Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
von den Männern zurückgedrängt. Als das Feuer zur verschmorten Decke hinaufschlug, ertönte ein dumpfes Dröhnen, das Reena wie immer Schauder den Rücken hinunterjagte.
Es war ein erschreckendes und dennoch majestätisches Schauspiel, und Licht, Hitze und das Zucken der Flammen wirkten beinahe verführerisch. Reena drängte ihre Angst und auch die Faszination, die sie wie jedes Mal ergriff, beiseite und konzentrierte sich auf verwendete Brennstoffe, Methode und Vorgehensweise.
Der Benzingeruch war stärker, und neben dem scharfen Gestank nach Qualm war ein Hauch von muffiger Feuchte wahrzunehmen. Die Gesichter der Männer, die die lodernden Feuersäulen bekämpften, waren rußgeschwärzt, und ihre ganze Aufmerksamkeit galt ihrer Aufgabe. Von draußen schoss Löschwasser durch die zerborstenen Fensterscheiben herein.
Mit einem Krachen stürzte ein weiterer Teil des Daches ein und gab dem Feuer neue Nahrung, sodass die Flammen noch höher emporschlugen.
Als Reena loslief, um den Feuerwehrleuten beim Ziehen eines Schlauchs zu helfen, musste sie an Löwenbändiger denken, die gefährliche Raubkatzen mit Peitsche und Hocker in Schach hielten. Sie spürte die Anstrengung in jedem Muskel bis hinunter zu den Zehen.
Reena sah, dass ein Teil der Wand bis auf die Sparren aufgeschlagen worden war, und bemerkte das Muster im verbrannten Material durch einen Schleier von Wasser und Rauch.
Das ist sein Werk, dachte sie. Hier hat das Feuer angefangen.
Und während sie mit zitternden Armen zusah, wie die Flammen allmählich verloschen, wusste sie, dass es nicht seine erste Tat gewesen war.
Vor Erleichterung hätte Bo Luftsprünge machen können, als er Reena aus dem Gebäude kommen sah. Trotz der Ausrüstung und ihrer Größe erkannte er sie auf Anhieb, sobald sie aus dem dichten Qualm zum Vorschein kam.
O’Donnell mochte sich zwar vorhin sorglos gegeben haben, doch nun hörte Bo auch ihn aufatmen, als Reena durch den feuchten Schutt auf sie zugestapft kam.
Ihr Gesicht war rußgeschwärzt, und während sie die Sauerstoffflaschen abnahm, rieselte Asche von ihrem Schutzanzug.
»Da ist ja unsere Kleine«, meinte O’Donnell lässig. »Am besten warten Sie hier, Kumpel. Sie kriegen sie gleich zurück.«
Reena nahm den Helm ab, und eine Kaskade altgoldfarbener Locken entfaltete sich, als sie sich vorbeugte, die Hände auf die Knie stützte und auf den Boden spuckte.
Eine Weile verharrte sie in dieser Haltung und hob nur kurz den Kopf, um O’Donnell anzusehen. Dann richtete sie sich auf und verscheuchte einen Sanitäter. Nachdem sie ihre Jacke geöffnet hatte, kehrte sie zu Bo zurück.
»Ich muss bleiben und später noch einmal rein. Ich lasse dich nach Hause fahren.«
»Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Ja. Es hätte schlimmer kommen können. Der Kerl hätte die Möglichkeit gehabt, noch viel mehr Schaden anzurichten. Doch es gab keine Todesopfer. Das Gebäude war wegen der Sommerferien leer. Er wollte uns damit nur etwas beweisen.«
»Er hat für dich ein Streichholzbriefchen vom Lokal deiner Familie liegen lassen. Also war die Show für dich bestimmt.«
»Da kann ich dir nicht widersprechen.« Sie warf einen Blick auf ein Grüppchen klatschnasser und rußverschmierter Feuerwehrleute, die sich gerade eine Zigarette gönnten. »Ist dir irgendein merkwürdiger Typ aufgefallen?«
»Nicht wirklich. Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht mehr richtig aufgepasst habe, nachdem du hineingegangen warst. Ich war hauptsächlich mit Beten beschäftigt.«
Sie schmunzelte und zog dann eine Augenbraue hoch, als er versuchte, ihr mit dem Daumen den Ruß von der Wange zu wischen. »Bestimmt sehe ich zum Fürchten aus.«
»Am besten beschreibe ich es dir nicht näher. Du hast mir einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Die Diskussion verschieben wir besser auf später, wenn du mehr Zeit hast.« Er steckte die Hände in die Taschen. »Ich glaube, wir beide haben einiges zu bereden, und ich würde das lieber ohne Publikum tun.«
Sie blickte sich um. Inzwischen wurde das Feuer von allen Seiten mit Wasserschläuchen beschossen. Das Schlimmste war ausgestanden. »Ich besorge dir eine Fahrgelegenheit. Es tut mir leid, was passiert ist.«
»Mir auch.«
Sie ging los, um ihm einen Wagen zu beschaffen. Dabei dachte sie, dass das Feuer offenbar nicht nur ein altes Gebäude beschädigt hatte. Wenn sie Bos Verhalten richtig deutete, also als Rückzug, hatte es eine aufkeimende Beziehung in Schutt und Asche gelegt.
Sie ging zum
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