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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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nicht tue.
    »Ms. Millhone?«
    »Ja.« Wenn das jetzt jemand war, der mir etwas verkaufen wollte, würde ich ein ganz schlimmes Wort sagen.
    »Hier ist Blanche McKee.«
    Drei Sekunden verstrichen. Der Name sagte mir nichts. Ich rieb mir das Gesicht und fragte: »Wer?«
    »Die Tochter von Fiona Purcell. Ich habe gehört, dass meine Mutter Sie engagiert hat. Ich wollte Ihnen nur sagen, wie erleichtert wir alle sind. Wir haben sie zu diesem Schritt gedrängt, seit Daddy verschwunden ist.«
    »Ach so. Entschuldigung. Ich konnte mit Ihrem Namen nichts anfangen. Guten Tag.« Matt setzte ich mich auf und zog die Steppdecke um mich wie ein Stammesgewand.
    »Guten Tag. Ich hoffe, ich störe nicht. Ich habe Sie doch nicht geweckt, oder?«
    »Ganz und gar nicht«, log ich. Natürlich weiß jeder, dass man geschlafen hat, ganz egal, wie ernsthaft man auch das Gegenteil behauptet.
    Offenbar hatte Blanche beschlossen, mich beim Wort zu nehmen, und fuhr fort: »Ich weiß nicht genau, was meine Mutter Ihnen erzählt hat — wahrscheinlich eine ganze Menge. Aber falls ich Sie irgendwie unterstützen kann, tue ich das natürlich gern. Hat sie meine Freundin Nancy erwähnt?«
    »Ich glaube nicht. Der Name sagt mir nichts.«
    »Das hatte ich befürchtet. Meine Mutter neigt zum Zynismus, wie Sie vielleicht schon gemerkt haben. Nancy ist kürzlich nach Chico gezogen, aber man kann sie jederzeit telefonisch konsultieren.«
    »Nancy. Das ist gut. Ich notiere es mir.« Wer auch immer Nancy war.
    »Ich nehme an, Sie werden auch wissen wollen, was ich persönlich für einen Eindruck von der Sache habe.«
    »Sicher. Ich meine, irgendwann einmal. Das wäre prima.«
    »Ich bin ja so froh, dass Sie das sagen, weil ich schon dachte — also, wenn Sie heute Nachmittag etwas Zeit haben, möchten Sie sich vielleicht mit mir treffen, damit ich Ihnen meine Bedenken schildern kann.«
    Ich zögerte. »Ah. Na ja. Wissen Sie, im Moment bin ich eher an Fakten interessiert als an Eindrücken und Bedenken. Nehmen Sie es mir nicht übel.«
    »Nein, nein. Ich wollte damit nicht sagen, dass ich keine Fakten hätte.«
    »M-hm.« Ich hatte Fionas kaum verhohlene Verachtung für ihre jüngere Tochter, die vierfache und bald fünffache Mutter, nicht vergessen. Andererseits hatte aber Fiona womöglich Blanche von mir erzählt, um meine Beharrlichkeit auf die Probe zu stellen, da ich mich während unseres Treffens schon so damit gebrüstet hatte.
    »Welche Uhrzeit würde Ihnen denn passen?«, fragte Blanche.
    Ich artikulierte das schlimme Wort mit lautlosen Lippenbewegungen und fügte noch ein anderes ausgesuchtes Schimpfwort aus meiner umfassenden Sammlung hinzu. »Einen Moment bitte. Ich sehe mal auf meinen Terminkalender.« Ich hielt mir den Hörer auf die Brust und sah auf die Uhr. Sechs Minuten nach vier. Ich ließ die Zeit verstreichen, während ich so tat, als ginge ich meine zahlreichen Samstagnachmittagstermine durch. Ich verspürte wenig Lust, Blanche zu treffen, erst recht nicht auf Kosten eines erstklassigen Nickerchens. Es war mir zuwider, meinen Bau zu verlassen, und ganz bestimmt hatte ich keine Lust, an einem so feuchtkalten Tag quer durch die Stadt zu düsen. Meine Wohnzimmerfenster waren von der verfrühten Novemberdämmerung bereits grau geworden, und ich konnte den Nieselregen auf die kahlen Zweige fallen sehen, die gegen die Scheiben klatschten. Ich sah erneut auf die Uhr. Sieben Minuten nach vier.
    Ich konnte Blanche atmen hören, und als sie wieder zu sprechen begann, lag ein schneidender Unterton in ihrer Stimme. »Kinsey, sind Sie noch dran?«
    »Ja. Also, es hat leider ganz den Anschein, als wäre ich heute schon ausgebucht. Morgen ginge es. Ich könnte um zehn Uhr bei Ihnen sein.«
    »Das geht bei mir nicht, und am Montag ist es ganz ausgeschlossen. Sehen Sie denn gar keine Möglichkeit, vorbeizuschauen? Ich finde es unheimlich wichtig.«
    Ich für mein Teil fand es unheimlich ärgerlich. Ich konnte Fiona schon vor mir sehen, frisch aus San Francisco zurück, wie sie auf mir herumhackte, weil ich mir nicht die Zeit genommen hatte, Blanche zu befragen. Fünfzehnhundert Dollar, und Sie haben sich nicht mal die Mühe gemacht, mit meiner Tochter zu sprechen? »Ich könnte gegen halb sechs bei Ihnen sein, aber nur eine halbe Stunde lang. Das ist das Äußerste.«
    »Wunderbar. Das passt gut. Wir wohnen oben in der Edenside, Ecke Monterey Terrace. Hausnummer 1236. Es ist ein zweistöckiges Haus im spanischen Stil. In der Einfahrt steht ein

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