Tödliche Gier
Zeit, um seinen Namen in irgendwelchen Unterlagen erscheinen zu lassen. Meine einzige Hoffnung bestand darin, mich systematisch von Freund zu Freund, von Kollege zu Arbeitgeber, von Frau zu Exfrau und von Tochter zu Tochter vorzuarbeiten und nach einem Anhaltspunkt zu suchen. Ich brauchte lediglich einen winzigen Zipfel aus dem Gewebe seines Lebens, eine Schlinge oder einen Riss, den ich so weit aufdröseln konnte, dass er mich zu seinem momentanen Aufenthaltsort führte. Ich beschloss, mich auf die Bereiche zu konzentrieren, die ich im Griff hatte.
Der Sonntag verstrich ereignislos. Ich gab mir den Tag frei und verbrachte die Zeit damit, in meiner Wohnung herumzuräumen und kleinere Hausarbeiten zu verrichten.
Am Montagmorgen stand ich wie gewohnt auf, schlüpfte in Jogginganzug und Laufschuhe und joggte fünf Kilometer. Der Himmel war dicht bewölkt und die Brandung schmutzig braun. Der Regen hatte nachgelassen, doch die Gehsteige waren noch nass, und ich patschte durch seichte Pfützen, als ich die zweieinhalb Kilometer bis zum Badehaus lief, wo ich umkehrte. Die Regenwürmer waren herausgekrochen und lagen wie graue Fäden aus einem alten Mop über dem Gehsteig. Mein Weg war außerdem gezeichnet von Schnecken, die mit dem geballten Optimismus der Unschuldigen den Asphalt überquerten. Ich musste aufpassen, wohin ich trat, um sie nicht zu zerquetschen.
Wieder zu Hause, schnappte ich mir meine Sporttasche und fuhr zum Fitnessstudio. Ich parkte mein Auto in der einzigen freien Lücke, zwischen einem Pick-up und einem Van neuester Bauart. Schon vom Parkplatz aus konnte ich das Klirren der Geräte hören und das Knarren einer Kraftmaschine unter Maximalbelastung. Drinnen wetteiferte die Rockmusik aus den Lautsprechern mit einer morgendlichen Nachrichtenshow aus dem an die Decke montierten Fernseher. Zwei Frauen auf Steppern traten geduldig vor sich hin, während eine dritte Frau und zwei Männer flott auf Laufbändern marschierten, die auf doppelte Geschwindigkeit eingestellt waren. Alle fünf Augenpaare fixierten den Bildschirm.
Ich trug mich ein und fragte beiläufig Keith am Tresen, ob er Clint Augustine kenne. Keith ist Mitte zwanzig und hat einen dynamischen braunen Schnurrbart und einen glänzenden, rasierten Schädel.
»Sicher kenne ich Clint«, antwortete er. »Sie haben ihn wahrscheinlich hier schon gesehen. Ein großer Typ mit weißblonden Haaren. Normalerweise trainiert er morgens um fünf, wenn wir aufmachen. Manchmal kommt er auch erst später mit seinen Klienten, überwiegend verheiratete Tussis. Die sind seine Spezialität.« Keiths periodische Einnahme von Steroiden ließ ihn entsprechend seinem Konsum anschwellen und einschrumpfen. Momentan befand er sich in geschrumpftem Zustand, was ich persönlich bevorzugte. Er war einer dieser Typen mit imposantem Brustkorb und Bizeps, aber reichlich unterentwickeltem Unterkörper. Vielleicht glaubte er, dass er unter der Gürtellinie nichts trainieren musste, weil er hinter einer Theke stand.
»Ich habe gehört, er hat mit Crystal Purcell gearbeitet.«
»Ja, eine Zeit lang. Sie sind immer am Spätnachmittag gekommen. Montags, mittwochs und freitags. Ist das nicht die Frau von dem Typen, der vor kurzem verschwunden ist? Mann, das ist ja ‘ne harte Sache. Da ist doch irgendwas faul.«
»Könnte sein«, sagte ich. »Na, ich muss jetzt weiter. Danke für die Info.«
»Keine Ursache.«
Ich zog meine Trainingshandschuhe an und suchte mir ein ruhiges Fleckchen. Dann streckte ich mich auf einer grauen Matte aus und begann mit den Bauchübungen: zweimal fünfzig Sit-ups, die Hände hinter dem Kopf und die gebeugten Beine auf eine Hantelbank gestützt. Ich roch Klebstoffdämpfe, die durch den asphaltgrauen Teppichboden drangen. Die Trainingsgeräte sahen aus wie komplizierte Konstruktionen, die man aus einem Technik-Baukasten für Erwachsene zusammengesetzt hatte: Metallstreben, Schrauben, Seilrollen, Winkelgelenke. Als ich mit meinen Sit-ups fertig war, begann ich mit Beincurlen, der Übung, die ich am meisten hasse. Während ich fünfzehn Wiederholungen abzählte, malte ich mir aus, wie meine Achillessehnen rissen und sich aufrollten wie Jalousien. Ich machte weiter mit Beinstrecken, was höllisch brannte, aber zumindest keine zerstörerischen Nebenwirkungen mit sich brachte. Dann Rücken, Brust und Schultern. Ich beendete mein Training mit Scottbank- und Hantelcurls und sparte mir das beste Gerät für den Schluss auf: Trizepsstrecken, meine
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