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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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beiläufig eine Schulter, was ich als Zustimmung auffasste. »Ich weiß, dass Sie und Mrs. Delacorte Pacific Meadows etwa zur gleichen Zeit verlassen haben. Sie meinte, die Auswahlmöglichkeiten seien hier sehr begrenzt, was Stellen in der Krankenpflege angeht. Haben Sie einen neuen Job gefunden?« Ich hoffte, es gelang mir, den Eindruck zu erwecken, dass ich ein langes, freundschaftliches Gespräch mit Ms. Delacorte geführt hatte — ganz im Gegensatz dazu, wie es wirklich gewesen war.
    »Ich bin noch auf der Suche. Ich lebe von Arbeitslosengeld, solange ich Leistungen bekomme.« Ihre Augen waren blassgrau und ihre Art lustlos.
    »Wie lange haben Sie in Pacific Meadows gearbeitet?«
    »Fünfzehn Jahre.«
    »Als was?«
    »In der Verwaltung. Ich wurde als Bürokraft eingestellt und habe mich hochgearbeitet. Ich bin auf die Abendschule gegangen und habe schließlich mein Diplom gemacht.«
    »In was?«
    »Krankenhausverwaltung und — finanzierung, was beeindruckender klingt, als es ist. Ich habe mich immer wesentlich mehr für die buchhalterische Seite der Branche als fürs Management interessiert, daher war ich gern dort, wo ich war... mehr oder weniger.«
    »Darf ich Ihnen ein paar Fragen über Pacific Meadows stellen?«
    »Sicher. Ich arbeite ja nicht mehr dort und habe nichts zu verbergen.«
    »Wem hat das Anwesen vor Glazer und Broadus gehört?«
    »Einer Firma namens Silver Age Enterprises. Den Namen des Besitzers wusste ich nie. Es könnte auch mehr als einer gewesen sein. Davor kam noch eine andere Firma namens Endeavor Group.«
    Ich fasste in meine Handtasche, nahm ein kleines, spiralgebundenes Notizbuch heraus, in dessen Rücken ein Bleistift steckte, und notierte mir die beiden Namen. »Waren unter Silver Age dieselben Leute Besitzer und Betreiber des Hauses, oder wurden die beiden Funktionen getrennt gehalten?«
    »Sie waren getrennt. Die Medicaid- und Medicare-Programme traten in den sechziger Jahren in Kraft, und in keinem von beiden waren nennenswerte Maßnahmen zur Verhinderung von Betrug vorgesehen. Die Vorschriften, dass Besitzer und Betreiber deutlich voneinander getrennt sein müssen, entstanden erst gegen Ende der siebziger Jahre, als der Kongress Gesetze verabschiedete, infolge deren Dezernate zur Betrugsprävention eingerichtet wurden — na, viel haben die ja nicht gebracht. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele verschiedene Stellen diesen Kerlen auf den Fersen sind: das Büro des Generalinspekteurs, dann FBI, HHS, HCFA und MFCU — das sind die Abteilungen für Betrugsprävention von Medicare. Schreckt die Betrüger allerdings nicht ab. Schwindler lieben Regeln und Vorschriften. Jedes Mal, wenn man eine Barriere aufbaut, denken sie sich einen Weg aus, um sie zu umgehen. Eine der vielen Herausforderungen des Unternehmergeists«, fügte sie trocken hinzu. »Ich habe dreimal miterlebt, wie Pacific Meadows den Besitzer gewechselt hat, und bei jeder dieser Transaktionen hat sich der Preis nahezu verdoppelt.«
    Ich machte mir eine weitere Notiz und überlegte, wie ich die genauen Zahlen herausfinden könnte. »Haben Sie für Endeavor oder für Silver Age gearbeitet?«
    »Ehrlich gesagt glaube ich, dass Silver Age eine Tochtergesellschaft von Endeavor war. Die Chefin von Endeavor war eine Frau namens Peabody. Sie hat alle ihre privaten Ausgaben über unsere Verbindlichkeiten abgerechnet. Sie hat ihr Haus renoviert und es unter Pacific Meadows als >Instandhaltung und Reparaturen< abgeschrieben. Oder sie hat sich zu Hause neue Vorhänge geleistet und dann behauptet, sie hätte in sämtlichen Patientenzimmern welche angebracht. Lebensmittel, Stromrechnungen, Reisen und Vergnügungen — sie hat keinen Trick ausgelassen.«
    »Ist das nicht illegal?«
    »Größtenteils schon. Manches war vermutlich legal, aber vieles war betrügerisch. Ich habe den Verwaltungsleiter auf ein paar Punkte angesprochen, aber er hat mehr oder weniger erklärt, ich solle mich um meinen eigenen Kram kümmern. Er meinte, der Steuerberater der Firma würde die Bücher regelmäßig prüfen, und es sei alles in Ordnung. Ich wusste, wenn ich auf meinen Einwänden bestanden hätte, wäre ich damals schon geflogen. Es kam mir einfacher vor, den Mund zu halten. Als Silver Age ans Ruder kam, hat eine Zeit lang jemand anders die Bücher geführt. Der wurde dann gefeuert, und ich habe sie wieder übernommen. Damals ist wahrscheinlich einiges frisiert worden, aber ich habe nie herausgefunden, wer dahinter steckte.«
    »Warum

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