Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
eingegraben.
Er vertraute dem Mädchen und empfand einen väterlichen Stolz auf ihre Leistungen und darauf, dass sie so beharrlich ihre Ziele verfolgte. Aber mit dem Stolz kam auch die Besorgnis.
»Ich habe noch nie jemanden so hart trainieren sehen wie dich.«
Ein Ausdruck der Überraschung glitt über ihr Gesicht, dann lächelte sie. »Das ist schön zu hören.«
»In den letzten Jahren hast du sehr viel auf einmal gemacht, Reena. Das Training, das Studium, die Arbeit.« Und er fragte sich, ob das, was seit den Ereignissen vor elf Jahren in ihr steckte, an dem Tag aktiviert worden war, als ihr Freund im Feuer umkam. »Du kommst schnell vorwärts.«
»Gibt es einen Grund, das nicht zu tun?«
Es war schwer, einem zweiundzwanzigjährigen Mädchen zu erklären, dass man das Leben nicht nur leben,
sondern auch genießen sollte. »Du bist noch sehr jung, meine Liebe.«
»Ich schaffe das Labyrinth, John.«
»Ich spreche nicht nur vom Labyrinth.«
»Das weiß ich.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Das war eine Metapher für den Lebensweg, den ich beschreite. Das ist es, was ich will. Was ich schon immer gewollt habe.«
»Nun, du hast sehr viele Opfer gebracht, um das zu erreichen.«
So sah sie das nicht. Die Arbeit im Sommer, das Studium und das Training waren Investitionen in die Zukunft. Und dazu kamen die Erregung und der Adrenalinstoß, wenn sie ihre Uniform anzog oder sie mit Officer Hale angesprochen wurde. Der Nervenkitzel, der den Puls beschleunigte und den Magen zusammenkrampfte, wenn sie im Kampf gegen ein Feuer von Flammen umgeben war.
Oder die völlige Erschöpfung, die sich nach diesem Krieg einstellte.
Sie würde niemals damit zufrieden sein, ein Restaurant zu führen wie Fran oder Einladungen und Geschäftsessen zu organisieren wie Bella.
»Ich brauche das, John.«
»Ja, das weiß ich.« Mit den Händen in den Hosentaschen deutete er mit dem Kopf auf das Labyrinth. »Okay, dort drin weht ein rauer Wind, Bella. Du solltest nicht zu großspurig da reingehen.«
»Das werde ich nicht. Aber wenn ich herauskomme, werde ich stolz sein. Da kommen ein paar Feuerwehrmänner.« Sie hob eine Hand zum Gruß und bedauerte, dass sie kein Make-up aufgelegt hatte.
Steve Rossi, ein dunkelhaariger, drahtiger Mann mit Augen wie ein Cockerspaniel, war derzeit Ginas Angebeteter. Das anfängliche Köcheln hatte sich rasch in brodelnde Leidenschaft verwandelt, seit Reena vor sechs Wochen die beiden miteinander bekannt gemacht hatte. Und sein Begleiter,
ein muskulöser, braun gebrannter Adonis in Jeans und einem T-Shirt der Feuerwehr von Baltimore sah ebenfalls sehr vielversprechend aus.
Sie hatte mit Hugh Fitzgerald und einer Handvoll anderer Feuerwehrleute in der Küche der Feuerwehrwache gegessen. Sie hatten Poker gespielt und ein paar Bierchen getrunken. Nachdem sie mächtig miteinander geflirtet hatten, waren sie miteinander ausgegangen, hatten Pizza gegessen und sich einen Kinofilm angesehen. Und dann ein paar heiße Küsse ausgetauscht.
Trotzdem hatte sie oft das Gefühl, dass er sie wie einen der Jungs betrachtete.
Und wenn sie in ihrer Montur und den Stiefeln steckte, fühlte sie sich selbst wie einer der Jungs.
»Hey«, sagte sie zu Steve. »Was hast du mit meiner Mitbewohnerin gemacht?«
»Sie schläft wie ein Baby. Ich konnte sie nicht davon überzeugen, hierher mitzukommen. Geht es jetzt los?«
»Ich bin bereit.« Reena sah Hugh an. »Bist du gekommen, um zuzuschauen?«
»Ich habe soeben meine Schicht beendet, also dachte ich mir, ich schaue mal vorbei, falls du eine Mund-zu-Mund-Beatmung brauchst.«
Reena lachte und begann, ihren Schutzanzug überzustreifen. Sie schlüpfte in die Hose und befestigte die Hosenträger. »Ihr zwei seid da durchgekommen, also schaffe ich es auch.«
»Ohne Zweifel«, bestätigte Hugh. »Du bist hart im Nehmen.«
Das war nicht unbedingt das, was man von einem potenziellen Liebhaber über sich hören wollte, dachte Reena. Aber wenn man in einem Männerberuf arbeitete, wurde man eben sehr oft wie ein Mann behandelt. Sie band ihr langes, lockiges Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und setzte den Helm auf.
Nein, sie würde niemals die angeborene Weiblichkeit ihrer Schwestern besitzen, aber, bei Gott, sie würde noch vor dem Ende des Sommers ihre Prüfung als Feuerwehrmann abgelegt haben.
»Vielleicht können wir essen gehen, wenn du fertig bist«, schlug Hugh vor.
Sie zog den Gürtel um ihre Jacke fest, die in der Augusthitze enorm schwer war, und hob den Blick.
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