzählte ihnen von meiner Übelkeit erregenden Schlussfolgerung über Inez Brown.
    »Ich bin mit dem Ausdruck durch«, sagte Gert. »Wir haben fünf weitere mögliche Opfer. Ich habe angefangen, ihre Hintergründe zu überprüfen. Die Sache mit den Körperteilen passt, Tal. Dieser Irre behält die besten, die talentiertesten und die schönsten Teile von ihnen.«
    »Oder was er dafür hält«, sagte ich.
    Sie nickte. »Wir haben das Gästebuch im Internet angelegt, und Donna und Mary gehen die E-Mails sowie die älteren Anrufe durch, die wir bekommen haben, nachdem du Dellas und Chesas Bilder eingestellt hattest.«
    Ich kämpfte mit Kopfschmerzen. »Mist, verdammter, was verbindet diese Frauen?«
    Gert schüttelte den Kopf. »Sollten sich darum nicht die eigentlich Zuständigen kümmern?«
    »Absolut«, sagte ich. »Ich geh und rede mit Veda.«
    Sie formte eine Blase und ließ sie platzen. »Andy hat etwas über diese Geschichte mit dem Lagerhaus aufgeschnappt. Er hat gehört, da wäre etwas schiefgegangen. Weißt du was darüber?«
    »Gar nichts.«
    Ich fing Veda nach der Morgenbesprechung im Kummerladen ab. Ihr Blick wurde ernst, als ich ihr meine Schlussfolgerungen mitteilte, und ihre Lippen wurden zu einem schmalen roten Strich.
    »Ach«, sagte sie angewidert. »Das alles ergibt auf schreckliche, widerliche Weise sogar einen Sinn. Aber wie wählt er sie aus? Was? Kommen sie alle einfach mit ihm wie das Rotkäppchen mit dem bösen Wolf?«
    »Ich mache mir Sorgen um Inez«, sagte ich. »Um ihre Sicherheit, Veda. Was, wenn der Schnitter mich in Jazz Browns Haus hat gehen sehen?«
    »Ich werde mit Joe Finelley vom fbi reden. Heute noch. Jetzt. Versprochen.«
    »Ja, das wäre großartig.« Ich schob ihr den dicken Aktenordner, der von einem Gummiband zusammengehalten wurde, über den Tisch.
    Sie hielt die Hand hoch. »Mach erst Kopien. Die gibst du mir dann, ja?«
    »Klar. Daran hab ich gar nicht gedacht.«
    »Hast du nicht gut geschlafen?«
    »Nein.«
    »Jake?«
    »Der ist mit seiner bevorstehenden Ausstellung beschäftigt. Willst du hin?«
    Die Sorgenfalten auf ihrem Gesicht glätteten sich kurz. »Aber natürlich.«
    »Hast du noch was über die Sache mit dem Lagerhaus erfahren?«
    »Nichts Konkretes. Noch nicht. Laut Flurfunk haben sie angeblich Augenhornhäute von Leichen verkauft. Kenia. Ägypten. Russland. Syrien. Japan. Auch an verschiedene Leute in L.A.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Wie konnte John bei so etwas nur mitmachen?«
    Ich glaubte nicht, dass er das getan hatte.
    Ich machte die

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