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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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dunkelblauer Kombi.«

    Die Edenside Road gehörte zu einer kleinen Neubausiedlung, die geschickt in die Ausläufer der Hügel eingepasst worden war — fünf kurvige Straßen, von denen jede als breite Sackgasse endete. Der Bauherr war dem Gelände gefolgt und den Weg des geringsten Widerstands gegangen, indem er die fünf Straßen so in die Konturen des Hügels gebaut hatte, dass sie wie Asphaltbächlein vom höchsten Punkt herunterflossen. Ich kam langsam voran, mit nur 15 km/h, da ich alle zwölf Meter oder so wegen einer Rüttelschwelle das Tempo reduzieren musste. Die Gegend war ideal für Kinder, und ihre Anwesenheit wurde durch die Masse von Buggys, Spielhäusern, Schaukeln, Fahrrädern, Dreirädern, Big Wheels und Skateboards angezeigt, die die Gärten übersäten. Es sah aus, als sei in der Nähe ein Toys »R« Us explodiert.
    Das Haus an der Ecke Edenside und Monterey Terrace war in der Tat ein zweistöckiger Bau im spanischen Haciendastil und besaß einen Vorgarten. Selbst in der zunehmenden Dunkelheit war die Dreiergarage nicht zu übersehen, die aggressiv hervorragte wie ein kämpferisch gerecktes Kinn. Vor meinen Augen ging die Niedervolt-Außenbeleuchtung an und tauchte die Vorderseite des Hauses in Licht. Verputzt war das Haus in grellem Pink, und die Dachziegel bestanden zwar aus Ton, bildeten aber eine Reihe ineinander übergehender S-Formen und stammten eindeutig aus Massenproduktion. Die ursprünglichen Tonziegel, die noch zahlreiche ältere Bauten in der Stadt zieren, weisen heute ein verwaschenes Dunkelrot auf, sind von Flechten überzogen und sehen aus wie Cs, da die Arbeiter sich früher den weichen Ton zum Formen über die Schenkel legten.
    Wie angekündigt, stand ein dunkelblauer Kombi in der Einfahrt. Ich hielt am Straßenrand, stieg aus, schloss den Wagen ab und ging auf einem Weg aus geschottertem Granit auf das Haus zu. Das Gelände ringsum war gegen Dürre gefeit: nichts als Kies und Beton, hier und da aufgelockert von einzelnen Kakteen und überdimensionalen Sukkulenten. Ich drückte ein kleines Eisentor auf und überquerte den mit Platten ausgelegten Vorgarten. Ein pseudo-spanischer Brunnen verspritzte mit Hilfe einer Umwälzpumpe sein Wasser.
    Ich drückte auf die Klingel. Sofort vernahm ich schrille Schreie, Hundegebell und das Getrappel von Füßen, während eine Horde kleiner Menschen um die Ehre rangelte, für mich den Butler spielen zu dürfen. Als die Tür aufging, drehte sich ein Mädchen von etwa fünf Jahren um, um den vierjährigen Jungen hinter sich zu ohrfeigen. Binnen Sekunden flogen Fäuste durch die Luft, und die Kinder kämpften mit roten Gesichtern und den Tränen nahe um die Herrschaft über den Türknauf, während sie sich gegenseitig schubsten und mit braunen, hartsohligen Schuhen traten. Unterdessen hüpften zwei hyperaktive Jack-Russell-Terrier auf und ab wie auf Sprungfedern. Dadurch fiel das Kleinkind, das als Letztes kam, auf seine Windel und begann zu schreien. Ein zweites Mädchen lief den Flur entlang in den hinteren Teil des Hauses und brüllte: »Mom!! Moommmy! Heather haut Josh, und die Hunde haben gerade Quentin umgeworfen.«
    »Amanda, hab ich dir nicht gesagt, du sollst nicht quengeln? Josh kann auf sich selbst aufpassen. Und jetzt kümmere dich bitte um deinen eigenen Kram und hör auf zu petzen, sonst machst du mich wahnsinnig.«
    Schwankend schleppte sich Blanche herbei. Die Kugel ihres Bauches war so groß, dass sie aussah wie ein missgebildeter Vollmond, der von unsichtbaren Gravitationskräften auf seiner Umlaufbahn gehalten wurde. Ihre Schwangerschaftskluft bestand aus Palazzohosen und einer langen Bluse mit raffinierten Knöpfen und Laschen, beides aus blasser Waschseide. Sie hatte langes blondes Haar, das ihr in feinen, glänzenden Strähnen fast bis zur Taille reichte. Ihr porzellanener Teint war blass pfirsichfarben und ihre Augen blau. Über fein geschwungenen Brauen lag eine hohe Stirn. Sie sah aus wie eine Prinzessin aus den Märchen der Brüder Grimm, wenn man davon absah, dass sie hochschwanger war.
    Sie bückte sich, hob das schreiende Baby auf und setzte es sich auf die Hüfte. Dann nahm sie Heather am Arm, zerrte sie von ihrem Bruder weg und stieß sie in den Flur. »Kinder, geht raus in den Garten. Amanda macht euch ein paar Crackers mit Erdnussbutter. Ihr könnt draußen eine Kleinigkeit essen. Aber nicht zu viel! Es gibt bald Abendbrot. Und jetzt saust los. Das ist mein Ernst. Alle nach draußen!«
    »Aber Mo-om, es ist dunkel

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