Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
krank gewesen. »Dass sie mich nicht hineinlassen würden. Aber…«
»Habe Geduld, cara. Ich weiß, es ist schwer. Versuch noch ein wenig zu schlafen. Ich werde bei dir bleiben.«
»Ich will nicht schlafen. Es könnte doch ein Irrtum sein.«
»Wir müssen warten. Mehr können wir nicht tun. Fran war in die Kirche gegangen, um eine Kerze anzuzünden und zu beten, damit ich bei dir bleiben konnte.«
»Ich kann nicht beten. Mir fallen keine Worte ein.«
»Um die Worte geht es nicht – das weißt du.«
Reena legte den Kopf schief und sah auf den Rosenkranz, den ihre Mutter in der Hand hielt. »Du findest immer die richtigen Worte.«
»Wenn dir die Worte fehlen, kannst du mit mir gemeinsam einen Rosenkranz beten.« Sie legte Reena die Kette mit dem baumelnden Kruzifix in die Hand. Reena bekreuzigte sich und fasste die erste kleine Perle an.
»Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer des Himmels und der Erde.«
Sie beteten gemeinsam den Rosenkranz, wobei die ruhige Stimme ihrer Mutter mit ihrer eigenen verschmolz. Aber Reena konnte nicht für Joshs Seelenheil beten oder für die Gnade, Gottes Willen zu akzeptieren. Sie betete, dass es sich um einen Irrtum handelte. Darum, dass sie aufwachen und feststellen würde, dass alles nur ein schrecklicher Traum gewesen war.
Als Gib an die Schlafzimmertür trat, sah er seine Tochter mit dem Kopf auf dem Schoß ihrer Mutter liegen. Bianca hielt immer noch den Rosenkranz in der Hand, aber jetzt sang sie leise – eines der Schlaflieder, die sie allen ihren Kindern vorgesungen hatte, wenn sie abends unruhig waren.
Ihre Blicke trafen sich, und er wusste, dass sie es ihm ansah, denn ein Ausdruck der Trauer glitt über ihr Gesicht.
»John ist hier.« Er wartete und empfand großen Schmerz, als Reena den Kopf drehte und ihn mit verzweifelter Hoffnung ansah. »Soll er heraufkommen, Schätzchen?«
Reenas Lippen zitterten. »Ist es wahr?«
Ohne ihr zu antworten, ging er zu ihr hinüber und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf.
»Ich werde hinunterkommen. Gleich.«
Er wartete mit Xander und Fran im Wohnzimmer. Im Gesicht ihres Vaters hatte sie Trauer gesehen, und bei John entdeckte sie grimmiges Mitgefühl. Sie würde es durchstehen. Irgendwie würde sie es schaffen, weil ihr nichts anderes übrig blieb.
»Wie?«, fragte sie krächzend und schüttelte den Kopf, bevor er antworten konnte. »Danke. Danke, dass du das tust. Dass du hierherkommst, um mit mir zu sprechen.«
»Psst.« Er trat einen Schritt vor und nahm ihre Hände. »Setzen wir uns.«
»Ich habe Kaffee gemacht.« Fran schenkte ein. »Reena, für dich habe ich eine Cola geholt. Ich weiß, du trinkst keinen Kaffee, also …« Sie hob hilflos die Hände. »Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.«
»Das hast du sehr gut gemacht.« Bianca führte Reena zu einem Stuhl. »Bitte setz dich, John. Reena muss alles erfahren, was du ihr berichten kannst.«
Er fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken und nahm Platz. »Ich habe mit dem Hausverwalter, dem zuständigen Ermittlungsbeamten, einigen der Feuerwehrmänner und der Polizei gesprochen. Man nimmt an, dass es sich um einen Unfall handelt und das Feuer von einer Zigarette verursacht wurde.«
»Aber er hat nicht geraucht. Hast du ihnen gesagt, dass ich dir das erzählt habe?«
»Ich habe es mit ihnen besprochen, Reena. Auch Leute, die nicht rauchen, zünden sich von Zeit zu Zeit eine Zigarette an. Vielleicht hat jemand ein Päckchen bei ihm liegen lassen.«
»Aber er hat nie geraucht. Ich… ich habe ihn nie rauchen sehen.«
»Er war allein in dem Apartment, und es gibt keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen. Er war… Anscheinend saß oder lag er auf dem Bett und hat wahrscheinlich etwas gelesen oder geschrieben. Dann fiel eine Zigarette auf die Matratze. Der Entstehungsort und die Entwicklung des Feuers sind ziemlich eindeutig und unkompliziert. Es begann mit einem Schwelbrand auf der Matratze und breitete sich auf die Bettlaken aus. Er ist wohl aufgewacht, war aber benommen und verwirrt von dem Rauch. Und dann ist er gestürzt. Er fiel oder rollte aus seinem Bett und zog die Laken mit sich. Sie waren die Feuerbrücke. Der – äh – Gerichtsmediziner und der Brandinspektor werden aus Kollegialität alles noch einmal überprüfen, aber im Augenblick gibt es keinen Grund anzunehmen, dass es sich nicht um einen tragischen Unfall handelt.«
»Sie werden einen Drogen- und Alkoholtest machen. Er nahm keine
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