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Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Flammen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ausgebildete Polizistin.
    Doch sie rief trotzdem an, sobald sich die Wohnungstür hinter ihr geschlossen hatte.
     
    Als Neue war Reenas Platz auf der untersten Sprosse der Hierarchieleiter des Reviers. Dass sie zu den besten fünf Prozent ihres Jahrgangs gehörte, interessierte niemanden, wenn sie in Uniform Streife fuhr.
    Doch das störte sie nicht, denn schließlich hatte sie von klein auf gelernt, dass man sich seine Sporen erst verdienen muss.
    Außerdem war sie gern auf Streife. Es machte ihr Freude, mit den Menschen zu sprechen, ihnen bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen oder Streit zu schlichten.
    Sie und ihr Partner Samuel Smith, der schon seit zehn Jahren im Polizeidienst war, wurden zu einem Fall von Ruhestörung in der West Pratt Avenue gerufen. Sie lag im Südwesten der Stadt in einem Viertel, das die Einheimischen Sowebo nannten.
    »Und ich dachte, wir genehmigen uns erst ein paar Donuts«, beklagte sich Smithy, während er den Wagen startete.
    »Wie schaffst du es nur, ständig Donuts in dich reinzustopfen, ohne zuzunehmen?«
    »Polizistengene.« Er zwinkerte ihr zu. Samuel Smith war einen Meter neunzig groß und brachte muskelbepackte hundert Kilogramm auf die Waage. Seine Haut war walnussbraun, und er hatte durchdringende schwarze Augen. Schon in Zivil gab er ein beeindruckendes Bild ab, in Uniform wirkte er richtiggehend gefährlich.
    Für eine Polizistin im ersten Dienstjahr bedeutete ein Partner mit dem Körperbau eines Bulldozers eine große Erleichterung. Außerdem war Smithy in Baltimore geboren und kannte die Stadt genauso gut wie sie – oder vielleicht sogar noch besser.
    Als sie um die Ecke bogen, konnte Reena die Menschenmenge auf dem Gehweg erkennen. Eigentlich waren Straßenschlägereien in diesem von Kunstgalerien und historischen Altbauten geprägten Viertel nicht unbedingt an der Tagesordnung. Es schien aber gerade eine solche in vollem Gange zu sein.
    Die beiden Männer, die sich auf dem Boden wälzten, waren ebenso wie die sie umringenden Schaulustigen elegant
gekleidet – viele gewagte Farben und das Schwarz der Kunstszene.
    Reena und Smithy stiegen aus und drängten sich durch die Zuschauer.
    »Sofort auseinander!«, befahl Smithy mit dröhnender Stimme. Die Leute wichen zwar zurück, doch die beiden Männer droschen weiter aufeinander ein. Wie Reena auffiel, stellten sie sich dabei reichlich ungeschickt an.
    Die Designerschuhe trugen zwar einige Schrammen davon, und die italienischen Sakkos waren inzwischen ein Fall für die Altkleidersammlung, aber es floss kaum Blut.
    Reena folgte Smithys Beispiel und trennte die beiden Streithähne. »Polizei. Sofort aufhören.«
    Sie packte den kleineren der beiden am Arm. Doch er drehte sich um und holte mit der anderen Faust aus. Reena sah den Schlag kommen. Mist, dachte sie kurz und blockte ihn mit dem Unterarm ab.
    Dann warf sie den Mann zu Boden und zerrte ihm die Arme auf den Rücken. »Sie wollten mich schlagen? Wollten Sie mir wirklich eine verpassen?« Während sie ihm Handschellen anlegte, schaukelte er hin und her wie eine auf den Rücken gefallene Schildkröte. »Das gibt eine Anzeige wegen Angriffs auf einen Polizeibeamten.«
    »Er hat angefangen.«
    »Wie alt sind Sie? Zwölf?«
    Sie zog ihn hoch. Er hatte ein paar Schrammen im Gesicht. Reena schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Sein Gegner, in einer ähnlichen Verfassung und offenbar ein Altersgenosse, saß auf dem Boden und wurde von Smithy in Schach gehalten.
    »Haben Sie nach meiner Partnerin geschlagen?« Smithy zeigte auf den zweiten Mann. »Sitzen bleiben«, befahl er und machte einen drohenden Schritt auf den ersten Mann zu. Es sah aus, als rage ein Mammutbaum über einem
Schössling auf. »Haben Sie Blödmann nach meiner Partnerin geschlagen?«
    »Ich wusste nicht, dass sie Polizistin ist. Ich habe ja nicht mal gesehen, dass ich es mit einer Frau zu tun habe. Außerdem hat er angefangen. Da können Sie die anderen fragen. Er hat mich drinnen angerempelt.«
    »Ich habe keine Entschuldigung gehört.« Smithy tippte sich ans Ohr. »Officer Hale, haben Sie eine Entschuldigung von diesem Blödmann gehört?«
    »Nein.«
    »Tut mir leid.« Seine Miene strafte seine Worte Lügen. Allerdings schien ihm die Situation schrecklich peinlich zu sein, und er war den Tränen nah. »Ich wollte Sie nicht schlagen.«
    »Sie haben mich nicht geschlagen, sondern nur rumgefuchtelt wie ein kleines Mädchen. Und Sie gehen am besten weiter«, wandte Reena sich an die Schaulustigen. »Jetzt

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