Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
gibt es zwar einen Portier, doch einer der Nachbarn hatte an diesem Abend eine Party gegeben. Mit Partyservice. Also herrschte ein ständiges Kommen und Gehen: Gäste, Kellner und so weiter. Es wäre also nicht weiter schwierig gewesen, sich ins Haus zu schleichen, in eine leere Wohnung einzudringen und dort Feuer zu legen.«
»Wurde die Brandursache festgestellt?«
»Sie schicken uns Kopien der Akte mit dem Nachtkurier. Es ist von mehreren Brandnestern die Rede: eine Besenkammer voller Putzmittel, Sofa, Bett. Außerdem wurde die Wohnung ausgeraubt. Kleinere Kunstgegenstände und ein bisschen Schmuck, der nicht im Safe lag.«
»Da muss jemand gut informiert gewesen sein.«
»Aber bis jetzt gibt es keine Festnahmen, und von den gestohlenen Gegenständen konnte auch nichts sichergestellt werden. Also freut sich die New Yorker Polizei über jeden Hinweis.«
»Eine Hand wäscht die andere«, erwiderte O’Donnell.
Kapitel 27
R eena beschloss, auf dem Heimweg bei ihrer Mutter einen längst überfälligen Besuch abzustatten.
Als sie einen funkelnagelneuen blauen Laster vor dem Sirico entdeckte, zählte sie zwei und zwei zusammen. Sie parkte hinter dem Wagen, nahm das Fahrzeug rasch unter die Lupe und kam zu dem Schluss, dass Bo einen guten Kauf gemacht hatte.
Im Lokal war jetzt, zwischen Mittag- und Abendessen, nicht viel los. Pete hatte Dienst, assistiert von seiner Tochter Rosa, die Semesterferien hatte und die Gäste bediente.
»Sie sind alle hinten«, rief Pete Reena zu. »Die ganze Bande.«
»Brauchst du Hilfe?«
»Im Moment ist alles in Butter.« Er verteilte großzügig Sauce auf einem Baguettesandwich mit Fleischklößchen. »Aber du kannst meinem Jungen ausrichten, er soll seinen Hintern herbewegen, weil wir eine Lieferung haben. Die Sachen sind fast fertig.«
»Wird gemacht.« Sie durchquerte die Küche und ging durch den Personaleingang hinaus in den kleinen Garten, wo sich ihre Familie – einschließlich einiger Cousins, ihres Onkels Larry, Gina, deren Mutter und deren zwei Kindern – versammelt hatte.
Dass alle gleichzeitig redeten, überraschte Reena nicht weiter.
Im struppigen Gras waren mit orangefarbenem Sprühlack einige Kreuze markiert.
Während ihr Vater in die eine Richtung deutete, zeigte ihre Mutter in die andere. Bo schien nicht zu wissen, wem er zuerst zuhören sollte.
Reena näherte sich dem kleinen Tisch, wo Bella saß und Mineralwasser trank.
»Was ist denn hier los?«
»Oh.« Bella machte eine lässige Handbewegung. »Sie messen nach, markieren und streiten sich wegen der Sommerküche mit Gästeterrasse, auf die Mama sich versteift hat.«
»Was stört dich daran?«
»Haben sie nicht schon genug zu tun? Seit über dreißig Jahren sind sie inzwischen an diesen Laden gekettet.«
Reena setzte sich und sah Bella in die Augen. Da ist etwas im Busch, dachte sie. Irgendwas stimmte nicht. »Sie lieben diesen Laden.«
»Das weiß ich, Reena, aber sie werden auch nicht jünger.«
»Du meine Güte!«
»Aber es stimmt. Sie sollten ihren Lebensabend genießen und ein bisschen Spaß haben, anstatt sich noch mehr Arbeit aufzuhalsen.«
»Aber sie haben doch Spaß. Und zwar nicht nur, indem sie hier arbeiten und sehen, wie ihr Einsatz geschätzt wird. Sie reisen auch.«
»Was wäre gewesen, wenn es nie ein Sirico gegeben hätte?« Bella drehte sich um und senkte die Stimme, als beginge sie eine Gotteslästerung. »Ohne dieses Lokal hätten Mama und Dad sich nicht so jung kennengelernt und sich dem Laden verpflichtet gefühlt. Und dann hätte Mama vielleicht Kunst studiert. Sie wäre Malerin geworden, hätte neue Erfahrungen gemacht und die Welt gesehen, anstatt Hals über Kopf zu heiraten und Kinder zu kriegen.«
»Erstens wärst du dann nicht auf der Welt, und zweitens hätte sie doch trotzdem Kunst studieren und außerdem Dad heiraten können. Aber sie hat sich eben für dieses Lokal und dieses Leben entschieden.«
Reenas Blick wanderte zu ihrer schlanken und hübschen Mutter hinüber, die das Haar zu einem schimmernden Pferdeschwanz zusammengefasst trug und ihrem Mann gerade lachend den Zeigefinger in die Brust bohrte.
»Schau sie dir doch an, Bella. Auf mich macht sie nicht den Eindruck einer Frau, die ihre Entscheidungen bereut und mit dem Leben hadert.«
»Warum kann ich nicht so glücklich sein, Reena? Warum nicht?«
»Keine Ahnung. Und es tut mir leid, dass du es nicht bist.«
»Ich weiß, dass du mit Vince gesprochen hast. Oh, jetzt schau mich nicht an wie eine
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