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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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das sei einfacher als im Internet.
    Kanther starrte Siegfrieds Aluminiumtrolley an. Die Polizisten hatten den Inhalt mit etwas vertauscht, das Heroin täuschend ähnlich sah. Solange Siegfried nicht misstrauisch wurde und von dem Pulver kostete, würde er den Unterschied nicht bemerken, hatten die Bullen Kanther zu be-ruhigen versucht. Doch er glaubte nicht, dass man einen Siegfried Bär lange täuschen konnte.
    Er griff in seine Brusttasche und zog die Visitenkarte heraus. Fester Karton, 300-Gramm-Papier schätzungsweise, nicht die billige Pappe, die die Kids aus dem Automaten an der Hauptwache zogen. Er starrte das Logo der hessischen Polizei an, den rot-weiß gestreiften Löwen, den schon die Ludowinger in ihrem Wappen geführt hatten, die altmodische Serifenschrift, mit der ihr Name und ihre Funktion aufgedruckt waren.
     
    Diplom-Psychologin Nora Winter
    Kriminalkommissarin
    Mordkommission 5
     
    Darunter eine unpersönliche Telefonnummer, eine nichtssagende E-Mail-Adresse. Sie hatte handschriftlich ihre Durch-wahl ergänzt.  
    Kanther schob den Stuhl zurück, stand auf, ging zum Telefon und wählte. Sie sei außer Haus, erklärte ihm der Mann mit dem skurrilen Namen Grauvogel. Ob er etwas ausrichten könne?
    Nora Winter solle zurückrufen, er hätte etwas für sie. Ob er wohl etwas genauer werden könne, wollte der Kollege wissen. Nein, könne er nicht, entgegnete Kanther. Und legte auf.
    In der Küche wartete sein Glas, immer noch halb voll. Wann hatte er zum letzten Mal einem Drink so lange widerstehen können? Er konnte sich nicht erinnern.
    Er nahm das Glas, vergrub seine Nase darin und sog erneut den betäubenden Geruch ein. Langsam stand er auf und ging zum Spülbecken. Schüttelte den Kopf und lächelte wehmütig.  
    Was tue ich hier bloß?
    Dann kippte er den Inhalt mit zitternden Fingern in den Ausguss.
    *
    Gideon Richter stand am Fenster seines Büros und sah Noras Mini auf den Parkplatz im Innenhof einbiegen. Kaum war der Wagen unter einer Kastanie zum Stillstand gekommen, drehte Richter sich zu Gisbert um.
    »Richte Hartmann aus, dass ich an der heutigen Sitzung nicht teilnehmen kann. Ich muss weg, bin erst in ein paar Stunden wieder da.«
    »Und wenn er fragt, wo du steckst? Soll ich sagen, du bist mit einer wichtigen Vernehmung beschäftigt?«, erwiderte Gisbert sarkastisch.
    »Sag einfach, du wüsstest es nicht. Wenn ich das bekomme, was ich will, interessiert es ihn sowieso nicht mehr, wie ich es mir beschafft habe.« Richter nahm seine Jacke und eilte aus dem Büro.  
    Gisbert zog den Kopf ein. »Hältst du das wirklich für eine gute Idee?«, rief er Richter hinterher.
    Doch sein Kollege hörte ihn nicht mehr.
    *
    Später erinnerte sich Nora, wie sorgsam die Teilnehmer an diesem Meeting den Blickkontakt untereinander gemieden hatten. Gisbert starrte auf ein kleines schwarzes Notizbuch, das vor ihm auf dem Tisch lag, während er Hartmann davon in Kenntnis setzte, dass Kollege Richter Wichtigeres zu tun hatte, als an der Besprechung teilzunehmen. Nora begutachtete ihre Fingernägel, als sie ihrem Chef weismachte, Agniezkas Überführung in die Pflegefamilie sei so ereignislos verlaufen wie eine Kaffeefahrt. Und Hartmann selbst sah die ganze Zeit missmutig aus dem Fenster und ließ die Anwesenden spüren, dass ihnen die Zeit davonlief und er konkrete Ergebnisse erwartete.
    »Über diese angebliche E-Mail-Adresse von Hermann Rittka, die Kanther uns genannt hat, haben wir nicht viel he- rausgefunden«, berichtete Grauvogel. »Sie ist von einem Com- puter in Frankfurt registriert worden, aber genauere Angaben kann der Provider auch nicht machen. Ein hieb- und stichfestes Identifizierungsverfahren haben die leider nicht.«
    »Was wahrscheinlich genau der Grund dafür ist, dass der Täter diesen Anbieter ausgewählt hat«, warf Nora ein.
    »Was ist bei der Spurensicherung in dem Apartment der Toten herausgekommen?«, wollte Hartmann wissen.
    Kühnast, der Spusi-Techniker, der ständig wegen seiner Namensähnlichkeit mit der Grünen-Politikerin aufgezogen wurde, fasste die Ergebnisse zusammen: »Am Toilettenrand haben wir Spermaspuren gefunden, die aber keine Übereinstimmung mit der BKA-Datei ergeben haben. Ansonsten das Übliche. Haare, Hautschuppen, Schuhabdrücke.«
    »Ist Siegfried Bär überhaupt in der Datei erfasst?«
    »Nein, ist er nicht.«
    »Scheiße.«
    »Die haben wir nicht analysiert. Sollten wir?«
    Die Männer lachten. Kühnast hatte immer schon einen trockenen Humor

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