Tödliche Gier
Mischung aus Rastalocken und Büscheln frisiert, die die Schulleitung sicher entsetzt die Hände ringen ließ. Aber vielleicht war Fitch ja progressiv, ein Internat, das es den Schülerinnen gestattete, sich durch ein ausgefallenes Erscheinungsbild und merkwürdiges Benehmen »selbst auszudrücken«. In der von Körperwärme erhitzten Enge des Wageninneren roch ich Eau de Marihuana und das weibliche Moschusaroma von Unterwäsche, die ein paar Tage zu lange getragen worden ist.
Ich warf einen Blick über die Schulter, beobachtete den Verkehrsfluss hinter mir und scherte auf die Straße ein, sowie die vorbeifahrenden Autos weg waren. Im Rückspiegel konnte ich Paulies davonmarschierende Gestalt sehen, mittlerweile auf das Format eines Spielzeugsoldaten geschrumpft. »Wie alt ist Paulie?«
»Sechzehn.«
»Ich habe gehört, dass sie deiner Mutter nicht besonders behagt. Wo liegt denn das Problem?«
»Mom behagt überhaupt nichts, was ich mache.«
»Warum hast du ohne Erlaubnis das Internat verlassen?«
»Woher haben Sie gewusst, wo ich bin?«, fragte sie zurück und umging so die Frage nach ihrer Schwänzerei.
»Deine Mutter hat es vermutet. Wenn wir an einem Telefon vorbeikommen, möchte ich, dass du sie anrufst und ihr sagst, wo du bist. Sie ist ganz krank vor Sorge.« Ich erwähnte nicht, dass sie außerdem tierisch sauer war.
»Warum übernehmen Sie das nicht? Sie drehen doch eh gleich um und reden mit ihr.«
»Allerdings tue ich das. Du bist minderjährig. Ich habe nicht vor, dein schlechtes Benehmen zu unterstützen.« Schweigend fuhren wir einen Block weiter. Dann sagte ich: »Ich verstehe nicht, was dich so nervt.«
»Ich hasse Fitch. Das nervt mich, falls es Sie überhaupt etwas angeht.«
»Ich dachte, sie hätten dich nach Fitch geschickt, weil du in der staatlichen Schule Mist gebaut hast.«
»Dort war es auch zum Kotzen. Nichts als Spinner und Unterbelichtete. Die waren alle dermaßen doof — ich hab mich zu Tode gelangweilt. Der Unterricht war ein Witz. Ich hab was Besseres zu tun.«
An der Kreuzung überquerten wir die State Street und fuhren in ein Wohnviertel namens South Rockingham. »Und was passt dir an Fitch nicht?«
»Die anderen Mädchen sind alle derartige Snobs. Das Einzige, was sie interessiert, ist, wie viel Geld ihre Fettsäcke von Vätern verdienen.«
»Ich dachte, du hättest Freundinnen.«
»Nee, hab ich nicht.«
»Was ist mit Sherry?«
Leila warf mir einen Seitenblick zu. »Was soll mit ihr sein?«
»Es würde mich nur interessieren, wie es dir bei ihr in Malibu gefallen hat.«
»Gut. Es war lustig.«
»Und Emily?«
»Warum stellen Sie mir diese ganzen Fragen?«
»Deine Mom meinte, das Reiten bei ihr zu Hause hätte dir Spaß gemacht.«
»Emily ist in Ordnung. Sie ist nicht so schlimm wie manche andere.«
»Was habt ihr sonst noch unternommen?«
»Nichts. Käsesandwiches gegrillt.«
Der Zeiger an meinem Lügenmeter schnellte in den roten Bereich. Ich hatte in Leilas Alter wesentlich besser gelogen. »Weißt du, was ich glaube? Ich wette, du hast beide Besuche sausen lassen und das Wochenende mit Paulie verbracht.«
»Ha ha ha«, machte sie.
»Komm schon. Gib’s zu. Was spielt das schon für eine Rolle?«
»Ich muss Ihnen keine Antwort geben, wenn ich nicht will.«
»Leila, du hast mich gebeten, den Mund zu halten. Als Gegenleistung könntest du mir wenigstens die Wahrheit sagen.«
»Und was, wenn ich mich mit Paulie getroffen habe? Was ist schon groß dabei?«
»Was ist mit all den anderen Wochenenden, an denen du angeblich bei Schulfreundinnen warst?«
Wieder verstocktes Schweigen. Ich versuchte es auf andere Weise. »Wie habt ihr euch kennen gelernt?«
»In der Besserungsanstalt.«
»Du warst in der Besserungsanstalt? Wann war das?«
»Letztes Jahr im Juli. Ein paar von uns wurden festgenommen.«
»Weswegen?«
»Die Cops haben was von Rumtreiberei und unbefugtem Betreten gesagt, aber das war Schwachsinn. Wir haben überhaupt nichts gemacht außer Rumsitzen.«
»Wo war das?«
»Keine Ahnung«, sagte sie gereizt. »Das war so ein mit Brettern vernageltes altes Haus.«
»Um welche Uhrzeit?«
»Was sind Sie, der Staatsanwalt? Es war spät, ungefähr zwei Uhr morgens. Die Hälfte der Leute ist davongerannt. Die Cops waren alle total durchgeknallt und haben den Rest von uns festgenommen. Mom und Dow sind gekommen und haben mich abgeholt. Sie waren stinksauer.«
»Und was war mit Paulie? War sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten?«
»Sie sind
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