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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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war, war schwer festzustellen; jedenfalls machte sie keine Anstalten, sich zu erheben.
    Sie saßen an diesem Abend noch lange zusammen und feierten Michels Wiederkunft mit ein paar Flaschen Wein.
    »Ich werde morgen früh gleich mit dem Pfarrer sprechen«, sagte Vater Eck, »und das Aufgebot bestellen.«
    »Bittet ihn, daß er die Wartezeit ein wenig abkürzt«, meinte Michel. »Ihr wollt bald fahren?«
    »So bald als möglich«, entgegnete Michel. »Ich habe das Gefühl, daß man mich nicht lange
ungeschoren lassen wird. Und hinzu kommt, daß ich Eberstein zu gut kenne, um nicht zu wissen,
daß ihm ein Ehrenwort nichts wert ist.«
Eck nickte.

    48

    Es war spät geworden, als Michel nach Hause kam. Aber sein Vater war noch auf.
    Es schien, als habe er die Rückkehr seines Sohnes ungeduldig erwartet. Michel umarmte ihn lachend.
    »Ich habe eigentlich angenommen, daß du auf ein Stündchen zu Ecks hinübergekommen wärest. Es war sehr nett und sehr gemütlich. Und« — strahlte er — »das Jawort des Vaters habe ich auch.«
    »Meinen herzlichsten Glückwunsch, Junge. — Eigentlich hatte ich vor, hinüberzukommen. Aber
es kam etwas sehr Unliebsames dazwischen. Mir ist die Stimmung für den heutigen Tag restlos
verdorben.«
»Nanu? Was hat es denn gegeben?«
    »Da, auf dem Tisch liegt es. Ein Schreiben von der Abteilung Richards. Lies es.« Michel hatte das Papier mit einem Griff in der Hand.
    » ... und halte es daher für meine Pflicht, Euch als dem Onkel des Premierleutnants Richard Baum, der an diesem Vaterstatt vertritt, mitzuteilen, daß Euer Neffe wegen schweren Vergehens gegen seinen Vorgesetzten heute bei Antritt seines Wachdienstes arretiert werden mußte. Rudolf Graf von Eberstein Major und Abteilungskommandeur.«
    Er warf das Schreiben auf den Tisch. Seine Lippen standen wie zwei schmale bleiche Striche im braunen Gesicht. Seine Augenlider verengten sich zu einem Spalt. Sein Gesicht nahm einen bedrohlichen Ausdruck an. »Eberstein und Richard waren Freunde«, sagte der Vater. Michel nickte.
    »Ich weiß. Ich hatte heute nachmittag einen kleinen Zusammenstoß mit Herrn Eberstein. Und dazu lieh mir Richard seinen Degen.«
    Er erzählte ausführlich, was sich seit seinem Weggang zugetragen hatte.
    »Er ist ein Unmensch«, sagte Andreas Baum erschüttert. »Was für eine Anklage werden sie nun gegen Richard erheben?«
    »Oh, sie werden um eine Austüftelung stichhaltiger Punkte nicht verlegen sein. Direkt etwas gegen mich zu unternehmen, wagt Eberstein nicht. Er weiß, daß es ihm schlecht bekommen würde. So versucht er sich zu rächen, indem er meinen Vetter trifft. Ich nehme an, er wird Richard in der Verhandlung vorwerfen, daß er einen unbekannten Zivilisten durch Überlassung seiner eigenen Waffe gegen den Major seiner eigenen Abteilung begünstigte. Das dürfte genügen, um Richard einige Monate hinter Schloß und Riegel zu bringen. Und damit wäre dann auch seine Laufbahn zum Teufel.« »Der arme Junge.«
    »Noch ist es nicht soweit«, beruhigte Michel. »Vielleicht bereut Eberstein eines Tages doch noch, was er getan hat. Wenn ich Richard herausbekomme, werde ich ihn mitnehmen.« »Nach Amerika?« »Ja.« »Er war sehr gerne Offizier. Das Dienen machte ihm Spaß.«
    »Du entschuldigst mich, Vater. Ich muß noch einmal weggehen. Begib dich zu Bett und warte nicht auf mich. Ich habe mich ohnehin beim Krugwirt eingemietet. Ich muß das mit meinem Freund Ojo besprechen.«
    Andreas nickte traurig.
    »Ich habe mir den heutigen Abend anders vorgestellt. So gerne hätte ich mich noch ausführlich mit dir unterhalten.«
    »Wir werden das nachholen, Vater. Zuerst mal müssen wir tun, was der Augenblick erfordert.« »Brauchst du — brauchst du — Geld, Michel?«
    »O nein, Vater. Ich habe genug. Und wie ich dazu gekommen bin, das erzähle ich dir bei
nächster Gelegenheit.«
»Was willst du tun?«
    »Zunächst möchte ich dich bitten, mit mir in den Laden zu gehen. Ich möchte gern den Degen haben. Ich kann Eberstein nicht wieder unbewaffnet gegenübertreten. Er ist skrupellos genug, um einen so gehaßten Feind wie mich ohne weiteres zu erstechen. Und leider befindet sich in meinem Gepäck keine Waffe, die ich hierzulande tragen könnte, ohne Aufsehen zu erregen.« Andreas lächelte.
    »Das stimmt, es würde immerhin komisch aussehen, wenn du hier einen türkischen Krummsäbel umschnallen würdest.«
    »Oder wenn ich meine Muskete mit mir trüge. Eberstein kennt sie übrigens. Er dürfte mächtigen Respekt

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