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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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gleichzeitig, ob das wirklich nur ein Schachzug seines Freundes war.
    In Pauls Augen blitzten eine Sekunde lang Zweifel auf. Er zögerte. Sein Blick streifte Kanther, dann Nora und kehrte wieder zu Siegfried Bär zurück. Dann fiel er theatralisch auf die Knie, drehte die Waffe in der Hand, packte sie am Lauf und bot sie gemeinsam mit der Fernbedienung für die elektrische Garrotte seinem wahren Meister dar.
    Siegfried Bär, der Drachentöter, senkte den Kopf und nahm die Opfergaben entgegen.  
    Erst jetzt bemerkte Kanther, dass Siegfried Einweghandschuhe übergestreift hatte.
    *
    Hartmann drückte erneut die Wahlwiederholungstaste auf seinem Handy. Dann schüttelte er genervt den Kopf und funkte Kühnast an. »Ich komme nicht zu Kanther durch, Günther. Ständig heißt es: ›Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar.‹«
    »Wir kriegen hier immer mal wieder ein schwaches Signal rein, Werner. Ich würde es ruhig noch ein paar Mal probieren.«
    Plötzlich kam Bewegung in den Funkverkehr. Die Stimme des Beobachters auf dem Dach sprach schnell, ließ jedoch keinerlei Anzeichen von Unruhe erkennen. Die SEK-Mitglieder waren an unerwartete Wendungen in brenzligen Situationen gewöhnt.
    »Blau an Eins: Da drinnen passiert irgendwas. Es sieht so aus, als ob die Zielperson sich freiwillig entwaffnen würde.«
    »Verstanden, Blau«, antwortete der SEK-Leiter. »Wer über- nimmt die Waffe?«
    »Die andere Zielperson.«
    Hartmann, Richter und der SEK-Leiter sahen sich überrascht an.  
    Hartmann war der Erste, der die Lage kommentierte: »Ein Psychopath übergibt dem anderen Psychopathen seine Waffe … Wir reden hier nicht von einer echten Verbesserung der Lage, oder?«
    Der SEK-Leiter schüttelte langsam den Kopf.
    *
    Kanther atmete erleichtert auf. Siegfried hatte es geschafft, Paul Krüger ohne den Einsatz von Gewalt, lediglich mit der Kraft seiner Suggestion, zu überwältigen.
    Er sah durch das Bogenfenster nach draußen. Die Morgensonne hüllte das Flachdach des gegenüberliegenden Gebäudes in ein warmes orangerotes Licht. Etwas blinkte kurz an der Brüstung auf. Die langen Schwanzfedern einer Elster huschten vor dem Fenster vorbei. Sie hatten es überstanden.
    Dass die Lage in Wirklichkeit in diesem Moment begonnen hatte, komplett aus dem Ruder zu laufen, wurde Kan-ther erst bewusst, als Siegfried ausholte und den Griff der Pistole mit voller Wucht auf das Gesicht des vor ihm knienden Paul Krüger herabsausen ließ. Ein hässliches Knirschen erklang, als Krügers Nasenwurzel und Jochbein brachen. Der Getroffene stieß einen unterdrückten Schrei aus und riss die Hände nach oben. Er warf den Kopf in den Nacken, ein Blutschwall spritzte aus den Nasenlöchern über Hemd und Jacke. Siegfried schlug ein zweites Mal zu, dieses Mal zielte er tiefer. Das stahlharte Magazin von Noras Dienstwaffe spaltete Krügers Oberlippe, schlug die oberen Schneidezähne aus und brach die unteren ab. Er spuckte Blut und Zahnfragmente aus.  
    Kanther wurde übel, als er auf dem Boden vor Krüger einen blutigen Zahn entdeckte. Paul fiel wimmernd auf den Rücken und hielt die Hände schützend vor das Gesicht. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
    Siegfried war unmittelbar nach dem Schlag routiniert zur Seite getreten, damit seine Kleidung keine Blutflecken abbekam. Nun ging er, Paul ignorierend, zu dem kleinen Campingtisch hinüber und riss mit einem Ruck das Papier von der Walze der roten Schreibmaschine. Er überflog den Inhalt des Textes, maß ihm keinerlei Bedeutung bei, knüllte das Papier zusammen und warf es auf die Bühne. Dann musterte er Nora Winter, die hektisch atmend auf ihrem Hocker saß.
    »Siegfried, komm, wir binden sie los und hauen ab. Mach schon!« Kanther versagte vor Anspannung beinahe die Stimme.
    Siegfried nahm die Schreibmaschine in die Hand. Obwohl sie gut vier Kilo wog, hob er sie hoch, als wäre sie ein leerer Pappkarton. So kehrte er zu Krüger zurück. Das Blut war Paul seitlich am Gesicht hinuntergelaufen und sammelte sich nun in einer kleinen Pfütze auf dem Boden. Als er den Drachentöter mit der Schreibmaschine in der Hand und völlig gleichgültigem Gesichtsausdruck auf sich zukommen sah, schluchzte er auf und hielt erneut schützend die Hände über den Kopf. Siegfried baute sich breitbeinig über ihm auf, hob wortlos die Schreibmaschine hoch über seinen Kopf und ließ sie wie ein Fallbeil auf Krüger niedersausen.  
    Kanther schrie entsetzt auf. Das Echo wurde von den Backsteinwänden

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