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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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vervollständigen.  
    Dieser fehlende Baustein war die Polizistin Nora Winter. Paul musste in Erfahrung bringen, welcher Platz ihr zukam, welche Rolle sie in diesem Drama spielte. Wenn seine Vermutung richtig war, würde das kleine Mädchen aus Moldawien ihn direkt zu ihr führen.
    Es wird höchste Zeit, den Platz des Lehrers einzunehmen, dachte Paul. Zeit, dem Verräter und seiner blonden Polizistenfreundin eine Lektion zu erteilen.
    Er verstaute den Papierfetzen in seiner Umhängetasche, schlug den Kragen hoch und machte sich auf den Weg Richtung Zeil. Dort musste es irgendwo ein Spielzeuggeschäft geben.

26. März
    Nora überquerte den Bahnhofsvorplatz, den Blick auf die Uhr gerichtet, an der Allegorien von Tag und Nacht in Ge-stalt zweier weiblicher Figuren mitleidig auf die Passanten hinabsahen oder den Himmel nach Erlösung absuchten.
    Sie atmete tief durch. Nur selten hatte sie am Frankfurter Hauptbahnhof zu tun, und jedes Mal, wenn sie durch das Portal in die Empfangshalle und von dort in den Bahnsteigbereich trat, kam ihr ein Wort in den Sinn: Kathedrale. Wie ein Kirchenschiff, zu Ehren Gottes in unerreichte Höhen getrieben, spannten sich dreißig Meter über ihrem Kopf Tonnengewölbe, die man erst vor wenigen Jahren mit Glasflächen durchbrochen hatte, um Licht in die Finsternis zu bringen.
    Nora kramte aus ihrer Tasche den Computerausdruck hervor, den sie vor einer guten Stunde aus dem Drucker geholt hatte. Bei dem Gedanken daran, wie verblüfft sie Elizabeta Radvanyis E-Mail angestarrt hatte, musste sie unwillkürlich den Kopf schütteln.  
     
    rittka66 hat noch einmal gemailt. Er hat es sich anders überlegt und will jetzt doch Bilder tauschen. Die Fotos befinden sich in einem Schließfach am Hauptbahnhof. Bernd soll die Fotos herausnehmen und seine hineinlegen.
     
    Im Anhang hatte sich die Originalnachricht von rittka66 befunden. Eine Schließfachnummer. Eine dazugehörige Geheimzahl.  
    Nora erinnerte sich, wie die Deutsche Bahn blind dem Vorbild der Französischen Staatsbahnen gefolgt war und die altmodischen, wenngleich zuverlässigen schlüsselbetriebenen Fächer an den deutschen Großbahnhöfen samt und sonders durch neue Modelle ausgetauscht hatte. Nachdem man bezahlt hatte, warfen diese technologischen Wunderwerke einen Beleg aus, auf dem Schließfachnummer und Schlüsselcode aufgedruckt waren. Wollte man seine Habseligkeiten zurückhaben, tippte man auf einem Nummernfeld den Code ein. Die Türen gaben den Inhalt des Faches frei, vorausgesetzt man verwendete den korrekten Code.
    Nora erinnerte sich außerdem, dass auf eine euphorische Anfangsphase der große Katzenjammer gefolgt war. Die Kollegen von der Bundespolizei waren mit Diebstahlsdelikten überhäuft worden, weil findige Ganoven die Geheimzahlen ausspähten, teils sogar mit versteckt im Bahnhof angebrachten Kameras. Abgesehen von großflächig angebrachten Hinweistafeln, auf denen vor Betrügern gewarnt wurde, hatte die Bahn wenig unternommen.
    Schließfächer gab es an drei Standorten im Bahnhof: Am Ausgang Richtung Vorplatz, bei Gleis vierundzwanzig und gegenüber Gleis achtzehn, wo sich auch das von rittka66 angemietete Fach befand. Als Nora dort eintraf, begriff sie auf Anhieb, warum ihr Tauschpartner diesen Ort gewählt hatte: Zwar scannten mehrere Überwachungskameras diese Stelle, aber aufgrund der Menschenmassen, die durch die Bahnhofshalle strömten, war es fast unmöglich, eine einzelne Person zu identifizieren, die ein Schließfach bediente.
    Nora schritt die Reihen der Fächer ab. Große unten, kleine oben. Nummer achthundertfünfundvierzig. Eine Tür aus hellblau lackiertem Stahlblech, mit unflätigen Schmierereien verziert.  
    Nora sah sich um. In unmittelbarer Nähe entdeckte sie niemanden, der sie beobachtete. Aber das hatte nichts zu sagen. Jemand konnte mit einem Fernglas bewaffnet irgend-wo im Bahnhof lauern und jeden ihrer Schritte verfolgen.
    Sie nahm ihr Mobiltelefon und rief eine Nummer an. Ließ es zweimal klingeln. In Windeseile lösten sich einige Männer aus dem Strom der Passanten und sperrten den Bereich um das Schließfach großräumig ab. Wie auf Kommando bildete sich eine Menschenmenge. Neugierige Gaffer tuschelten aufgeregt miteinander, der eine oder andere richtete sich mit einer Dose Bier bereits häuslich ein.
    Kühnast kniete sich vor Nora auf den Boden und klappte seinen Koffer auf. Er entnahm seinem Arsenal einige Utensilien, streifte Einmalhandschuhe über und begann, die Tür des Fachs nach

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