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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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einschüchtern ließ. Henry kam im Eiltempo über den Innenhof, den Baseballschläger erhoben und mit so zorniger Miene, wie ich sie noch nie an ihm gesehen hatte. Ich konnte Tommys Absätze mit nachlassender Lautstärke den Gehsteig entlangklacken hören. »Was war das denn? Soll ich die Polizei rufen?«
    »Nicht nötig. Bis die kommen, ist er verschwunden.«
    »Hat er dir wehgetan?«
    »Nein, aber er hat mir eine Heidenangst eingejagt.«
    »Ich finde, du solltest den Vorfall der Polizei melden. Dann haben sie etwas in den Akten, für den Fall, dass er das noch mal macht.«
    »Ich rede am Montag mit Jonah.«
    »Tu mehr als nur reden. Dieser Kerl ist gefährlich. Du musst dir eine einstweilige Verfügung gegen ihn besorgen.«
    »Weil die schon viel nützen wird. Ehrlich, mir fehlt nichts. Hilfst du mir, die Sachen reinzutragen?«
    »Aber sicher. Mach die Tür auf, dann haben wir es in null Komma nichts geschafft.«

    Der Sonntag zeichnete sich durch heftigen Regen und Düsternis aus. Ich verbrachte den Tag im Jogginganzug und mit besockten Füßen unter einer Steppdecke auf dem Sofa. Ich las ein Taschenbuch aus und griff dann nach dem nächsten. Zwei hatte ich noch in Reserve, also war ich gut versorgt. Um fünf klingelte das Telefon. Ich hörte mir die Mitteilung auf Band an, da ich erst wissen wollte, wer es war, bevor ich mich meldete. Fiona. Ich war dermaßen erleichtert, dass ich sie fast ins Herz geschlossen hätte. »Entschuldigen Sie, dass ich gestern nach dem Gottesdienst nicht dazu gekommen bin, mit Ihnen zu sprechen«, sagte sie. »Blanche hat gestern am späten Nachmittag ihr Baby bekommen.«
    »Ja? Herzlichen Glückwunsch. Was ist es denn?«
    »Ein kleines Mädchen. Dreitausendvierhundert Gramm. Sie wollen sie Chloe nennen. Blanche hatte schon bei Dows Trauerfeier Wehen. Sie und Andrew haben den Empfang im Country Club ausfallen lassen und sind direkt ins St. Terry’s gefahren. Es war nicht einmal Zeit, sie in den Kreißsaal zu bringen. Sie brachte das Kind auf einer Liege im Flur zur Welt.«
    »Wow. Das war ja knapp. Und wie geht’s ihr?«
    »Gut. Die Kleine musste noch einen Tag wegen Gelbsucht in der Klinik bleiben, aber der Arzt meint anscheinend, dass das jetzt überstanden ist. Wir holen sie heute Nachmittag nach Hause. Ich habe Blanche angeboten, mich morgen um die Kinder zu kümmern, damit sie sich ein bisschen ausruhen kann. Wenn sie sich doch nur sterilisieren lassen und dem Ganzen ein Ende setzen würde. Sie kann doch nicht ein Kind nach dem anderen kriegen. Das ist ja lächerlich.«
    »Sicher sind Sie froh, dass alles gut gegangen ist.«
    »Offen gestanden rufe ich aus einem anderen Grund an. Als ich gestern Abend ins Krankenhaus gefahren bin, um Blanche zu besuchen, habe ich Crystals weißen Volvo in der Einfahrt eines Hauses in der Bay Street stehen sehen. Sie kennen ja die Gegend. Parkplätze sind Mangelware. Der Krankenhausparkplatz war voll, und ich musste um den Block fahren und mir eine Lücke suchen, sonst hätte ich den Volvo gar nicht gesehen. Natürlich war ich neugierig, deshalb bin ich heute Morgen noch mal hingefahren, und der Wagen stand immer noch da. Ich nehme an, Sie können herausfinden, wessen Haus das ist.«
    »Sicher, kann ich machen. Geben Sie mir doch mal die Adresse.« Ich schrieb mit, während sie sie nannte, und fragte dann: »Warum interessiert Sie das?«
    »Ich glaube, sie zeigt jetzt langsam ihr wahres Gesicht. Sie kennen doch das Gerücht über die Affäre mit ihrem Trainer, diesem Clint Augustine. Ich hatte es schon ganz vergessen, bis ich ihren Wagen sah, aber dann kam ich ins Grübeln. Was auch immer sie treibt, ich finde, man sollte der Sache nachgehen, meinen Sie nicht?«
    »Vorausgesetzt, sie war es.«
    »Auf dem Nummernschild stand riesengroß Crystal.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass sie selbst mit dem Wagen unterwegs war? Es hätte auch sonstwer gewesen sein können.«
    »Das bezweifle ich. Wer denn?«
    »Ich weiß nicht, Rand oder Nica oder jemand vom Personal.«
    »Das hat Melanie auch zu bedenken gegeben, obwohl ich nicht verstehe, warum Sie beide sich die Mühe machen, Crystal in Schutz zu nehmen. Ich habe Detective Paglia angerufen und ihm gesagt, dass Sie der Sache nachgehen würden. Wie ich ihm erklärt habe, ist das genau das, was die Polizei vom ersten Tag an hätte tun sollen.«
    Bestimmt war ihr Detective Paglia für die Anregung dankbar.
    Nach Beendigung des Gesprächs rief ich im Fitnessstudio an, wo Keith an den Apparat kam. Im

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