Tödliche Gier
außer Haus suchte. Das Geld ist die Erklärung, die Richard genannt hat, als er ihn ablehnte. Auf jeden Fall könnten sich die Reibereien zwischen den Brüdern zu unseren Gunsten auswirken. Ich hoffe die ganze Zeit, dass einer von ihnen die Nerven verliert und den anderen verpfeift. Wir sind ihnen jetzt seit drei Jahren auf den Fersen, und so dicht wie jetzt waren wir noch nie dran.«
»Und was hat das alles mit mir zu tun?«
»Wir würden Sie gern engagieren, damit Sie etwas für uns erledigen.«
»Und das wäre?«
»Wir möchten, dass Sie beiläufig den Namen eines Hehlers in Los Angeles erwähnen. Er hat ein Juweliergeschäft. Sein Laden macht oberflächlich betrachtet einen legalen Eindruck, aber in Wirklichkeit ist er ein Hehler. Er handelt mit gestohlener Ware, wenn Qualität und Quantität ausreichen, um das Risiko lohnend erscheinen zu lassen. Jetzt, wo ihnen das Geld ausgeht, könnten die Jungs ja vielleicht versucht sein, sich an den Schmuck zu halten, den sie unserer Vermutung nach bis jetzt nicht angerührt haben.«
»Aber über einen Hehler bekommen sie nicht annähernd so viel, wie die Sachen wirklich wert sind.«
»Was haben sie schon für eine Wahl?«
»Wären sie nicht besser bedient, wenn sie versuchten, ein paar der Stücke durch Christie’s oder Sotheby’s versteigern zu lassen?«
»Christie’s oder Sotheby’s würden einen Herkunftsnachweis fordern — einen Beweis dafür, dass der Schmuck wirklich ihnen gehört — , und den können sie nicht liefern. Womöglich versuchen sie auch, die Sachen an einen Privatmann zu verkaufen, was ein weiterer Grund dafür ist, warum wir jetzt unser Tempo beschleunigen.«
»Ich erwähne also diesen Juwelier, und wie geht’s dann weiter?«
»Wir warten ab, ob sie den Köder schlucken, und dann schnappen wir sie. Der Staatsanwalt in Houston hat schon mit dem Büro des hiesigen Staatsanwalts gesprochen, und sie sind zum Eingreifen bereit. Wenn wir erst wissen, dass der Schmuck im Haus ist, beantragen wir einen Durchsuchungsbefehl und gehen rein.«
»Auf welcher Grundlage?«
»Wir haben den Hehler, und der Hehler hat dann zumindest einen Teil des Schmucks. Die Zwillinge werden ihre liebe Mühe haben, das zu erklären.«
»Und wenn sie keinen Kontakt zu ihm aufnehmen?«
»Dann haben wir noch einen anderen Plan, den ich jetzt lieber nicht erläutern möchte. In der Zwischenzeit würden Sie vielleicht gern den Schmuck sehen.« Sie fasste erneut in ihren Aktenkoffer und zog diesmal eine braune Mappe heraus, in der eine Reihe von Polaroidfotos und Schriftstücke steckten, die wie Schätzungen aussahen. Sie sortierte den Stapel durch, legte ein Bild nach dem anderen vor mir auf die Schreibtischkante und rasselte den Bestand herunter. »Eine mehrreihige Halskette mit Brillanten, Schätzwert 120 000 Dollar. Ein Art-Déco-Armband mit Brillanten und Saphiren — das hat einen Schätzwert von 24 000 Dollar. Ein Brillantring mit einem Stein von 7,63 Karat im Wert von 64000 Dollar. Und sehen Sie sich das an: ein Armband mit 86 nach Größe gestaffelten Brillanten. Das liegt irgendwo zwischen 43 000 und 51 000 Dollar. Entschuldigen Sie die Fotos. Das sind nur Polaroids. Die guten Schätzfotos zirkulieren gerade durch Südkalifornien.« Sie legte den Rest der Bilder hin und zählte Preise auf wie ein Firmenvertreter beim Klinkenputzen.
»Was macht Sie so sicher, dass die beiden den Schmuck noch haben?«
»Die Vermutung ist begründet«, erwiderte sie. »Wir wissen, dass sie bei einem hier ansässigen Schlosser einen Safe gekauft haben. Wir gehen davon aus, dass sie den in ihrem Haus eingebaut haben, damit jeder von ihnen den anderen im Auge behalten kann. Das Problem ist nur, dass wir keine legale Möglichkeit haben, das Haus zu betreten.«
»Komisch, dass Sie das sagen. Ich war gestern Abend dort.«
»Wie haben Sie denn das geschafft?«
»Richard war aus. Tommy hat mich mitgenommen und herumgeführt.«
»Sie haben nicht zufällig den Safe gesehen?«
»Leider nein. Sie haben kaum Möbel und keine Bilder an der Wand. Eines kann ich Ihnen sagen — die Alarmanlage ist außer Betrieb. Tommy hat mir erzählt, dass Richard sie so oft ausgelöst hat, dass sie sie schließlich abgeschaltet haben. Jetzt ist sie nur noch Deko.«
»Interessant. Das muss ich mir durch den Kopf gehen lassen. Wann sehen Sie ihn wieder?«
»Überhaupt nicht! Nach allem, was Sie mir erzählt haben?«
»Jammerschade. Wir könnten Ihre Hilfe wirklich gebrauchen. Tommy hat sich schon
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