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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Beilagen. Zwischendurch trank ich immer wieder einen Schluck kaltes Bier, das prickelte und sprudelte und nach Hopfen schmeckte. Das Leben bestand nur noch aus seinen vier Grundelementen: Luft, Essen, ein Getränk und ein guter Freund. Ich stopfte den letzten Happen des Sandwichs in den Mund, leckte mir den Senf von den Fingern und stöhnte dankbar auf. Dann holte ich langsam und tief Atem und stellte fest, dass meine Kopfschmerzen verschwunden waren. »Besser.«
    »Dachte mir schon, dass das helfen würde. Und jetzt erzähl mir von Doktor Purcell.«
    Ich schilderte Henry in groben Zügen die Ereignisse, die zu meiner Entdeckung geführt hatten. Er weiß, wie ich denke, und so konnte ich mir die banalen Einzelheiten schenken. Intuition besteht in erster Linie aus dem plötzlichen Sprung, den der Verstand macht, wenn zwei Elemente verschmelzen. Manchmal ergibt sich die Verbindung durch Herumprobieren; manchmal taucht die ausschlaggebende Frage auch ganz plötzlich und im Widerspruch zu allen bisherigen Überlegungen auf, und die Lösung wird sichtbar. »Ich habe weniger den Wagen entdeckt als vielmehr die Spuren, die er auf seinem Weg den Hügel hinunter hinterlassen hat.«
    »Das wäre dann also das Ende dieses Auftrags.«
    »Ich nehme es an, aber ich habe noch nicht mit Fiona gesprochen.«
    »Und was jetzt?«
    »Das Übliche. Dr. Yee macht morgen früh die Autopsie. Ich weiß nicht, wie viel sie dabei herausfinden, angesichts des Zustands der Leiche. Das Fahrzeug war wahrscheinlich seit dem Abend, als er verschwunden ist, dort im Wasser. Sowie die Obduktion abgeschlossen ist, werden sie vermutlich die sterblichen Überreste verbrennen.«
    »Tut mir Leid, das zu hören. Wirklich ein Jammer.«
    »Es ist vermutlich noch schlimmer, wenn die Fragen unbeantwortet bleiben. Wenigstens weiß seine Familie jetzt Bescheid und kann ihr Leben weiterführen.«
    In dieser Form plauderten wir weiter und spannen unsere Reaktionen und Spekulationen aus, bis das Thema erschöpft war. Henry nahm meinen Teller und trug ihn zur Spüle.
    »Das kann ich doch machen«, sagte ich.
    »Bleib sitzen.« Er ließ heißes Wasser ins Becken laufen und griff nach einem Geschirrschwamm mit Spülmittel im Griff. Er seifte den Teller ein, spülte ihn mit klarem Wasser und stellte ihn ins Abtropfgestell. »Übrigens habe ich heute Abend einen Freund von dir getroffen.«
    »Tatsächlich. Wen denn?«
    Er stellte das Schneidbrett in die Spüle und räumte die Zutaten weg. »Tommy Hevener war bei Rosie’s. Natürlich war er auf der Suche nach dir, aber wir haben dann doch ein bisschen geplaudert. Er macht einen netten Eindruck und ist eindeutig hin und weg von dir. Er hat eine Menge Fragen über dich gestellt.«
    »Ich hätte auch eine Menge Fragen über ihn. Das ist der Teil meines Tages, von dem ich dir noch nicht erzählt habe.«
    Mit der Hand auf der Kühlschranktür hielt er inne. »Der Ton gefällt mir aber gar nicht.«
    »Alles Weitere wird dir auch nicht gefallen.« Ich wartete, bis er an den Tisch zurückkehrte und sich setzte.
    »Was?«, fragte er mit solchem Unbehagen, als wollte er lieber gar nichts hören.
    »Ich habe erfahren, dass Tommy Hevener und sein Bruder unten in Texas einen Ganoven angeheuert haben, der ins Haus ihrer Eltern einbrechen und die Wertsachen stehlen sollte, darunter Schmuck im Wert von einer Million. Der Einbrecher hat sämtliche Anweisungen befolgt und anschließend das Haus in Brand gesteckt, um seine Spuren zu verwischen. Was die Jungs allerdings zu erwähnen versäumten, war, dass Mom und Dad gefesselt und geknebelt im Wandschrank saßen. Sie sind an Rauchvergiftung gestorben, während um sie herum das Haus abbrannte.«
    Henry blinzelte. »Nein.«
    »Doch.«
    »Das kann ja wohl nicht wahr sein.«
    »Ist es aber«, bekräftigte ich. »Die Versicherungsdetektivin — eine Frau namens Mariah Talbot — ist heute Morgen in mein Büro gekommen und hat mir die Ausschnitte aus der Hatchet Daily News Gazette gezeigt oder wie zum Teufel das Blatt heißt. Ich habe die Unterlagen im Büro gelassen, sonst könntest du sie dir selbst ansehen.«
    »Aber wenn das stimmt, warum sind die beiden dann auf freiem Fuß?«
    »Es gab nie genug Beweise, und da die Brüder nie vor Gericht gestellt wurden, konnten sie auch noch die Feuerversicherung, die Lebensversicherung und die Erbschaft kassieren. Alles in allem haben sie etwa zwei Millionen Dollar abgesahnt. Ihre Tante und die Versicherungsgesellschaft bereiten eine Zivilklage vor und

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