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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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Waffe von Noras Kopf zu nehmen.
    »Wo ist der Schlüssel?«, rief er in Hartmanns Richtung. Seine Stimme klang vollkommen beherrscht.
    Die Antwort blieb aus. Auf einmal erschien Gideon Richter auf der Bildfläche und schlenderte lässig auf den Wagen zu. In seiner ausgestreckten linken Hand lag deutlich sichtbar der Wagenschlüssel. Siegfried sah abwechselnd zwischen dem Polizisten, Kanther und Nora hin und her. In etwa fünf Meter Entfernung blieb Richter auf Siegfrieds Befehl hin stehen.
    »Werfen Sie den Schlüssel auf den Boden!«
    Richter tat wie geheißen. Der Staub dämpfte das metallische Klirren.
    »Martin, heb ihn auf! Du fährst.«
    Kanther stand ein paar Schritte vor Siegfried und lachte nervös. Er fragte sich, ob Siegfried bemerkt hatte, dass der Schlüssel kein Markenlogo trug. »Ich hab keinen Führerschein, Siegfried. Ich kann nicht fahren.«
    »Dann lernst du es jetzt. Das ist ein Automatik, geht kinderleicht.«
    Kanther blieb wie angewurzelt stehen.
    »Martin, nimm den Schlüssel. Sofort!«
    Kanther schüttelte langsam den Kopf. »Tut mir leid, Siegfried. Ich kann nicht.«
    Siegfried Bär lächelte. »Ja, tut mir auch leid, Martin.«
    Er löste die Waffe von Noras Schläfe und zielte damit auf den Hinterkopf seines Freundes. Kanther konnte beinahe die unheilvolle Kälte spüren, die aus der Schwärze des Mündungslochs strahlte.
    »Du weißt gar nicht, was an dem Abend bei Elena Pawlenko passiert ist, nicht wahr, Siegfried?«, vergewisserte sich Kanther, der wie gebannt in Richters Gesicht sah und sich dabei einbildete, den Polizisten ganz langsam nicken zu sehen. Gut so, schien er ihn anzuspornen, halt ihn hin, lenk ihn ab.
    »Du hast das damals nur gesagt, um mich zu erpressen.«
    Siegfried behielt die Antwort für sich.
    George erhob die Pistole, machte sie fest und richtete die Mündung genau auf Lennies Hinterkopf. Seine Hand zitterte, aber sein Gesicht straffte sich und so wurde die Hand fest. Dann zog er den Hahn. Der Knall hallte die Hügel hinauf und hinab.
    Diese Sätze aus John Steinbecks Roman Von Mäusen und Menschen waren Martin Kanthers letzte bewusste Gedanken. Der Knall lief die Häuserschluchten hinauf und wieder hinunter.

29. März
    Nora Winter, Gideon Richter und Werner Hartmann standen am Eingang des Sitzungszimmers und kamen sich vor wie das Brautpaar und der Brautvater bei der Gratulationsrunde.  
    Die Nachricht von der Abschlussbesprechung der Ermittlungsgruppe Ukraine hatte im Präsidium die Runde gemacht. Jeder Kollege und jede Kollegin aus der elften Kriminaldirektion und noch einige mehr, die in den letzten Wochen mit dem Fall befasst gewesen waren und sich kurzfristig von ihren Verpflichtungen frei machen konnten, pilgerte nun zum Besprechungsraum. Kaum einer ließ es sich nehmen, alle drei mit Handschlag zu beglückwünschen. Noras Gesicht, ein wildes Farbenspiel aus Blau-, Gelb- und Grüntönen, wurde von den Kollegen gebührend bedauert.
    Das Zimmer war brechend voll, die Leute drängten sich hinter den Stühlen an der Wand und sogar bis hinaus auf den Gang. Nora erkannte außer den Mitgliedern der MK 5 – Kühnast, Grauvogel, Hartmann und Richter – auch noch Elizabeta Radvanyi und Broussier, den Referenten des Innenministers. Er hatte am Tisch neben Hartmann Platz genommen und lächelte undurchsichtig. Direkt neben ihm saß, die Ruhe selbst, ein vierschrötiger Kerl Ende dreißig mit früh vergrautem Bürstenhaarschnitt, der sich Nora als Leiter des Spezialeinsatzkommandos vorgestellt hatte, das an ihrer Befreiung beteiligt gewesen war.
    Hartmann schaltete die Beleuchtung aus. Ein Projektor warf eine aktuelle Porträtaufnahme von Siegfried Bär und ein etwas älteres Passbild von Paul Krüger an die Wand hinter ihm.
    Noras Chef wartete, bis der Geräuschpegel und die Aufregung verebbt waren. Dann sagte er: »Wir haben ihn.«
    Obwohl die meisten im Raum den Stand der Ermittlungen bereits aus einer internen Mitteilung erfahren hatten, brandete heftiger Applaus auf. Hartmann genoss den Zuspruch sichtlich und grinste – für ihn ganz unüblich.
    »Eigentlich muss es heißen: Wir haben sie!«
    Die Kollegen lachten.
    »Wir konnten vorgestern, Samstag um kurz nach sieben Uhr morgens, sowohl den Drachentöter von 1989, Siegfried Bär, als auch den Mörder der drei Prostituierten aus dem Bahnhofsviertel und der Taunusanlage, Paul Krüger, dingfest machen. Besonderer Dank gebührt dabei den Kollegen des SEK aus dem K 50 und dem Kollegen Gideon Richter aus der

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