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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Quäntchen gesunden Menschenverstand, was den Umgang mit Geld betrifft. Na, ich wollte nicht abschweifen. Ich habe nur zu erklären versucht, wie Dr. Purcell sich in diesen Schlamassel hineinmanövriert haben könnte.«
    »Haben Sie ihm das nicht erklärt?«
    »Mehrere Male. Er schien mir zuzuhören und meiner Meinung zu sein, doch die Irrtümer häuften sich trotzdem weiter.«
    »Aber wenn Sie den Verdacht hatten, dass er versagte, hätten Sie dann nicht selbst zur Betreibergesellschaft gehen können?«
    »Über seinen Kopf hinweg? Nicht, wenn ich meinen Job behalten wollte.«
    »Den Sie ohnehin verloren haben.«
    Mrs. Delacorte presste die Lippen zusammen, und die Farbe stieg ihr in die Wangen. »Ich fühlte mich gezwungen, zu kündigen, als Ms. Bart entlassen wurde.«
    »Glauben Sie, dass Dr. Purcell die Regierung absichtlich betrogen hat?«
    »Das bezweifle ich. Ich wüsste nicht, wie er davon hätte profitieren sollen — es sei denn, er hatte eine geheime Abmachung mit Genesis oder den vielen Lieferanten. Der springende Punkt ist doch, dass Dr. Purcell vor Ort war. Genesis war nicht da und ebenso wenig Mr. Glazer oder Mr. Broadus. Es war seine Aufgabe, und letztlich wird er zur Verantwortung gezogen.«
    »Was glauben Sie, was ihm zugestoßen ist?«
    »Das kann ich nicht beantworten. Da war ich schon weg.«
    »Mir ist immer noch nicht klar, warum Sie keine Beschwerde eingereicht haben. Wenn Tina Bart unter gesetzwidrigen Umständen entlassen wurde, würde das doch eine legitime Klage rechtfertigen, oder nicht?«
    Sie schwieg, und ich sah ihr an, wie sie mit ihrer Antwort rang. »Ich schätze, wir hatten beide keine Lust, uns auf eine öffentliche Auseinandersetzung einzulassen.«
    »Mit wem?«
    »Mit irgendwem«, erwiderte sie. »Die Beschäftigungsmöglichkeiten in Santa Teresa sind begrenzt. Gerüchte sprechen sich rasch herum, vor allem in Medizinerkreisen. Obwohl es viele Ärzte gibt, haben wir nur drei Krankenhäuser. Stellen auf meinem Niveau sind schwer zu finden. Ich bin hier tief verwurzelt, nachdem ich schon fast dreißig Jahre hier lebe. Ich kann es mir nicht leisten, als Unruhestifterin oder Querulantin eingestuft zu werden. Das mag Ihnen jetzt feige erscheinen, aber ich bin Witwe und muss meine betagte Mutter unterstützen. Ich glaube, nun habe ich Ihnen alles gesagt, was ich weiß, also wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen...« Sie begann, sich an den Papieren auf ihrem Schreibtisch zu schaffen zu machen, indem sie einen Stapel hochhob und auf die Kanten stieß, damit die Blätter akkurat aufeinander lagen. Auf ihrem Hals hatten sich wie ein moralischer Ausschlag rote Flecken gebildet.
    »Nur noch eines. Wo ist Tina Bart untergekommen?«
    »Sie sind doch Detektivin. Finden Sie’s raus.«

10

    Als ich ins Büro zurückkam, fand ich einen Zettel vor, auf den Jeniffer geschrieben hatte: »Richard Heaven hat angeruhfen. Bitte zurückruhfen.« Ich merkte richtig, wie ich Herzklopfen bekam, als ich den Flur zu meinem Büro entlangging und die Tür aufschloss. Ich hatte frühestens am Mittwoch damit gerechnet, dass er sich meldete. Ich warf meine Umhängetasche auf den Stuhl und riss den Hörer vom Telefon. Zweimal wurde ich falsch verbunden, bis ich merkte, dass Jeniffer die letzten beiden Ziffern der so mühsam aufnotierten Nummer vertauscht hatte. Beim dritten Versuch erreichte ich Richard und sagte: »Richard, hallo. Hier ist Kinsey Millhone. Ich sollte Sie zurückrufen.«
    »Ach ja. Nett, dass Sie sich gleich melden. Wie geht’s?«
    »Gut. Was gibt’s?«
    »Ähm, na ja, hören Sie. Ich habe mir sämtliche anderen Bewerber angesehen, und keiner davon hat etwas getaugt. Nichts als Blindgänger. Sie können die Räume haben, wenn Sie wollen.«
    »Ehrlich? Das ist ja toll. Das freut mich wirklich. Wann kann ich einziehen?«
    »Ich fahre jetzt gleich rüber. Wenn Sie ein paar Minuten Zeit haben, könnten Sie mir dort vielleicht einen Scheck vorbeibringen. Das wären $1675 einschließlich Reinigungspauschale, ausgestellt auf Hevener Properties.«
    »Klar, kann ich machen. Ich bin gleich auf der anderen Seite der Gasse. Von dem Haus, in dem ich jetzt mein Büro habe, kann ich direkt auf Ihres schauen.«
    »Das wusste ich nicht. Kommen Sie doch einfach vorbei, und sobald der Mietvertrag unterzeichnet ist, gebe ich Ihnen den Schlüssel.« Wie vielen anderen schien es auch ihm unangenehm zu sein, über Geld zu sprechen, und ich fragte mich, wie viel Erfahrung er mit dem Verhältnis zwischen

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