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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Joel und ich — kennen Sie Joel?«
    »Ich bin ihm einmal begegnet. Und ich kenne seine Frau.«
    »Dana ist toll. Ich bin ganz begeistert von ihr. Joel und mir gehört die Einrichtung über eine Firma namens Century Comprehensive, die sich in erster Linie mit Grundstückserschließungen befasst, obwohl wir auch mit anderen Projekten zu tun haben. Genesis hat das Gelände von uns geleast. Außerdem erledigen sie das gesamte Rechnungswesen: Verbindlichkeiten und Außenstände, Medicare, Medicaid und dergleichen.«
    »Und inwiefern hat Dow gepfuscht?«
    »Das versuchen wir ja gerade herauszufinden.«
    »Ich dachte nämlich, wissen Sie... dass von Gesetzes wegen Ihre Firma und die Betreibergesellschaft völlig getrennte Unternehmen sein müssen.«
    »Stimmt. Aber Genesis kann sich nur auf die Daten stützen, die von Pacific Meadows kommen. Niemand von der Betreibergesellschaft ist vor Ort. Wenn Dow Rechnungsbeträge abgesegnet und weitergeleitet hat, dann hat ihm Genesis das abgenommen.«
    »Er hätte ihnen also erzählen können, was er wollte.«
    »Hätte er und hat er.«
    »Wie ist man ihm auf die Spur gekommen?«
    »Das wissen wir nicht. Vielleicht war es ein Vormund oder ein Angehöriger eines Patienten, dem die Unstimmigkeiten aufgefallen sind und der sich telefonisch beschwert hat.«
    »Was, bei Ihnen?«
    »Bei Medicare.«
    »Es hat ihn also jemand verpetzt. Pech für ihn. Und dann sind die Buchprüfer auf den Plan getreten und der Sache nachgegangen.«
    »Das vermuten wir. Momentan wissen wir nicht, was sie in Händen haben.«
    »Was, wenn sich herausstellt, dass er es gar nicht war?«
    »Sein Ruf ist trotzdem ruiniert. In einem Ort von dieser Größe ist es fast unmöglich, seinen guten Namen wieder herzustellen, wenn man erst einmal durch Gerüchte beschädigt ist. Die Leute bleiben zwar höflich, aber es ist der Todesstoß.«
    »Dann sah aus Dows Perspektive wohl alles hoffnungslos aus, ganz egal, wie es ausging.«
    »Mehr oder weniger.«
    »Was, wenn sich herausstellt, dass er unschuldig war?«, fragte ich erneut.
    »Es bleibt so oder so an uns hängen.« Er sah auf die Uhr, stellte seinen Teller beiseite und stand auf. »Tja, jetzt muss ich mal nach meiner Frau suchen. War nett, mit Ihnen zu plaudern, Kin-sey. Ich hoffe, unsere Wege kreuzen sich in glücklicheren Zeiten mal wieder.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte ich und hob mein Weinglas. »Danke für den Wein.«
    »Gern geschehen.«
    Ich sah ihm nach, wie er den Raum durchquerte und nach Ce-line Ausschau hielt.
    So ein Lügenbeutel. Joel Glazer hatte an dem Tag, als ich mit ihm gesprochen hatte, mit Broadus telefoniert. Ich hatte sein Büro noch nicht mal richtig verlassen, als Broadus schon über meinen Besuch informiert worden war. Was er mir jetzt über ihre geschäftlichen Probleme erzählt hatte, war fast Wort für Wort die gleiche Geschichte, die ich auch von Joel gehört hatte.

    Als ich in meine Wohnung zurückkam, klingelte das Telefon. Zweimal. Dreimal. Ich schloss auf, ging hinein und schnappte mir den Hörer, bevor sich der Anrufbeantworter einschaltete. Tommy Hevener. Sowie ich seine Stimme hörte, wurde mir klar, dass ich erst hätte horchen sollen, wer dran war.
    »Hey, Babe«, sagte er. »Ich bin’s.« Sein Tonfall war vertraulich und selbstsicher zugleich, als hätte ich den ganzen Tag voller Hoffnung darauf gewartet, von ihm zu hören. Der Klang seiner Stimme versetzte mir einen Adrenalinstoß, der mich hecheln ließ wie ein Hund. Ich musste mir bewusst in Erinnerung rufen, dass ich ihn zwar nicht sehen wollte, aber womöglich seine Hilfe dabei brauchte, Richard zu beruhigen.
    Ich ignorierte seine verführerische Masche und sagte: »Hi. Wie geht’s?« Ganz lässig und unaufgeregt.
    »Was haben Sie denn mit Richard angestellt? Er ist stocksauer auf Sie.«
    Mein Magen schlug einen Salto. »Ich weiß, und das tut mir auch Leid. Ich habe ein schrecklich schlechtes Gewissen deswegen.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Ah. Was ist passiert. Na ja.« Denk, denk, denk, denk, denk. Die Lüge glitt mir von den Lippen. »Lonnie wollte, dass ich hier im Büro bleibe, und hat mir einen Rabatt von fünfzig Prozent auf die Miete angeboten.«
    »Warum haben Sie das nicht einfach gesagt? Das hätte Richard doch verstanden.«
    »Ich kam überhaupt nicht dazu. Er war dermaßen wütend, dass ich nicht mit ihm verhandeln konnte.«
    »Warum haben Sie es nicht mir gesagt? Wir hätten uns etwas einfallen lassen können. Herrgott, und zu allem Überfluss hat er

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