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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Amerika. Charlotte wird nicht die Unbilden des Pionierlebens erdulden müssen. Sie wird sich alles leisten können, was ich hier niemals haben könnte.« »Soll das heißen, daß Ihr reich seid?« »Man kann es so nennen. Versteht Ihr etwas von Diamanten?«
    »Nicht viel. Nicht mehr als ein braver Mann, der seiner Frau hin und wieder ein Stück Schmuck gekauft hat.«
    Michel zog ein blitzendes Etwas aus der Tasche. Es war ein Stein, zweimal so groß wie der
Daumennagel eines ausgewachsenen Mannes.
Er reichte ihn Eck hinüber.
»Seht Euch das an. Ihr braucht keinen ausgesprochenen Diamantenverstand, um den Wert dieses
Steins zu erkennen.«
Eck bekam große Augen.
»Gehört dieser Stein Euch?«
Michel nickte. Dann meinte er: »Er gehörte mir.«
»Was soll das heißen?«
»Daß er von jetzt an Euer Eigentum ist.«
Vater Eck schüttelte den Kopf.
    »Nein, Michel, ein solches Geschenk werde ich niemals annehmen. Erstens brauche ich keine Reichtümer mehr. Und zweitens haben wir genug zum Leben. Ihr wißt selbst, daß ich nicht arm bin.«
    »Betrachtet den Stein nicht als Geschenk, um EuernWohlstand aufzufrischen. Behaltet ihn als Andenken an mich.«
    »Aber wenn Ihr so große Pläne habt, wenn Ihr mit Charlotte nach Amerika gehen wollt, so wird er Euch fehlen. Er dürfte Euch ein schönes Stück Geld bringen, so viel, daß es zum Erwerb eines anständigen Hauses reichen würde.«
    Michel nickte lächelnd vor sich hin. In seinen Augen saß der Schalk. Hier spürte er zum erstenmal, wozu der Schatz des Kilimandscharo gut war. Schon als er in Hamburg Dieuxdonnés Schiff verlassen und sich zu jener Bank begeben hatte, die ihm von Kapitän Weber empfohlen worden war, war ihm klargeworden, daß das übriggebliebene Säckchen Steine einen immensen Reichtum darstellte. Der Bankdirektor hatte ihm versichert, daß er zu den reichsten Männern Europas gehöre. Wie große Augen aber hatte der hanseatische Bankier gemacht, als ihm auch die Anteile Tschams und Ojos übergeben wurden! Allein die Säcke mit Perlen, die bereits Kapitän Weber abgeliefert hatte, waren ein ungeheures Vermögen wert. Der Bankmann, sonst ein nüchterner Kaufmann, war geradezu aus dem Häuschen geraten. In stundenlangem, begeistertem Vortrag hatte er von tausend Verwendungsmöglichkeiten des Geldes, das der Verkauf der Diamanten bringen würde, gesprochen. Die phantastischsten Möglichkeiten waren vor Michels Augen aufgetaucht. Aber dann hatte er abgewinkt. Er war nicht der Mann, der sein Leben als Wirtschaftsmagnat beschließen wollte. Ihm genügte das Wissen, daß er in Zukunft unabhängig sein würde, daß seine individuelle Freiheit gewahrt war.
    »Hm, Vater Eck«, sagte er jetzt, »was würdet Ihr nun sagen, wenn ich einen ganzen Sack solcher
Steine besäße?«
Der alte Eck starrte ihn ungläubig an.
    »Treibt doch keine üblen Scherze mit einem alten Mann, Michel!«
    Michel schüttelte den Kopf.
    »Es ist kein Scherz. Ich habe einen mittelgroßen Salzsack voll davon.«
    »Unfaßbar — unfaßbar —, dann seid Ihr ein unermeßlich reicher Mann!« »Was ist schon Reichtum?«
    »Ich hätte mir denken können, daß Ihr den materiellen Gütern nicht allzu vielen Wert beimeßt. Und trotzdem laßt Euch von einem alten Kaufmann sagen, daß Geld zwar nicht unbedingt glücklich macht, aber sehr beruhigend ist.«
    »Nun, ich hoffe, es beruhigt vor allem Euch. Ihr werdet nun glauben, daß Charlotte bei mir in guten Händen ist?«
    »Auch ohne diesen Reichtum hätte ich es geglaubt. Was sagt Euer Vater dazu?« »Wozu? — Zu meiner Absicht, nach Amerika zu gehen?« »Nein, zu Euerm Reichtum.«
    »Ich hatte noch keine Zeit, ihm davon zu berichten. Es gab wichtigere Dinge. Und meinen Vater wird es kaum interessieren, ob sein Sohn Millionär ist oder Bettler. Er betrachtet die Welt ohnehin aus einer anderen Perspektive.«
    »Da habt Ihr recht. Er ist ein Mann, dem mein größter Respekt gehört.«
    Ein leichtes Stöhnen zeigte an, daß Mutter Eck wieder in die Gefilde des Bewußtseins zurückkehrte. Sie schlug die Augen auf.
    »Was ist? — Was war los mit mir? — Ich habe einenentsetzlichen Traum gehabt. — Stellt euch vor, ich träumte, daß der tote Michel Baum plötzlich wieder auferstanden ist.«
    »Das war kein Traum, Mutter«, sagte Charlotte. »Michel Baum ist hier. Er steht neben mir.« Die Nachricht kam wohl noch immer ein wenig zu plötzlich; denn mit einem erneuten Seufzer schloß die alte Dame die Augen wieder. Ob sie abermals in eine Ohnmacht gefallen

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